PC-Markt und Surface RT belasten Microsoft

Eigentlich kann Microsoft wieder von guten Umsätzen und Gewinnen berichten. Aber die Prognosen wurden doch verfehlt: Zu schlecht entwickelt sich der PC-Markt, zu schlecht verkauft sich u.a. das ARM-Tablet Surface RT.

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Von
  • Jürgen Kuri

Läuft nicht gut und zwingt Microsoft zu hohen Abschreibungen: das ARM-Tablet Surface RT

"One Microsoft" hatte Firmen-Chef Steve Ballmer ausgerufen und dafür eine größere Reorganisation des Software-Konzerns hin zu einem Komplettanbieter von Geräten und Diensten. Damit soll dann auch Schluss sein mit der Abhängigkeit von Windows und Office als Umsatz- und Gewinnbringern und die boomenden Märkte mit Smartphones und Tablets endlich auch bei Microsoft die Kassen klingeln lassen. Die Verkaufszahlen, die Nokia von seinen Lumia-Smartphones berichtete, dürften Ballmer da auch ganz optimistisch stimmen.

Im vorangegangenen Quartal machte Microsoft trotz Flaute auf dem PC-Markt anständige Geschäfte; nun, angesichts eines weiter schrumpfenden PC-Markts, den Windows 8 auch nicht beleben konnte, sondern nach Ansicht vieler Beobachter sogar belastete, fiel die Bilanz des vierten Microsoft-Geschäftsquartals schlechter als von den Börsianern erwartet aus. Microsoft meinte, die Zahlen zeigten Erfolge vor allem im Geschäft mit Unternehmen, die aber teilweise von der Schwäche des Geschäfts mit Privatleuten aufgewogen würden.

Der Umsatz Microsofts stieg im Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahrs um 10 Prozent auf 19,896 Milliarden US-Dollar. Rechnet man den sogenannten Deferred Revenue für das Office-Upgradeangebot heraus, stieg der Umsatz um 3 Prozent auf 19,114 Milliarden US-Dollar. Beim Deferred Revenue handelt es sich um Einnahmen, die zwar bereits anfielen, aber erst zum Zeitpunkt der Auslieferung der entsprechenden Software in den Bilanzen verbucht werden. Im vorangegangenen Quartal hatte sich Deferred Revenue aus dem Windows-Upgrade positiv auf die Bilanz ausgewirkt, während nunmehr die Einnahmen aus dem Office-Upgrade herausgerechnet werden. Der Netto-Gewinn betrug 4,97 Milliarden US-Dollar, nachdem im gleichen Vorjahresquartal durch Abschreibungen auf die Übernahme von Aquantive ein Verlust von 491 Millionen US-Dollar angefallen war. Der operative Gewinn lag bei 6,073 Milliarden US-Dollar; unter Berücksichtigung des Deferred Revenue lag er bei 5,291 Milliarden US-Dollar, ein Minus von 24 Prozent. Der Gewinn pro Aktie lag bei 59 US-Cent nach einem Minus von 6 US-Cent im Vorjahresquartal.

Für das gesamte Geschäftsjahr 2013 weist Microsoft einen Umsatz von 77,85 Milliarden US-Dollar aus, im Vorjahr lag er bei 73,723 Milliarden US-Dollar. Der operative Gewinn betrug 26,76 Milliarden US-Dollar (Vorjahr: 21,763 Milliarden US-Dollar, der Nettogewinn 21,862 Milliarden US-Dollar (Vorjahr: 16,978 Milliarden US-Dollar).

Dass das Geschäft in den neuen Feldern nicht gerade gut läuft, zeigt eine Abschreibung von 900 Millionen US-Dollar, die die Bilanz belastete und mit dazu beitrug, dass die Prognosen verfehlt wurden: Die Abschreibung wurde auf Lagerbestände des ARM-Tablets Surface RT vorgenommen, das sich offensichtlich nicht so verkauft wie von Microsoft erwartet. Der Konzern hatte zuletzt massive Preissenkungen für das Surface RT verkündet, um die Verkäufe anzukurbeln. Ballmer jedenfalls meinte zu den Geschäftszahlen, man werde in den kommenden Monaten faszinierende neue Geräte vorstellen, sowohl aus Eigenproduktion wie von Partnern. Dazu gehörten neue Tablets und PCs mit Windows 8.1; damit im Verbund mit der Konzern-Reorganisation werde man langfristig erfolgreich sein.

