Fahrbericht Vespa GTS 300: Die Ewige
Kaum ein Fahrzeug ist besser für den Stadtverkehr Italiens geeignet als die Vespa. Bei uns führt sie die Zulassungen an, die neue GTS 300 wird dran anknüpfen.
Der ewige Roller in der ewigen Stadt: Piaggio präsentiert eine neue Vespone
(Bild: Piaggio)
- Ingo Gach
Vespa präsentiert die überarbeitete GTS 300. Die von ihren Fans als "Vespone" bezeichnete, größte Vespa mit einem 24-PS-Motor soll mit frischen Features wie einem TFT-Display, Bluetooth und Keyless-System sowie Feinschliff im Design und in Details wie die Vorderradaufhängung überzeugen. Es gibt die GTS in nicht weniger als 14 Ausstattungs-/Farbvarianten – ein ganzes Wespennest.
Auf den ersten Blick: Eine Vespa
Nur wenige Einspurfahrzeuge besitzen einen derartigen Kultstatus wie die Vespa. 1946 wurde der Ur-Roller vorgestellt und die Produktionszahl liegt bis heute bei über 19 Millionen(!) Exemplaren. Das ist für den Besitzer Piaggio sehr erfreulich, bringt aber bei der Weiterentwicklung Probleme mit sich, denn an der grundlegenden Form der Vespa darf auf keinen Fall gerüttelt werden. So ist auch die neue GTS 300 natürlich weiterhin auf den ersten Blick als Vespa zu erkennen.
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Nur dezente Veränderungen
Der prägnante Beinschild aus Stahlblech – Vespa legt Wert darauf, dass das Chassis komplett aus widerstandsfähigem Stahl und nicht Kunststoff besteht – und die knubbelige Sitzbank sowie das rundliche Heck bleiben selbstverständlich bestehen. Die Änderungen wurden behutsam im Detail vorgenommen. Die "Krawatte" vorne am Beinschild, und die Karosserie wurden dezent überarbeitet, der Vorderradkotflügel und der Sitz vorne minimal schmaler gestaltet, der Sozius erhielt mehr Platz.
Vespa GTS 300 (8 Bilder)

Überarbeitungen im Detail
Die Entwickler verbreiterten den Lenker etwas und versahen ihn mit veränderten Griffen und anders positionierten Bremshebeln. Die Tasten sind nun in zwei verchromte Blöcke eingeteilt, was die Bedienung optimieren soll. Auch die Einarm-Vorderradaufhängung haben sich die Ingenieure vorgenommen für ein verbessertes Ansprechverhalten, die Brembo-Bremsen sind ebenfalls neu.
Die auffälligste Neuerung betrifft aber das Keyless-System. Auf der Rückseite des Beinschilds befindet sich ein Drehknopf. Sobald der Schlüsselbesitzer sich nähert, geht das System in Bereitschaft. Der Knopf muss kurz gedrückt werden, damit das Display erwacht. Dann nach rechts auf "On" drehen, um den Motor per Knopfdruck am Lenker starten zu können.
Zu Hause in Rom
Piaggio wählte als einzig wahren Ort für die Präsentation einer Vespa: Rom. Schließlich war es der Hollywoodfilm "Roman Holiday" (deutscher Titel: "Ein Herz und eine Krone"), der die Vespa 1953 schlagartig weit über die italienischen Grenzen hinaus berühmt machte. Die beiden Hauptdarsteller Audrey Hepburn und Gregory Peck flitzten werbewirksam auf einer Vespa durch Rom. Heute ist eine Fahrt mit der Wespe durch die italienische Hauptstadt aufgrund der gewachsenen, chaotischen Verkehrsverhältnisse eine noch größere Herausforderung als damals. Ein Fahrzeug, dass sich in der Ewigen Stadt gut schlägt, schafft es überall. Kaum überraschend zeigte sich erneut: Nichts eignet sich besser für Rom als die Vespa.
Top-Version mit TFT-Display
Bei der Präsentation hatte ich das Glück, die Top-Version "GTS Super Tech" fahren zu können. Während die "GTS", "GTS Super" und "GTS Super Sport" über einen Tacho mit Zeiger und ein LC-Display verfügen, glänzt die teuerste Version mit einem 4,3 Zoll großen TFT-Display. Per Bluetooth und der Vespa-MIA-App lassen sich die "Super Tech" und "Super Sport" serienmäßig mit dem Smartphone verbinden, bei den anderen beiden Versionen kostet es Aufpreis. Das TFT-Display bietet auch die Möglichkeit, eine Pfeilnavigation darzustellen.
Flink durch den Stadtverkehr
Dass die um Millimeter anders geformte Sitzbank nun einen besseren Bodenkontakt mit den Füßen ermöglicht, kann ich nur bedingt bestätigen. Das 790 mm hohe Sitzkissen fällt immer noch sehr üppig aus und die Schrittbogenlänge ist entsprechend groß. Dennoch dürften alle Staturen über 1,70 m keine Probleme beim Anhalten bekommen.
Der etwas breitere Lenker ermöglicht natürlich bessere Hebelkräfte, allerdings war mangelnde Handlichkeit noch nie das Problem der Vespa. Auf ihren 12 Zoll großen Rädern wuselt sie flink wie ein Kerbtier bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse durch den chaotischen Stadtverkehr von Rom. Es ist allerdings das erste Mal, dass die Vespa GTS 300 hinten breiter bereift ist als vorne, ein Michelin-Pneu in der Dimension 130/70-12 soll an der Hinterhand für mehr Grip in Schräglage sorgen, während vorne ein 120/70-12 seinen Dienst versieht.