Fahrmaschinenbau – warum der Toyota GT86 so gut ist

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Der Grund dafür ist Gewichts-Balance. Die Achslast des GT86 ist mit 53 Prozent des Gesamtgewichts über der Vorderachse so ausgelegt, dass Übersteuern durch ein ausbrechendes Heck des Spaßes wegen passiert, aber der Sicherheit wegen problemlos wieder einfangbar ist. Die Auslegung ist derart, dass der GT86 im Schiebebetrieb in einer Kurve harmlos untersteuert. Der typische Autofahrer wird also bei starkem Übersteuern (huch!) komplett vom Gas gehen und sich im Sicherheitsnetz "Untersteuern" wiederfinden statt in dem, was der englische Sprachraum heute selbst beim Auto einen "Tank Slapper" nennt: aufschaukelndes Überkorrigieren, oft am Ende garniert mit einem Dreher. Wie in jedem Auto sind solche Dreher natürlich weiterhin möglich, auch mit ESP, aber sie sind nicht die Unausweichlichkeit, die sie mit vielen Mittelmotorkonzepten für Übersteuereinsteiger werden.

Teilsperrung

Es gibt serienmäßig ein Torsen-Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Es sorgt dafür, dass im Rahmen seiner Auslegung bzw. Einstellung ein maximaler Drehmomentunterschied zwischen beiden Rädern nicht überschritten wird -- es sperrt ab diesem Wert. Einfaches Beispiel: beim Verhältnis 2:1 sperrt das Bauteil, wenn an einem Rad doppelt so viel Drehmoment anliegt wie am anderen. Ohne ein Sperrdifferenzial dreht selbst auf gleichmäßigem Belag das kurveninnere (und damit entlastete) Rad bei einem Drehmoment durch, bei dem eigentlich noch viel Vortrieb durch Kraftübertragung auf dem äußeren Rad möglich wäre. Richtig: Man kann selbst bei einem offenen Differenzial mit einer ESP-Bremsung einen vergleichbaren Effekt erzielen – wenn man keine Kultur hat: Diese Fake-ESP-Sperren verkochen beim schnellen Fahren die Bremsen in kürzester Zeit, verschleißen die Bremsanlage und fühlen sich durch ihre Regelzyklen auch noch schlecht an.

Boxing Day

Machen wir uns nix vor: Der GT86 hat nur deshalb einen Boxermotor, weil Subaru ihn beigesteuert hat. Er hat jedoch gegenüber der wahrscheinlichen Alternative Vierzylinder-Reihenmotor einige Vorteile, die richtig gut ins Konzept passen: Ein Boxer ist so flach wie ein liegender Vierzylinder, aber viel kürzer und obendrein näherungsweise symmetrisch (gut für die Gewichtsverteilung). Der Vierzylinder-Boxer im GT86 ist ein Frontmotor, der weit nach hinten bis beinahe auf die Vorderachse gezogen wurde. Damit entfällt für Subaru die Möglichkeit, einfach eine Allradvariante unterzubringen, es verbessert jedoch die Gewichtsverteilung. Konkret heißt das: Der GT86 trägt mehr als die Hälfte seines Gewichts unterhalb Ihrer Kniescheibe. Dementsprechend sauber liegt der Wagen trotz alltagstauglicher Bodenfreiheit auf der Straße. Umständliche, teure, schwere Wankausgleichssysteme, wie sie intelligente Ingenieure für wenig intelligente Fahrzeugkonzepte (SUV) erdacht haben, können somit entfallen (der GT86 hat normale Stabi-Stangen) und das Ergebnis ist dennoch nicht nur billiger, sondern auch besser. Die niedrige Bauhöhe wird bei 911-Fans für eine kleine Reminiszenz sorgen: Wie beim Porsche schaut man aus dem GT86 über eine vom Sitz aus unsichtbar flache vordere Haube zwischen der aus den Scheinwerferhügeln geformten Kimme auf die Straße. Die Sichtverhältnisse sind auch ansonsten ausgezeichnet.

Für viele Beobachter unerwartet war, dass sich Subaru mit Toyota auf einen Saugmotor geeinigt hat. Ein ATL hätte die Leistung auf gesunde 300+ PS bringen können. Stattdessen stehen 200 unaufgeladene PS an. Auch diese Entscheidung hat außer dem Kostenaspekt mit einfachem, spaßigen Fahrverhalten zu tun. Ein Saugmotor entfaltet seine Leistung normalerweise viel linearer als ein Turbomotor mit seiner satten Drehmomentmitte. Der Boxer hat keine solche Drehmomentmitte. Er hat stattdessen ein laaanges nutzbares Drehzahlband. Um spürbaren Vortrieb zu generieren, schaltet man stets kurz vor dem Moment, in dem die Kolben durch die Felgen brechen wollen. Turbodiesel-Fans können damit nichts anfangen, aber dem Drehzahlfreund gibt das außer einer sehr beherrschbaren Leistung das befriedigende Gefühl, die Karre so richtig auszuwringen. Es gibt dem Sprichwort nach zwei Arten von Fahrern, entspannte und befreite, frei nach: "Hubraum entspannt, Drehzahl befreit". Der GT86 richtet sich eher an befreites Publikum.