Fahrbericht VW Abt e-Transporter

Bis sie als E-Auto-Neukonstruktionen erscheinen, sind die drei VW-Transporter-Baureihen als Elektro-Umbauten erhältlich. Wir fuhren den T6.

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VW e-Transporter

Von außen ist dem T6 sein Batterieantrieb nicht anzusehen.

(Bild: Abt)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Elektroautos, auch als Transporter, bieten Vorteile bei der Raumnutzung, wenn sie im Hinblick auf ihren Antrieb konstruiert sind. Der e-Bully, von VW bereits vor drei Jahren als knuffige Studie VW I.D. Buzz vorgestellt, soll in knapp zwei Jahren verkauft werden, der ID Cargo (ein Güter-e-Bully ohne hintere Fenster) noch später. Zwischenzeitlich beliefert Volkswagen seine Kunden mit nachträglich elektrifizierten Transportern. Das Programm umfasst die bekannten Modelle Caddy, Bully und Crafter, die Baureihenbezeichnung bekommt jeweils ein „e“ vorangestellt.

VW e-Transporter (15 Bilder)

Der Transporter mit Batterieantrieb ist interessant für Betriebe, die im urbanen Umfeld ausliefern müssen.

Die Umbauten der beiden kleineren Modelle hat Volkswagen zu seinen Kooperationspartnern Abt und Alko ausgelagert. Abt, traditionell bekannt als Audi-Tuner, baut seit einem Jahrzehnt ein zweites Standbein mit Elektroantrieben auf. Gemeinsam mit Volkswagen Nutzfahrzeuge entwickelte Abt die Elektroversionen von Caddy (Test) und Transporter. Umgebaut werden die beiden Modelle beim Wohnmobilspezialisten Alko in Günzburg. Beide bekommen den gleichen Antrieb. Die Endmontage des elektrifizierten Crafter (Test) hingegen erfolgt im Stammwerk von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover.

Alko in Günzburg baut den aus Hannover komplett zugelieferten Autos ihre Zwei-Liter-Dieselmotoren wieder aus, flanscht den Elektromotor ans Getriebe und schraubt die Batterien an die Karosserie. Der komplette Aggregatewechsel dauert rund einen Tag. Weiterhin wird wie beim Verbrenner die Kraft über das Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderräder übertragen. Dabei sind wegen der überragenden Drehmoment-Elastizität jedoch nur drei Gänge vonnöten. Das ist zumindest ungewöhnlich für ein Elektroauto, von denen die meisten mit einer festen Übersetzung auskommen.

Aktuell ist der e-Transporter nur als Fronttriebler erhältlich, der beliebte, automatisch zuschaltende Allradantrieb wird derzeit nicht elektrifiziert. Dafür liegen zwei Gründe auf der Hand: Das Akkupaket lässt keinen Platz für die Kardanwelle und schränkt die Nutzlast bereits drastisch genug ein. Zudem dürfte sich mit Allradantrieb die ohnehin nicht üppige Reichweite noch weiter verringern. Mehr Platz für eine größere Batteriekapazität steht aber nicht ohne größeren Aufwand zur Verfügung.

Optisch ist der VW Abt e-Transporter von den fossil angetriebenen Modellen weder von außen noch von innen nennenswert zu unterscheiden. Statt des Drehzahlmessers baut Abt eine Energieflussanzeige und eine Ladezustandsanzeige statt der Tankuhr ein.

Mit der E-Maschine hat der T6 83 kW (112 PS) und 200 Nm maximales Drehmoment. Damit geht es immerhin vom Start weg recht flott voran, sofern man am Wählhebel den „S-Modus” aufruft. So kraftvoll und durchzugsstark wie mit dem Selbstzünder ist der E-Antrieb gerade bei höheren Geschwindigkeiten dann aber nicht mehr. Normalerweise ist man aber lediglich mit 48 kW ziemlich geruhsam unterwegs. Doch für lange Autobahnstrecken und ausgiebige Überholvorgänge sind die e-Transporter nicht gedacht – ihre Domäne ist vielmehr der urbane Lieferverkehr ohne lokale Lärm- und Abgasemission.

Doch gerade beim wiederholten Anfahren, wie in der Stadt üblich, fühlt man die eigentlich unnötigen Aktionen des Doppelkupplungsgetriebes beim Einkuppeln und Gangwechseln. Den Vorteil des absolut ruckfreien Anfahrens eines Elektroautos ohne Kupplung und Gangstufen kann der umgerüstete T6 so nicht bieten. Zudem spürt der Fahrer auch eine bisweilen verspätet einsetzende Motorbremswirkung. Die in ihrer Stärke nicht regelbare Rekuperation lässt das leere Fahrzeug kräftig genug verzögern, um ohne Bremsung durch den Stadtverkehr zu kommen. Mit Beladung wird man wohl öfter mitbremsen müssen.

Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei maximal 120 km/h, serienmäßig sind im Interesse der Reichweite 90 km/h vorgesehen. Damit beträgt sie 135 Kilometer, sonst sind es 109. Mit 50 kW Gleichstrom soll der eTransporter von Abt 50 Minuten benötigen, um sein 37,3-kWh-Batteriepaket auf 90 Prozent seiner Leistung zu laden. Fünfeinhalb Stunden werden es an einer 7,2 kW-Wallbox.

Im Gegensatz zum e-Caddy ist der e-Transporter noch schwerer, denn zu dem flach unter dem Ladeboden eingebauten Lithium-Ionen-Akkupaket mit seinen 330 Kilogramm kommt ein 42 Kilogramm schwerer Crashrahmen. Das Ladevolumen von 6,7 Kubikmetern sollte für die meisten Lieferdienste jedoch deutlich wichtiger sein als die größtmögliche Zuladung von immerhin noch einer Tonne 96 Kilogramm.

Die Preise für den VW Abt e-Transporter stehen noch nicht fest. Der kleinere e-Caddy ist zumindest in Deutschland nur als Leasingfahrzeug zu bekommen – ab 293 Euro (netto) im Monat. Der Transporter dürfte noch um einiges teurer werden. Eine Alternative, die in Größe und Nutzlast zwischen den beiden VW-Modellen liegt, ist der Nissan e-NV200 (Test) mit 770 kg Zuladung respektive 4,2 Kubikmetern Laderaum, max. 275 km Reichweite nach NEFZ, 40 kWh und 80 kW und ohne Getriebe-Kompromisse im Antriebsverhalten. Er kostet inklusive Batterie 34.105 Euro.