Fahrbericht: Vespa Elettrica

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Das Laden selbst ist einfach: Ein Ladegerät ist in die Steuerungselektronik integriert, ein Zweimeter-Spiralkabel mit Schuko-Stecker unterm Sitz stets griffbereit. Vier Stunden dauert es, bis aus „total leer“ ein „randvoll“ wird. 1000 Mal funktioniert das, sagt Piaggio, was einer Fahrtstrecke von rund 70.000 Kilometern entspreche. Denn die durchschnittliche Fahrleistung pro Tag liege irgendwo zwischen 15 und 30 Kilometern, was bei täglichem Gebrauch des Rollers das Laden alle zwei bis vier Tage erfordere. Nach hochgerechnet also etwa 12 Jahren weist der Akku noch 80 Prozent seiner Kapazität auf.

Anhalten kostet

Ein Wort noch zur Reichweite und der Frage, wie stark die Zahl der Stopps unterwegs ins Kontor schlägt: Jeweils 80 Stopps lassen sie um ein Zehntel, also um acht Kilometer, sinken. Zehnmal Anhalten und wieder losfahren kostet also so viel Strom wie ein Kilometer Fahrtstrecke. Dies gilt es zu bedenken, wenn man Aussagen zur möglichen Distanz tätigt. Freilich macht es des Weiteren einen Unterschied, wie schnell man fährt – und aus diesem Grund waren wir mit der über eine Distanz von rund 50 Kilometer gefahrenen Elettrica 70 auch mit höherem Verbrauch unterwegs als mit der Elettrica 45; bei der letztgenannten erreichten wir im Power-Modus, deutlich langsamer gefahren, 74 Kilometer bis zum „Alles aus“, bei der schnelleren Version wären es laut Bordcomputer zehn Kilometer weniger gewesen. Diese Werte sind plausibel. Während die blaue Version ihr Höchsttempo von Tacho 49 km/h leicht erreichte, tat sich die gelbe jenseits von 60 km/h schwer.

Im Energiemanagement der Vespa Elettrica ist eine zweistufige Rekuperationsmöglichkeit enthalten. Spürbare Unterschiede ließen sich während des Fahrens in der Stadt nicht feststellen. Die Einstellung erfolgt über den Bordcomputer, dessen Menü-Struktur insgesamt sinnvoll erscheint. Weil das Rekuperieren das Rückwärts-Fußeln erschwert, gibt es übrigens eine Rückfahrhilfe; sie ist auf 5 km/h limitiert.

Fest verbaute Batterie

Für 6390 Euro erhält der Käufer ein schönes, solide gemachtes Stück Technik. 300 Euro muss drauflegen, wer die Erlaubnis zum Befahren von Kraftfahrstraßen haben möchte, denn so viel kostet die Elettrica 70 mehr als das Basismodell. Als Dreingabe gibt’s dann auch noch ein Kombibremssystem, das gesetzlich vorgeschrieben ist. Konstruktiv sind die Bremsen beider Versionen fast identisch. Dass der Akku fest eingebaut und nicht zum Laden herausgenommen werden kann, dürfte bei der Vespa Elettrica kein echtes Problem darstellen: Nur ein Promillesatz der teuren Vespas muss die Nacht ohne schützendes Dach verbringen. Und wer eine Garage besitzt, hat dort meistens auch eine Steckdose. (chlo)