Agil, leichtfüßig, fast sportlich: BMWs i3 erzeugt Fahrdynamik mit Leichtbau und Drehmoment

Elektrodynamik

Wenn BMW ein Elektroauto baut, dann sicher nicht als rollende Verzichtserklärung. Wie dynamisch der neue Leichtbau-Flitzer aus Aluminium und Kohlefaserverbund wirklich um die Ecken geht, haben wir ausprobiert

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Erste Ausfahrt mit dem elektrisch angetriebenen BMW i3: Noch ist der Wagen teilweise abgeklebt. 21 Bilder
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

Maisach, 11. Juli 2013 – Auf einem stillgelegten Militärflugplatz in Maisach bei München liegt das Gelände der BMW Driving Academy. Hier steht der i3 für einige Probier-Runden bereit. Noch ist er an einigen Stellen mit Tarnfolie abgeklebt, vor allem die geknickt verlaufende Fensterkante des wegweisenden BMW i3 ist deshalb nur bei genauem Hinsehen zu erkennen. Die Folierung ist das äußere Zeichen einer Vorab-Premiere, denn hätte BMW sein neues Elektroauto schon ganz gezeigt, bekäme der Autobauer Argumentationschwierigkeiten auf der offiziellen Vorstellung. Die Presse-Präsentation des ungetarnten Autos ist für den 29. Juli in London geplant, die Publikumspremiere im September auf der IAA in Frankfurt. Die Tarnungsreste müssen also sein, beeinträchigen aber nichts von der Funktion – und um die geht es hier – vollumfänglich.

Euphorisierende Beschleunigung

Nach Drücken der Start-Taste summt es einige Sekunden: Die Systeme fahren hoch. Ich drehe den Knubbel rechts hinter dem Lenkrad, der an den legendären Bediensatelliten des Citroën Visa erinnert, nach vorn. Damit ist der Vorwärtsgang gewählt. Pedal to the Metal (oder besser "to the Carbon") und der i3 schießt leise sirrend nach vorn. 250 Nm Drehmoment drücken mich aus dem Stillstand in den straffen Sitz, in 7,2 Sekunden ist der Wagen auf Tempo hundert. Das fühlt sich spektakulärer an, als es sich vielleicht liest – denn diese Art der Beschleunigung erzeugt ein euphorisches Gefühl im Bauch fast wie im Achterbahn-Looping. Für den Verstand: Während Verbrennungsmotoren erst mit steigender Motordrehzahl Leistung entwickeln, steht sie beim E-Motor von Anfang an zur Verfügung. Was für ein Unterschied!

Fahrdynamisch

Die BMW-Techniker haben mit Pylonen einen Handling-Parcours abgesteckt. Ich werde über Funk aufgefordert, eine Wedelstrecke mit Tempo 30 zu durchfahren. Eine Ausweichbarriere soll ich mit 60 Sachen nehmen, was völlig unspektakulär verläuft. Beim zweiten Mal steigere ich auf 70 und durcheile die scharfe Rechtskurve im Anschluss mit quietschenden Reifen, aber mit Anstand: Der Wagen bleibt neutral bis in den Grenzbereich, schnelle Kurvenfahrten quittiert der i3 nur mit geringem Wanken. Nach drei Runden fordert mich der Instruktor auf, es behutsamer angehen zu lassen, der Workshop dauert noch drei Tage und die Reifen sollen sie noch überstehen.

Agil, leichtfüßig, mit sportlicher Note – so könnte man die Fahreigenschaften vielleicht am besten umschreiben. Sein Geheimnis ist das niedrige Gewicht, bei dem die Alu-Karbon-Bauweise das Batteriegewicht kompensieren und den Schwerpunkt weit absenken kann. Mit nur 1195 Kilogramm Leergewicht (ohne Fahrer) und einer Achslastverteilung von 50 zu 50. Ist der i3 ist ganz offensichtlich kein Verzicht-Vernunftmobil, sondern eines, das mehr Fahrfreude vermitteln kann als manches herkömmliche Auto.