Schneller Youngtimer: 25 Jahre Mercedes 190 E 2.5-16 Evo II

Leitwerk-Baby

Die wohl perversesten Erscheinungsformen des Baby-Benz heißen 190 E 2.5-16 Evo und Evo II. Die schwarz-blaue Metalliclackierung ist ebenso Serie wie die Lampen, Rückleuchten, Kühlergrill, Spiegel und weitere Kleinteile, sonst hat der vor 25 Jahren vorgestellte Evo II aber nur wenig mit dem 190er gemein

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Von
  • Stefan Grundhoff
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San Francisco, 18. März 2015 – Die wohl perversesten Erscheinungsformen des an sich ja eher drögen Baby-Benz heißen Mercedes 190 E 2.5-16 Evo und Evo II. Die schwarz-blaue Metalliclackierung ist ebenso Serie (Lacknummer 199) wie die Lampen, Rückleuchten, Kühlergrill, Spiegel und weitere Kleinteile. Sonst hat der Evo II aber nicht mehr viel mit der 190er Familienkutsche gemein.

Der Evo II zielte auf den als fahrdynamisch herausragend bekannten BMW M3. Der kompakte Bayer war zu seiner Zeit das Maß der Dinge und von seiner Basis um Klassen sportlicher als der 190er-Benz, der im Alltag gern auch mit einer umhäkelten Toilettenrolle auf der Hutablage unterwegs war. Der 190er Evo II war und ist keine Schönheit. Sein tiefer Frontspoiler, Spurverbreiterungen, unförmige Verbreiterungen und Schweller rundum sowie der gigantische Heckflügel hätten selbst Manta-Mannis die Schamesröte ins Gesicht getrieben, wenn sie sich den Mercedes hätten leisten können. Doch er war sehr schnell, schaffte für damalige Sportwagen-Verhältnisse überdurchschittliche 250 km/h.

Zusammenarbeit mit Cosworth

Die dazu nötige Kraft liefert eine Weiterentwicklung des 1989 neu konstruierten 2,5-Liter-Kurzhubmotors aus dem 190 E 2.5-16 Evolution. Im Vergleich mit dem ersten Evolution-Modell des Vorjahres ist die Leistung des Motors noch einmal deutlich gewachsen: Statt 143 kW (195 PS) leistet der Evo II 173 kW (235 PS). Die Charakteristik ist für Turbo-Bumms-Verwöhnte etwas unausgewogen, er wirkt lasch bei niedriger Drehzahl und seine Maximalleistung steht erst bei über 7000 Touren zur Verfügung. Auch das maximale Drehmoment liegt erst jenseits 5000/min an. Fährt man den Wagen aber artgerecht und dreht die Gänge aus, schiebt der Motor brummend los, als gäbe es kein Morgen. Das wichtigste für den Sportbetrieb ist dabei seine transparente Linearität. An die Fünfgang-Sportschaltung mit dem ersten Gang unten links gewöhnt man sich schneller als an die hohen Drehzahlen, die Gangwechsel bleiben aber ausgesprochen hakelig. Das Fahrwerk mit 245/40 ZR 17 auf 8,25 x 17-Rädern ist straff - die Hydropneumatik wird hier zur adaptiven Tieferlegung durch den Fahrer in drei Stufen statt zur Komfortmaximierung eingesetzt - die Lenkung angenehm direkt.