Fedora 8 – Werwolf in Freiheit

Seite 5: Fedora 8 – Werwolf in Freiheit

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Einige von früheren Fedora-Versionen bekannte negative und positive Eigenschaften der Distribution zeigen sich auch bei der achten Version. So finden sich in den Online-Depots bereits wieder zahlreiche Updates für das seit knapp einer Woche fertig gestellte und jetzt veröffentlichte Fedora 8 – wie bei früheren Fedora-Versionen dürfte dieser stete Fluss an aktualisierten Paketen auch in den kommenden Monaten nicht abreißen. Eine Breitband-Internet-Anbindung ist für Fedora-Anwender daher ratsam.

Manche der Updates schließen Sicherheitslücken. Viele andere Updates sind jedoch schlicht neue Versionen der in Fedora enthaltenen Software. Das unterscheidet Fedora von anderen Distributionen wie OpenSuse oder Ubuntu, die während ihrer rund sechsmonatigen Laufzeit bis zum nächsten Release den Versionsstand der Software weitgehend auf dem gleichen Stand halten. Selbst neue Software und Treiber liefert das Fedora-Projekt gelegentlich als "Update" aus; so finden sich in den RPM-Update-Depots etwa der für verschiedene VIA-Grafikchipsätze zuständige Openchrome-Grafiktreiber, der es nicht mehr in Fedora 8 geschafft hat.

Bereits zur Vorstellung von Fedora 8 gibt es schon wieder reichlich Updates und sogar schon einige neue Pakete

Selbst bei so zentralen Software-Paketen wie dem Linux-Kernel liefert das Fedora-Projekt ab und an aktualisierte Versionen aus, ohne dass Sicherheitslücken geschlossen werden müssten; für Fedora 7 ist etwa seit einigen Tagen die vor einem Monat vorgestellte Linux-Version 2.6.23 als reguläres Update erhältlich. Fedora 8 dürfte diesem Schema ebenfalls folgen und so in einigen Monaten die Versionen 24 und 25 des Linux-Kernels 2.6 mit all ihren derzeit entwickelten neuen Funktionen und den zahlreichen neuen und überarbeiteten Treibern als Update einpflegen. Dadurch verbessert sich die Hardware-Unterstützung stetig. Damit der Anwender bei einem Kernel-Problem nicht mit einem bootunfähigen System da steht, bleibt bei Updates der beim Update laufende Kernel immer parallel installiert.

Ein Upgrade von einer älteren Fedora-Version auf die jetzt vorgestellte ist jedoch wenig komfortabel: Während man diese Aufgabe bei anderen Distributionen im laufenden System durchführt, ist bei Fedora ein Versionssprung offiziell nur über die Upgrade-Funktion der Installations-DVD möglich. Im Fedora-Wiki finden sich allerdings einige Hinweise, wie man ein System im laufenden Betrieb mit dem Paket-Management-Tools Yum auf eine neue Version aktualisiert. Die nächste Fedora-Version soll nach den derzeitigen Planungen einen solchen Upgrade-Weg offiziell unterstützen.

Auch Fedora 8 installiert in der Voreinstellung auf x86-64-Systemen eine Menge Software doppelt in 32- und 64-Bit-Version. Das zieht bei der Update-Flut unnötige Downloads nach sich und verschwendet Platz auf der Root-Partition – denn für den Betrieb von Software wie dem nur als 32-Bit-Anwendung erhältlichen Flash-Player von Adobe/Macromedia sind eigentlich nur wenige der installierten 32-Bit-Pakete nötig.

Wie bei Fedora üblich fehlt proprietäre Software wie RealPlayer, Adobe Reader oder eben Flash-Player; letzteren kann man aber mittlerweile direkt von Adobe über ein Yum-kompatibles Paket-Depot beziehen. Die einzige Nicht-Open-Source-Software in Fedora sind Firmware-Dateien, die unter anderem einige WLAN-Karten benötigen. Das Projekt lässt diese in der Distribution nur zu, weil nicht die Host-CPU, sondern die WLAN-Hardware selbst die Firmware ausführt.

Weitere Informationen:

Bezugsquellen:

* Mithilfe von IP-Lokalisation

Wie bei anderen im Halbjahresrhythmus entwickelten Linux-Distributionen zeichnet sich auch die neue Fedora-Version durch eine Vielzahl evolutionärer Verbesserungen aus. Bei einer Neuinstallation von Fedora ist Fedora 8 daher ab sofort die erste Wahl; viele Anwender dürfte auch ein Update von der Vorversion locken. Insbesondere Fedora-Core-6-Nutzer sollten ohnehin über eine Aktualisierung nachdenken: Der Support dafür endet Anfang Dezember.

Revolutionäre Neuerungen finden sich bei der im Test ansonsten ohne größere Auffälligkeiten gelaufenen Distribution allerdings nur wenige. Etwa die ersten Teile des GNOME-Online-Desktops sowie PulseAudio – letzteres löst endlich einige der seit Jahren bestehenden Probleme bei der von Audio-Ausgabe. Daher soll es möglicherweise auch in den nächsten Versionen von OpenSuse und Ubuntu Standardmäßig zum Einsatz kommen.

Durch die sehr vorsichtige Herangehensweise im Bezug auf Patent- und Lizenzrechtliche geschützte Software und die selbst auferlegte Beschränkung auf Open-Source-Software ist Fedora nicht so einsteigerfreundlich wie die beiden größten Konkurrenten. Dafür lockt Fedora durch die hoch aktuelle Software in den Fedora-Paket-Depots, die die Projekt-Betreuer während des Supportzeitraums der Distribution stetig aktualisieren und sogar um neue Pakete erweitern. Durch neue Kernel-Versionen mit all ihren neuen Funktionen und Treibern verbessert sich so die Hardware-Unterstützung gerade für neue oder erst in den kommenden Monaten vorgestellte Hardware bei Fedora permanent – bei anderen Distributionen muss man hier auf das nächste Upgrade warten oder selbst den Compiler anwerfen. (thl) (thl)