Im Test: Seat Ibiza 1.0 EcoTSI Style

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Doch der schlechteste Witz der Preisliste ist das nicht. Denn für die Grundversion des Ibiza mit 65 PS starkem Einstiegsdreizylinder, die für 12.490 Euro in der Preisliste seht, kann man die geteilte Rücksitzlehne ebensowenig haben wie irgendeine andere Sonderausstattung, nach der diese Fake-Version geradezu schreit. Das Recht, Sonderausstattungen zu kaufen, erwirbt man erst mit dem „Reference“-Modell für 1750 Euro Aufpreis. Wohlgemerkt: Da ist kein einziges Ausstattungsdetail mehr enthalten, aber hier darf man zu teuren Preisen aufstocken.

Preisgestaltung

Als durchsichtiges Feigenblatt spendiert Seat dem Einstiegsbenziner in der Linie Reference zehn PS mehr. Ich weiß nicht, was sich die Konzernstrategen und/oder Buchhalter dabei denken. Aber wir halten es nicht für klug, den Kunden mit solch unverfrorenen Respektlosigkeiten zu verärgern. Fakt ist also, es gibt in Wahrheit kein Einstiegsmodell mit 65 PS, der Seat Ibiza beginnt als 75-PS-Version für 14.240 Euro. Wir raten gleich zur Style-Ausstattung zu greifen, die für knapp 2000 Euro mit Radio, Klimaanlage, geteilt umklappbaren Rücksitzlehnen, Lederlenkrad und Leichtmetallfelgen die Dinge enthält, auf die heute die Wenigsten verzichten wollen. Wobei Kollege Martin zum Lederlenkrad notierte: „Wenn das Ziel war, das Leder wie Plastik anfühlen zu lassen, ist das hervorragend gelungen.“

Die 1000 Euro Aufpreis für den 95-PS-Turbomotor sind hervorragend investiertes Geld. 17.190 Euro würden wir also mindestens für einen Ibiza anlegen. Unser sehr gut ausgestatteter Testwagen kam auf 22.290 Euro mit Sound- sowie Navigationssystem, Assistenzpaket, Rückfahrkamera, Voll-LED-Scheinwerfern und vielem mehr. Bei der Preisgestaltung für das LED-Licht ohrfeigt Seat seine Kunden übrigens auch, aber diesmal diejenigen die den teureren Leon kaufen. Das exakt gleiche Scheinwerfer-System kostet im katalanischen Golf 1020 Euro, im Ibiza auf Polo-Plattform aber nur 595 Euro. Der Grund dafür ist ein ganz schlichter: Im Leon werden die Scheinwerfer nahezu von jedem Kunden bestellt und ohne zu Murren teuer bezahlt, im preissensiblen B-Segment, sind die Kunden aber nicht bereit, dafür so viel Geld auszugeben.

Rundum gelungen

Letztendlich erhält man mit dem Ibiza mit Dreizylinder-Turbo und 95 PS ein rundum gelungenes Fahrzeug, das für das Gebotene noch nicht einmal überzogen teuer ist. Arrogante Taschenspielertricks in der Preisliste könnte sich Seat also wirklich sparen. Schade, dass sie darauf nicht selbst kommen. Das Auto selbst ist nämlich ein Sympathieträger. Mehr Auto braucht man sehr selten. Und so markiert der Ibiza den Aufstieg vom Kleinwagenhaften zur Mittelklassequalität – wie damals bei mir.

Die Kosten für die Überführung hat Seat übernommen, jene für Kraftstoff der Autor. (chlo)