Amy Hood, die Finanzchefin von Microsoft, betonte, dass auch Microsoft unter dem starken Rückgang des PC-Marktes gelitten habe. Aber man habe starke Nachfrage nach den Microsoft-Angeboten für Unternehmen und für Cloud-Dienste verbucht. Aber auch bei Dienstleistungen für Endkunden, etwa für outlook.com, Skype und Xbox Live habe die Nachfrage weiter angezogen. Ob der Konzern erwartet, durch die Berichte, Microsoft habe der NSA unbeschränkten Zugriff auf Dienste wie Skype, outlook.com und Skydrive gegeben, hier Einbußen zu erleiden, darauf ging das Management nicht weiter ein. Microsoft hatte aber schon in den vergangenen Tagen versucht, den Eindruck, man sei williger Gehilfe der Geheimdienste, zu revidieren.

In der Business-Division (Office und Geschäftssoftware) stieg der Umsatz im vierten Quartal im Jahresvergleich um 14 Prozent. Die Sparte Server & Tools wuchs um 9 Prozent, die der Windows-Abteilung um 6 Prozent. Rechnet man den Deferred Revenue für Windows-Upgradeangebote heraus, sank der Umsatz der Windows-Sparte um 6 Prozent; neue Verkaufszahlen zu Windows 8 verkündete Microsoft bei der Vorlage der Bilanz nicht. Die Online-Sparte wuchs um 9 Prozent, vor allem angetrieben durch gestiegene Werbeumsätze mit der Suchmaschine Bing. Für die verzeichnet Microsoft einen Marktanteil in den USA von 17,9 Prozent im Juni. Entertainment & Devices wuchs um 8 Prozent, wobei vor allem der um 20 Prozent gestiegene Umsatz mit Xbox Live zu Buche schlug.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)
Quartal Umsatz Nettogewinn
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.
3/03 7.840 Mio. 2.790 Mio.
4/03 8.070 Mio. 1.920 Mio.*
1/04 8.220 Mio. 2.610 Mio.*
2/04 10.150 Mio. 1.550 Mio.*
3/04 9.180 Mio. 1.320 Mio.*
4/04 9.290 Mio. 2.690 Mio.
1/05 9.189 Mio. (2.901 Mio.) 2.530 Mio **
2/05 10.818 Mio. 3.463 Mio.
3/05 9.620 Mio. 2.563 Mio.
4/05 10.161 Mio. 3.700 Mio.
1/06 9.741 Mio. 3.141 Mio.
2/06 11.837 Mio. 3.653 Mio.
3/06 10.900 Mio. 2.977 Mio.
4/06 11.804 Mio. 2.828 Mio.
1/07 10.811 Mio. 3.478 Mio.
2/07 12.542 Mio. 2.626 Mio.
3/07 14.398 Mio. 4.926 Mio.
4/07 13.371 Mio. 3.035 Mio.
1/08 13.762 Mio. 4.289 Mio.
2/08 16.367 Mio. 4.707 Mio.
3/08 14.454 Mio. 4.388 Mio.
4/08 15.837 Mio. 4.297 Mio.
1/09 15.961 Mio. 4.373 Mio.
2/09 16.629 Mio. 4.174 Mio.
3/09 13.648 Mio. 2.977 Mio.
4/09 13.099 Mio. 3.045 Mio.
1/10 12.920 Mio. 3.574 Mio.
2/10 19.022 Mio. (17.31 Mio. ***) 6.662 Mio.
3/10 14.503 Mio 4.006 Mio
4/10 16.039 Mio. 4.518 Mio.
1/11 16.195 Mio. 5.410 Mio.
2/11 19.953 Mio. 6.634 Mio
3/11 16.428 Mio. 5.232 Mio.
4/11 17.367 Mio. 5.874 Mio.
1/12 17.372 Mio.
5.738 Mio.
2/12 20.890 Mio. 6.630 Mio.
3/12 17.407 Mio. 5.108 Mio.
4/12 18.059 Mio. -492 Mio.****
1/13 16.008 Mio. 4.470 Mio.
2/13 21.456 Mio. 6.377 Mio.
3/13 20.489 Mio. 6.055 Mio
4/13 19.896 Mio.
4.970 Mio.
* Gewinne unter Bilanzierung der Umstellung auf das neue Aktienprogramm für Microsoft-Mitarbeiter
** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell
*** ohne Deferred Revenue, der durch Einnahmen mit Windows 7 vor der allgemeinen Verfügbarkeit des Betriebssystems erzielt wurde
**** maßgeblich beeinflusst durch Abschreibungen in Höhe von 6,2 Milliarden US-Dollar auf die Übernahme von Aquantive.

(jk)