Oracle boomt mit neuen Software-Lizenzen und Sun-Produkten

Der Software-Konzern, nach der Übernahme des Unix- und Server-Spezialisten Sun auch im Hardware-Geschäft aktiv, kann glänzende Geschäftszahlen vorlegen. Oracle-Chef Larry Ellison sieht sich, trotz Auseinandersetzungen mit der Entwickler-Community, in seiner Strategie bestätigt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Erst der Triumph über SAP vor Gericht, jetzt glänzende Geschäftszahlen: Der US-Datenbank- und Businesssoftware-Konzern Oracle kann nicht klagen, ganz im Gegenteil. Im zweiten Quartal des Oracle-Geschäftsjahrs kletterte der Umsatz um 47 Prozent auf 8,582 Milliarden. Hier machten sich vor allem eine Steigerung des Umsatzes mit neuen Software-Lizenzen um 21 Prozent und die Übernahme von Sun bemerkbar. Der Anteil des Umsatzes mit Hardware am Oracle-Gesamtumsatz beträgt nunmehr 13 Prozent, mit Hardware-Support 7 Prozent; im gleichen Quartal des Vorjahres gab es diese Posten in der Oracle-Bilanz noch gar nicht. Safra Catz, ihres Zeichens Präsident bei Oracle, betonte, dass sich die Geschäfte von Sun weiter verbesserten, die Bruttomarge im Hardwaregeschäft sei auf 53 Prozent gestiegen.

Der Nettogewinn von Oracle stieg im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um 28 Prozent auf 1,870 Milliarden Dollar. Mit den Zahlen übertraf Oracle die Erwartungen der Analysten um Längen. Nach Börsenschluss am Donnerstag verteuerte sich die Aktie um 3 Prozent. Oracle ist die weltweite Nummer zwei bei Unternehmenssoftware nach der deutschen SAP; bei Datenbank-Software ist Oracle die Nummer eins. Mit der Übernahme von Sun ist der Konzern auch unter die Computerbauer gegangen und versteht sich nun als Anbieter von Komplettlösungen für alle Bereiche der Unternehmens-IT.

Gegen den Erzrivalen SAP hatte Oracle erst jüngst einen Sieg errungen. Ein US-Gericht sah es als erwiesen an, dass SAP-Mitarbeiter Daten von Oracle geklaut hatten und verdonnerte die Deutschen zur Zahlung von 1,3 Milliarden Dollar. Zuzüglich Anwaltskosten und von Oracle geforderter Zinsen – die Fälle liegen Jahre zurück – könnte die Summe sogar auf 1,6 Milliarden Dollar steigen. Noch ist das Urteil aber nicht rechtskräftig und SAP erwägt, in Berufung zu gehen.

Oracle-Chef Larry Ellison ist bekannt für seine scharfen Worte gegen die Wettbewerber. Der einst gute Partner Hewlett-Packard ist darüber zum Rivalen geworden; zwischen Oracle und HP besteht mittlerweile ein nur mühsam überdeckter Zwist – nicht zuletzt deswegen, weil Oracle den bei HP geschassten Mark Hurd als Präsidenten eingestellt hat. Und auch jetzt konnte sich Ellison nicht zügeln: Die neuen Sun-Großrechner seien wesentlich leistungsstärker und kosteten dennoch wesentlich weniger als die schnellsten Maschinen von IBM und Hewlett-Packard, merkte Ellison bei der Präsentation der Zahlen an.

Der Konzern will verstärkt Paketangebote aus Soft- und Hardware schnüren und damit der solo aufgestellten Konkurrenz das Wasser abgraben. Oracle habe SAP weitere Marktanteile abgenommen, brüstete sich die fürs Tagesgeschäft zuständige Catz bereits in einer Telefonkonferenz. Tatsächlich wurden die Amerikaner 21 Prozent mehr neue Software-Lizenzen los - eine wichtige Zahl, bedeutet jede neue Lizenz doch auch späteres Servicegeschäft etwa mit Updates. Gleichzeitig ist Oracle aber auch bei einigen seiner Vorhaben mit massiven Widerständen aus der Entwickler-Community konfrontiert: Unter anderem die Auseinandersetzungen um Solaris und vor allem um Java, die bereits zum Ausstieg der Apache Software Foundation aus dem Java Community Process führten, lassen Oracle als einer Art neuer Beelzebub der Software-Branche erscheinen. Adobe bezeichnete Oracle bereits Mitte des Jahres als neue "Achse des Bösen" – diese Position habe der Konzern von Microsoft übernommen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Oracle in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils mit dem Juni.)

Quartal Umsatz Netto-
gewinn
2/04 2,5 Mrd. 617 Mio.
3/04 2,5 Mrd. 635 Mio.
4/04 3,1 Mrd. 990 Mio.
1/05 2,2 Mrd. 509 Mio.
2/05 2,22 Mrd. 815 Mio.
3/05 3,0 Mrd. 540 Mio.
4/05 3,88 Mrd. 1,02 Mrd.
1/06 2,91 Mrd. 519 Mio.
2/06 3,3 Mrd. 798 Mio.
3/06 3,5 Mrd. 765 Mio.
4/06 4,85 Mrd. 1,30 Mrd.
1/07 3,6 Mrd. 670 Mio.
2/07 4,163 Mrd. 967 Mio.
3/07 4,414 Mrd. 1,033 Mrd.
4/07 5,828 Mrd. 1,604 Mrd.
1/08 4,529 Mrd. 840 Mio.
2/08 5,313 Mrd. 1,303 Mrd.
3/08 5,349 Mrd. 1,340 Mrd.
4/08 7,239 Mrd. 2,037 Mrd.
1/09 5,331 Mrd. 1,077 Mrd.
2/09 5,6 Mrd. 1,3 Mrd.
3/09 5,453 Mrd. 1,329 Mrd.
4/09 6,861 Mrd. 1,891 Mrd.
1/10 5,054 Mrd. 1,124 Mrd.
2/10 5,858 Mrd. 1,458 Mrd.
3/10 6,404 Mrd. 1,189 Mrd.
4/10 9,505 Mrd. 2,364 Mrd.
1/11 7,502 Mrd. 1,352 Mrd.
2/11 8,582 Mrd. 1,870 Mrd.

(jk)