Test: Renault Scenic dCi 110 Hybrid Assist

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Wer ab und zu ein Batterie-elektrisches Auto fährt, hat auch schnell die Wirkung der Rekuperation in den Fahrablauf übernommen: Der Scenic verzögert beim Gaswegnehmen wirksam. Aber im Kern geht es ums Sparen im Stadtverkehr – dazu gleich mehr. Der kombinierte Normverbrauch von 3,5 Litern (92 g CO2 / km) sei der Vollständigkeit halber erwähnt. Im Testmittel aus City, Bundesstraßen und Autobahnbetrieb waren es genau fünf Liter. Der Minimalwert auf Überlandstraßen lag bei 3,8 Litern. Auf der Autobahn können es über sechs werden. Zum Vergleich: Das Portal Spritmonitor zeigt für die 2017er Scenic dCi 5,72 Liter an. Es sind derzeit allerdings auch nur 13 Fahrzeuge gelistet.

4,8 Liter im Stadtverkehr

Das eigentliche Ziel der elektrischen Übung jedenfalls erreicht der Renault: Der Messwert von 4,8 Litern, den der Scenic Hybrid Assist im üblen Hamburger Stadtverkehr erreicht hat, ist ein unübersehbarer niedriger Wert, zumal der Van 1,6 Tonnen wiegt. Wir hatten leider keinen konventionellen dCi 110 zum Vergleich und haben darum keinen exakten Vergleichswert; es scheint angesichts der Mühelosigkeit, mit der kleine Zahlen erreicht werden können, trotzdem unstrittig: Das System spart Sprit. So bleibt nur festzustellen, dass der Hybrideffekt an sich eintritt: Im Stadtverkehr, wo der Verbrennungsmotor normalerweise ein besonders schwaches Bild abgibt, bleibt der Kraftstoffverbrauch moderat.

Betrachtet man den relativ simplen Aufbau, empfiehlt sich dieses Mildhybridsystem aus Sicht des Autors besonders für Klein- und Kompaktwagen mit Benzinmotor im preissensiblen Segment. Die Clios und Twingos (Polos und Ups etc.) dieser Welt werden noch für viele Jahre mit einem Verbrennungsmotor unterwegs sein, und genau hier wäre der urbane Spareffekt ein Segen.

Minus 21 Prozent

Eine Pressemeldung von Continental liefert einen Hinweis darauf, was die Motivation für den Serieneinsatz von 48 Volt-Hybriden ist: Im NEFZ wären 13 Prozent Verbrauchssenkung drin und im städtischen Alltag sogar 21 Prozent, sagt Continental. Wahrscheinlich kommen die Vorteile erst im seit 1. September für die Typprüfung gültigen WLTP zum Tragen, denn dessen Fahrprofil ist dynamischer, hat also mehr Beschleunigungs- und Bremsvorgänge. Die neue gesetzliche Vorgabe beginnt zu wirken.

Angekündigt haben solche Mildhybridsysteme sehr viele Hersteller. Der neue Audi A8 zum Beispiel hat in allen Motorvarianten ein 48 Volt-Hybridnetz, und im Volkswagen Golf warten wir schon lange auf den 1.5 TSI mit dem Zusatzkürzel FMA (für Freilauf Motor Aus), ebenfalls ein milder Hybrid, allerdings auf der Basis von 12 Volt. Halten wir uns nicht an unterschiedlichen technischen Details fest, sondern schauen wir auf das, was ist: Wir haben uns für den Renault Scenic entschieden, weil er als Testwagen lieferbar war. Kein Versprechen, sondern ein Auto, dass es zu kaufen gibt.

Amortisation möglich

Gerne hätten wir über die Stichproben der über 800 Kilometer langen Testfahrt hinaus einen wissenschaftlichen Vergleich wie den ADAC EcoTest geliefert. Dort wurde der Renault Scenic dCi 110 Hybrid Assist bisher nicht überprüft, obwohl er dem Vernehmen nach auf der Liste steht. Der ADAC könnte auch messen, ob die von Continental versprochene Stickoxidsenkung eingetreten ist – hier hatte der normale dCi 110 kein rühmliches Ergebnis eingefahren.