Übereifersucht

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Beim Nutzwert wird der B-Corsa-gestählte Schreiber wieder nachdenklich: Der Alt-Opel bietet mit vollwertigem Reserverad 260 Liter Kofferraum und dank neigungsverstellbaren Rückbanklehnen eine hohe Variabilität, während der Karl mit Reifen-Reparatur-Set nur 206 Liter fasst, fixe Lehnen hat und dazu noch eine hohe Ladekante. Davon ist höchstens der Raumnachteil durch die zehn Zentimeter kürzere Karosserie zu entschuldigen und es taucht die Frage auf, warum der 3675 Millimeter kurze Wagen Karl heißt und nicht Kurt. Da nützt dem Karl seine ganze nervöse Selbstdarstellung nur wenig.

Keine frugale Sparkiste

Vielleicht ist es ja unfair, aktuelle Autos mit alten zu vergleichen. Aber es schärft in diesem Fall doch den Blick dafür, dass es sich sogar bei Kleinstwagen nicht mehr um frugale Sparkisten handelt und wie viel inzwischen an der Entwicklung modegetrieben ist. Dazu gehört auch das Bediensystem IntelliLink mit Bildschirmbedienung, für das wir ein weiteres Kapitel folgen lassen.

Der Karl ist ein Produkt, das unter Seinesgleichen weit vorn liegt. Erwachsener als bei den meisten wirken Karosserie und Interieur, der Motor ist gemessen am Segment sparsam und leise, der Fahreindruck ist leichtfüßig zulasten des Komforts und der Nutzwert hebt sich nicht eindeutig ab. Dazu bietet der Karl noch eine weite Spreizung bei der Ausstattung zwischen karg und opulent. Das gilt entsprechend für die Preise. Damit ist der Karl ein Auto, das zwar vom Partner Chevrolet in Korea für eine weltweite Vermarktung gebaut wird, aber von Opel Deutschland ziemlich gut für die Befindlichkeit der hiesigen Kunden abgestimmt wurde. Das sollte zu seinem Erfolg ausreichen. Eifersucht ist jedenfalls unangebracht. (fpi)