Fedora 8 – Werwolf in Freiheit

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Unter dem Namen Codec Buddy entwickelte das Fedora-Projekt das Programm Codeina, mit dem sich die von Fluendo kostenlos vertriebenen Codecs zum Abspielen von MP3-Dateien recht einfach nachinstallieren lassen.

MP3-Untersützung gibt es kostenlos – für alles andere muss man zahlen

Fedora liefert diese Codecs für MP3-Unterstützung nicht direkt mit: Das Fedora-Projekt hat sich eine rein aus Open-Source-Software bestehende Distribution zum Ziel gesetzt, die interessierte Anwender oder Unternehmen als Basis für eigene Distributionen verwenden können, ohne Lizenz-Vereinbarungen mit irgendwelchen Unternehmen treffen zu müssen. Das wäre aber nötig, wenn die Codecs in die Distribution integriert wären, worauf Fedora den Anwender auch hinweist.

Codec Buddy ist im Fedora-Kosmos allerdings nicht unumstritten – einige Anwender und Entwickler fürchten wohl, das Fedora damit die strikte Open-Source-Politik aufgeweicht hat. Dazu dürfte nicht zuletzt auch die Tatsache beitragen, dass sich über Codeina auch kostenpflichtige Codecs kaufen lassen.

Bevor Fedora dem Anwender das Nachinstallieren von Codecs über den Codec Buddy erlaubt gibt es eine Belehrung

Die mit Fedora vertrauten Anwender dürften dem Codec Buddy allerdings kaum Beachtung schenken – mit ATrpms, Freshrpms und rpm.livna.org gibt es RPM-Depots für Fedora, die die für die Wiedergabe von gängigen Audio- und Video-Formaten benötige Software zur einfachen Installation über Yum vorhalten.

Von den Depots muss man aber erstmal wissen – OpenSuse macht es dem Anwender hier leichter und bringt eine Liste von Depots mit, die sich mit einem Mausklick einfach aktivieren lassen; auch bei Ubuntu findet man das Benötigte einfacher. An der Kompliziertheit bei Fedora dürfte sich aber auch in Zukunft wohl nur wenig ändern; erst kurz vor der Veröffentlichung von Fedora 8 stellten die das Projekt beratenden Red-Hat-Anwälte klar, das Fedora allenfalls auf Webseiten mit Add-On-Paket-Depots für Fedora-Pakete verweisen dürfe.

Der Zusammenschluss von Freshrpms und rpm.livna.org mit dem auf Emulatoren oder Spiele ausgerichteten Dribble-Depot zu RPM Fusion sollte eigentlich mit Fedora 8 starten, scheiterte aber am selbst gesetzten Ziel. Das Depot dürfte nun in den kommenden Monaten die drei alten Depots nach und nach ersetzen; bis dahin bieten die drei jeweils noch auf die neue Fedora-Version abgestimmte RPM-Repositories selbst an.

Die bisher erwähnten Neuerungen sind die herausragendsten der neuen Fedora-Version. Doch es gibt noch zahlreiche weitere, weniger offensichtlichere; so wurde etwa die Bluetooth-Unterstützung speziell in GNOME verbessert. Mit dem Software-Installationsprogramm Pirut lassen sich nun auch die Paket-Depots komfortabel verwalten. Über PolicyKit können Anwendungen für bestimmte Aufgaben nun Root-Rechte anfordern; als Log-Daemon nutzt Fedora 8 nun Rsyslog und das Programm zum Aufsetzen der Firewall wurde stark überarbeitetet.

Das Firewall-Konfigurationstool wurde stark überarbeitet

Verschiedene Verbesserungen sollen ferner die Leistungsaufnahme bei Notebooks senken und so die Akku-Laufzeit verlängern. So korrigierten die Fedora-Entwickler zahlreiche Anwendungen der Distribution, sodass sie die CPU nicht unnötig aus den schon nach wenigen Millisekunden angesteuerten Stromsparmodi holen. Ferner integrierten die Entwickler des Gnome Power-Managers Whitelists mit Informationen, welche Notebooks welche Spezialbehandlung benötigen. So soll Suspend-to-RAM (ACPI S3) auf vielen Geräten direkt funktionieren, ohne dass man erst diverse Workarounds ausprobieren muss. Auf Systemen mit Nvidia-Grafikchip deaktivieren die Fedora-Entwickler den S3-Modus allerdings komplett, da der mitgelieferte Nv-Treiber die Nvidia-Grafikchips auf kaum einem System wieder korrekt reinitialisiert.

Um Java-Anwendungen auszuführen, setzte Fedora bislang auf die Classpath-Umgebung. Mit der achten Version übernimmt diese Aufgabe nun IcedTea – deren Entwickler nahmen den von Sun unter der GPL veröffentlichten Java-Quellcode und mischten ihn mit Classpath-Bestandteilen, um eine durchgängig aus Open-Source-Software bestehende Java-Laufzeitumgebung auf die Beine zu stellen. Eine solche soll es auch mit dem Sun-Code in Zukunft geben, bis dahin liegt aber noch einige Arbeit vor den Entwicklern.

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