Geländewagen Mercedes EQG: Die G-Klasse mit E-Antrieb kommt 2024

Es wird für die seit 1979 gebaute G-Klasse ein tiefgreifender Wandel: Ab 2024 wird der Geländewagen auch mit E-Antrieb angeboten. Eine erste Ausfahrt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 145 Kommentare lesen
Mercedes EQG

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 4 Min.
Von
Inhaltsverzeichnis

Für Mercedes gibt es aus unternehmerischer Sicht momentan keinen Grund, die Veränderung beim Fahrenergieträger in der G-Klasse zu forcieren. Das aktuelle Modell war so stark nachgefragt, dass im Frühjahr ein Bestellstopp verhängt wurde. Die Lieferfristen lagen zum Teil bei mehr als zwei Jahren. Trotzdem arbeitet man an einer G-Klasse mit batterieelektrischem Antrieb, die 2024 auf den Markt kommen soll. Bei einer Abstimmungsfahrt mit einem EQG waren wir schon dabei.

Eine G-Klasse gibt es seit mehr als 40 Jahren im Sortiment von Mercedes. Rund 450.000 Stück wurden seitdem verkauft. Wohin die Entwicklung geht, verriet Mercedes schon auf der IAA 2021: Dort war die Studie einer G-Klasse mit batterieelektrischem Antrieb zu sehen. Der Prototyp, mit dem wir unterwegs waren, war noch mit reichlich Folie beklebt. Was sich jedoch schon erkennen lässt: Mercedes wird an der seit 1979 gebauten Grundform nur wenig ändern. Ein radikal neues Design stand bei der Entwicklung nicht zur Debatte. Eine geschlossene Front statt eines überflüssig gewordenen Kühlergrills ist ziemlich wahrscheinlich, dazu kommen leicht überarbeitete Scheinwerfer. Auch gibt es nicht allzu viele Veränderungen. Das abgedeckte Armaturenbrett der Prototypen scheint jedenfalls ähnlich geradlinig zu werden wie bei der aktuellen G-Klasse.

Technisch will sich Mercedes zwei Jahre vor dem Serienanlauf noch nicht in die Karten schauen lassen. Weder zu Motorleistung noch zum Energiegehalt der Batterie wird etwas verraten. Alles unter 200 kW – sowohl in die eine als auch in die andere Richtung – wären allerdings eine handfeste Überraschung. Auch bei der Batterie darf mindestens mit dem gerechnet werden, was aktuell im Mercedes EQE verbaut wird. Das wäre 90 kWh als untere Marke.

Im Gelände wird sich der EQG kaum eine Blöße geben. Schon das Modell mit Verbrennungsmotor kommt abseits befestigter Straßen ziemlich weit. Die G-Klasse ist kein Blender, sondern tatsächlich ein Geländewagen. Der Lithium-Ionen-Akku ist in den robusten Leiterrahmen aus bis zu 3,4 mm dickem Stahl integriert. Das soll die Karosserie nicht nur noch einmal deutlich verwindungssteifer machen, sondern auch für einen niedrigen Schwerpunkt gut sein. Letzteres hilft bei extremen Neigungswinkeln. Um den Speicher bei Bodenkontakt vor Beschädigung zu schützen, wurde eine Unterboden-Abdeckung aus einem besonders widerstandsfähigen Material entwickelt. Etliche Male setzte der Prototyp bei unserer Ausfahrt hart auf Fels und Stein auf – offenbar unbeschadet.

Mercedes EQG (6 Bilder)

Ă„uĂźerlich wird sich der Mercedes EQG nicht dramatisch von den Modellen mit Verbrennungsmotor unterscheiden.

Der Prototyp hat vier einzeln ansteuerbaren Elektromotoren nahe den Rädern. So lässt sich Schlupf je nach Bodenbelag fein regeln. Die elektrische G-Klasse arbeitet sich auch auf extrem steilem und rutschigem Untergrund unaufhaltsam nach oben – die Steigfähigkeit liegt bei bis zu 100 Prozent. Über ein schaltbares Getriebe lässt sich eine Geländeuntersetzung anwählen und der Offroader in einen extra fürs Grobe gedachten "Low Range Modus" bringen.

Der ungewöhnlich aufwendige Aufbau mit vier einzeln ansteuerbaren Motoren bringt noch einen weiteren Vorteil mit sich. Denn der Prototyp kann gewissermaßen auf der Stelle wenden. Der Wendekreis entspricht der Fahrzeuglänge. Erreicht wird das wie bei einem Panzer: Zwei Räder drehen sich vorwärts, die zwei anderen rückwärts. Über die Paddel am Lenkrad lässt sich dirigieren, in welche Richtung es geht. Aktuell funktioniert das durch eine elektronische Sperre nur im Gelände und auf sandigem Untergrund. Auf Asphalt wären die Kräfte zu stark, die auf Reifen und Mechanik einwirken, argumentiert Mercedes. Ob es dieses Feature in das Serienmodell schafft, ist noch nicht entschieden.

Zwei Jahre vor dem Start ist vieles noch Spekulation, eines aber darf als gesetzt angesehen werden: Der EQG wird ein sehr teures Auto. Die aktuelle Preisliste beginnt bei knapp 120.000 Euro, ein Einstandspreis von unter 140.000 Euro für die Ausführung mit batterieelektrischem Antrieb wäre einigermaßen überraschend. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass Mercedes die Grenzen nach oben austesten wird. Denn wenn die Kundschaft das bisherige Preisgefüge in so großer Zahl mitgeht, dass die Produktionskapazitäten ausgeschöpft sind, lässt sie sich vom tiefgreifendsten Wandel, den die G-Klasse seit ihrem Bestehen durchläuft, sicher auch überzeugen.

(mfz)