Preisbrechende Retro-Enduro Mash X-Ride 650 Trail im Test

Die Mash X-Ride 650 Trail im Stil der legendären Yamaha XT 500 zeigt dank nun geländetauglicher Räder und Reifen echte Enduro-Qualitäten – für unter 6000 Euro.

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Mash X-Ride 650 Trail

(Bild: Ingo Gach)

Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Ingo Gach
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Mit der X-Ride 650 Trail besinnt sich der französische Hersteller Mash auf die Tugenden der günstigen, leichten und beherrschbaren Enduros. Basierend auf der X-Ride 650 Classic von vor drei Jahren mit ihren 17-Zoll-Felgen erhält sie geländetaugliche Radgrößen: vorn rollt sie auf einem 21-Zöller, hinten sind es 18 Zoll, aufgezogen sind grobstollige Enduroreifen. Vorn verzögert ein simpler Doppelkolben-Bremssattel, die Bremsscheibe schrumpft von 320 auf 280 mm. Der Doppelrohr-Auspuff wich einem einzelnen Endschalldämpfer. Und endlich sieht die Maschine genau so aus, wie man sie sich vor drei Jahren gewünscht hat.

Im Gegensatz zur X-Ride 650 Classic, die ich vor zweieinhalb Jahren getestet habe, hat Mash das Instrument nun komplett digital gestaltet, vorher war es ein analoger Tacho mit einem winzigen, integrierten LC-Display. Lobend erwähnen möchte ich die nun versteckt verlegten Kabel und Stecker und die Schweißnähte sind wesentlich sauberer ausgeführt – hier hat der Hersteller erfreulich viel dazugelernt. Auch neu ist der USB-Ladestecker neben dem Zündschloss.

Eigentlich sind das nicht viele Änderungen und doch wirkt die neue Mash komplett anders. Ob die X-Ride 650 Trail auch mehr kann, vor allem im Gelände, zeigt unser Test.

Mash X-Ride 650 Trail (8 Bilder)

Mash bringt eine Enduro im Retro-Design. Ähnlichkeiten mit der Yamaha XT 500 sind wohl nicht zufällig.
(Bild: Ingo Gach)

Wem beim Anblick der X-Ride 650 Trail spontan die legendäre Yamaha XT 500 in den Sinn kommt, liegt sicher nicht ganz falsch. Der leicht tropfenförmige Tank, die golden eloxierten Drahtspeichenfelgen, der Rundscheinwerfer, die weiß-schwarze Farbgebung – alles erinnert an die Urgroßmutter der modernen Enduros. Dazu noch ein Lenker mit Mittelstrebe und ein rundes Instrument. LED in Scheinwerfer, Rücklicht und Blinkern war zu Zeiten der XT 500 noch unvorstellbar.

Einzylinder-Enduros wie die Yamahas XT waren in den 80er- und 90er-Jahren sehr beliebt. Die Alleskönner trugen einen morgens zur Arbeit, am Wochenende durch die Kiesgrube und im Urlaub durch die Sahara. Rund 45 PS Leistung bei etwa 170 kg Leergewicht machten die günstigen Enduros gut beherrschbar – und machten genau deshalb einen Höllenspaß. Die 600 Kubikzentimeter der 1984 erscheinenen Yamaha XT 600 galten als Grenze des Machbaren, lange Federwege waren Pflicht und erste Ideen einer Traktionskontrolle wurden bestenfalls in Professorenkreisen an technischen Hochschulen diskutiert. Doch irgendwann wendeten sich die Hersteller von den unbeschwerten Einzylinder-Enduros ab.

Auf einmal mussten es mindestens zwei Zylinder sein, im Laufe der Jahre kam die Ausstattung eines Luxus-Appartements, eine Leistungseskalation und ein Haufen Elektronik zur Bändigung der ganzen Kräfte und Massen dazu. Rund fünf Zentner Gewicht und geschrumpfte Federwege ließen kaum noch Geländetauglichkeit übrig. Die Preise stiegen in schwindelnde Höhen. Ironischerweise werden diese Fahrzeuge heute als "Adventure Bikes" bezeichnet, dabei besteht bei ihnen das größte Abenteuer im freudlosen Kampf gegen das Umkippen der Schwergewichte.

Die erste Sitzprobe auf der X-Ride 650 Trail fällt vertraut aus, so ähnlich hockte man auch früher auf den Einzylinder-Enduros. Allerdings ist der 12-Liter-Stahltank recht breit geraten, er spreizt die Beine mehr als nötig. Mit 890 mm Sitzhöhe erweist sich die Mash als ziemlich hoch und die Bank ist breiter als früher bei Einzylinder-Enduros üblich, sie ist definitiv nichts für Kurzgewachsene.

Die Sitzposition fällt aber angenehm aus, der Abstand bis zum breiten Lenker passt perfekt und der Kniewinkel ist entspannt. Die Handhebel sind nicht einstellbar, das wäre bei dem günstigen Preis auch zu viel verlangt. Dafür gibt es gezackte Stahlfußrasten und eine Lenker-Mittelstrebe – wie in den 80ern üblich. Die Anzeigen im LC-Display fallen leider sehr klein aus, aber da wenigstens die Geschwindigkeit groß dargestellt wird, will ich mich nicht beschweren, denn bei der X-Ride 650 Trail ist es die einzige wichtige Information.

Kurz den Anlasser gedrückt und der Einzylinder böllert spontan vor sich hin. Sonorer Sound, aber dezente Lautstärke aus dem mattschwarzen Endschalldämpfer, nur 82 dB(A) Standgeräusch, das haben die Entwickler gut hinbekommen. Die Kupplung lässt sich leicht ziehen, der erste Gang vermeldet krachend Anschluss und die Mash setzt sich in Bewegung. Der luftgekühlte 644-cm3-Einzylindermotor entspricht exakt dem der Honda NX 650 Dominator von 1988. Es handelt sich um einen Nachbau des chinesischen Herstellers Shineray, wo die X-Ride 650 Trail im Auftrag von Mash auch komplett gefertigt wird. Allerdings leistet der Motor heute wegen der strengen Euro-5-Norm nur noch 40 statt 44 PS.

Im Stadtverkehr lässt sich die Mash agil bewegen, das 21-Zoll-Vorderrad nimmt ihr nur wenig Handlichkeit. Der Radstand von 1470 mm ist für eine Enduro eher kurz, der Lenkkopf liegt mit 63,5 Grad im Durchschnitt, während der Nachlauf mit 125 mm sehr lang ist. Mit immerhin 50 Nm Drehmoment fordert der Motor keine allzu häufigen Gangwechsel, so dass es sich entspannt durch die City cruisen lässt. Auch auf der Landstraße weiß die X-Ride 650 Trail durchaus zu gefallen.