50 Jahre Tempo 50

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Am Ende geriet Rümmeles Gesetzesvorschlag unter die Räder der Parteipolitik und musste nach der ersten Abstimmung im Dezember 1956 in den Vermittlungsausschuss. Dort blieb von den drei Geschwindigkeitsbegrenzungen nur das Tempo 50 innerhalb geschlossener Ortschaften übrig. Im Juli passierte die Gesetzesvorlage den Ausschuss und sollte zur großen Überraschung der Verkehrsexperten schon zum 1. September umgesetzt werden. Man hatte nicht einmal Verkehrsschilder für das Ende einer geschlossenen Ortschaft entworfen und behalf sich damit, die bekannten gelben Ortsschilder einfach rot durchzustreichen. Dass die Geschwindigkeitsbegrenzung sinnvoll war, zeigte sich schon wenige Wochen nach Einführung der Vorschrift: in Großstädten wie Köln und Stuttgart halbierte sich die Zahl der Verkehrstoten.

30, 50, 100, 130
Die aufgebrachte Diskussion wiederholte sich 1972, als das Tempo 100 für Landstraßen eingeführt wurde. Der ADAC und eine eigens gegründete Auto-Partei machten Front mit dem Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“. Etwas anders sah es bei der Einführung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf Autobahnen im Jahr 1974 aus, Hier bestimmte nicht die Diskussion um Tote und Verletzte, sondern die Ölkrise und die Erfahrung der autofreien Sonntage die Debatte. Als vorläufig letzte Geschwindigkeitsmarke entstand der verkehrsberuhigte Bereich, in Österreich Wohnstraße, in der Schweiz Begegnungszone genannt. Hier darf man nur im Schritttempo (Schweiz: 20 km/h) fahren, aber das ist nicht alles: In den auch Spielstraßen genannten Zonen sind alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt und dürfen sich nicht behindern.

Doch damit nicht genug: In Bohmte, wo die niedersächsische Tiefebene beginnt, ist ein neues Verkehrszeichen aufgetaucht: Shared Space, eine Erfindung des niederländischen Verkehrsexperten Hans Monderman. Sie soll dafür sorgen, dass die Zahl der Verletzten und Verkehrstoten im innerstädtischen Bereich noch weiter sinken kann. Auch hier ist wieder einmal Großbritannien das Vorbild: im London wurde die Kensington High Street zur Shared Space, worauf die Unfallzahlen um 60 Prozent fielen.