Fahrbericht BMW M140i

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Ja, Allradantrieb hat uns so manches mal gefehlt. Eine Achse kann für die 340 PS schon mal zu wenig sein. Wer Ampelduelle für das Höchste der Gefühle hält, braucht Vortrieb an allen vier Rädern. Wenn die Straße nur minimal feucht ist, tut sich der M140i schon schwer, ebenso beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven oder wenn noch etwas Splitt auf der Straße liegt. Ja, beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven hätten wir uns gelegentlich auch angetriebene Vorderräder gewünscht. Aber spätestens beim Anbremsen auf die nächste Kurve freuen wir uns über das Weniger an Gewicht des Hecktrieblers, und wenn das Heck kontrolliert ausbricht und der Fahrer vor Freude jubelt, ist klar: Der Standardantrieb ist das einzig Wahre. Und während der nächste Kraft-1er sicher ausschließlich allradgetrieben kommt – so wie aktuell übrigens auch alle seine Konkurrenten – haben wir aktuell noch die Wahl und entscheiden uns für das Unvernünftige, leicht Verruchte, das den Hinterachsantrieb umgibt.

Weitgehend alltagstauglich

Im Gegensatz zu zweisitzigen Porsches geht der M140i trotz seiner Fahrleistungen nicht als reiner Zweitwagen für den Spaß auf der Nordschleife durch, sondern macht auch als Erstwagen eine ganz gute Figur. Er ist auch nicht so kompromisslos wie der Mercedes-AMG A45, mit Vorteilen im Alltag und Nachteilen beim krawalligen Auftritt.

Los geht’s beim Verbrauch. Selten hatten wir es so in der Hand (beziehungsweise im Fuß) wie bei diesem 1er, was der Bordcomputer zeigt. Auf der Autobahn in Österreich und auf der Landstraße in der Schweiz kommt der M140i unter Einhaltung der Tempolimits auf gerade einmal 7,1 Liter auf 100 Kilometer. Nicht wenig für einen Kompaktwagen, aber sehr wenig für die Motorisierung. Wenn wir ihm auf den Passstraßen die Sporen geben, reicht es immer noch locker für eine Acht vorm Komma. Wer es wirklich krachen lässt, wann immer der Verkehr es zulässt, sieht eine Zwölf. Zwischen knapp neun und gut zwölf Litern liegt im Alltag die Wahrheit, mit gut elf Litern auf 100 Kilometer lässt sich der M140i bewegen, ohne dass der Fahrer das Gefühl von Verzicht bekommt.

Bei dieser Motorisierung hätte BMW allerdings einen deutlich größeren Tank spendieren können. Mag sein, dass die 52 Liter bei einem 114d mit einem Normverbrauch von 4,1 Litern auf 100 Kilometer für eine Fahrt von Frankfurt bis Rom reichen. Aber beim M140i kann man vor allem auf der Autobahn der Tanknadel beim Wandern zuschauen. Wenn es gut vorangeht, kommt man mit einer Tankfüllung keine 400 Kilometer weit – und das erinnert schon ein wenig an die Sorgen von Elektroauto-Käufern.

Was haben sich die Entwickler allerdings dabei gedacht, dem M140i keinerlei Temperaturanzeige zu verpassen?! So ein Auto, so ein Motor will gepflegt und warmgefahren werden. Vermutlich wissen das die Entwickler ganz genau und dieser Verzicht geht auf die Rechnung der Controller, ist aber auch ganz egal: Schämt Euch! Alle miteinander! Ich will wissen, wie warm das Öl ist, bevor ich Leistung fordern darf. Der A45 AMG zeigt die Temperaturen von Kühlwasser, Motor- und Getriebeöl gleichzeitig an, mahnend in blauen Ziffern, solange noch Schonprogramm angesagt ist. Und BMW? Sagt in der Betriebsanleitung zum Thema Launch Control, dass das nur bei betriebswamem Motor nach etwa zehn Kilometern Fahrt möglich ist. Und hat eine kleine Lampe spendiert, die leuchtet, wenn das Kühlwasser zu heiß wird. Ich kann es nicht fassen.

Innen (fast) alles fein

Der Innenraum ist standardmäßig mit einer Alcantara-Stoff-Kombination ausgekleidet. Was auf den ersten Blick im Vergleich zu Leder vielleicht etwas nach Verzicht aussieht, bewährt sich in der Praxis: Man rutscht nicht auf dem Sitz. Gut, dazu tragen auch die serienmäßigen und erstklassigen Sportsitze ihren Teil bei, die den Fahrer bei Bedarf förmlich einkrallen.

Trotz der engen Abmessungen findet man vorne quasi mit jeder Körpergröße den perfekten Sitz in der Pilotenkanzel, hinten kann es dann aber schon ganz schön eng werden. Das Ein- und Aussteigen verkommt beim Dreitürer zu einer Kletterorgie mit Verrenkungsgarantie. Dafür gibt’s dank rahmenfreier Seitenscheiben vorne einen Hauch Coupé. Bestellen würden wir uns trotzdem den Fünftürer. Nicht nur, weil hinten sitzen ansonsten noch mehr zu einer Zumutung wird, sondern auch, weil die Türen ansonsten so unfassbar lang sind, dass Aussteigen in engen Parklücken auch vorn zur Tortur wird.

Die Verarbeitung gefällt, wenn man von einigen Details absieht. Die Spaltmaße am vorderen Türgriff sind irgendwie daneben, und hier und da kommt billiges Hartplastik zum Vorschein, das nicht so richtig zu einer 340-PS-Rakete für über 50.000 Euro passen will. Insgesamt aber fühlen wir uns pudelwohl im Innenraum – was auch an vielen kleinen Details liegt, die man im Alltag kaum bemerkt. Im Fahrerfußraum gibt es eine seitliche Kniepolsterung, die Gurtschlösser sind auf der Rückseite von Stoff umzogen, damit nichts klappert oder schabt.