Test: VW Arteon 2.0 TSI

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Als ich den Testwagen erstmals auf dem Parkplatz der Redaktion sah, stellte ich mich innerlich auf harte Zeiten ein. Denn eine 35er Flankenhöhe auf einer 20-Zoll-Felge bedeutet, etwas überspitzt formuliert, dass nur ein dünner Gummibezug auf dem Rad montiert ist. Als Federelement fällt der Reifen damit praktisch aus. Doch an dieser Stelle überrascht der Arteon wirklich. Ihm französische Nachgiebigkeit vergangener Tage zu bescheinigen, wäre zwar stark übertrieben, doch der Arteon bietet weit mehr als nur Restkomfort. Die Federung spricht fein an und filtert kleine Verwerfungen gekonnt heraus. Sie sind wesentlich häufiger und damit entscheidender für den Gesamteindruck als die Reaktion auf grobe Unebenheiten. Die sind im Arteon spürbar, aber auch hier zeigt der Wagen einen Komfort, den ich ihm nicht zugetraut hätte. Dabei bleibt der Wagen trotzdem handlich, was auch seiner guten Lenkung zu verdanken ist.

Leise

Da der Arteon selbst bei 160 km/h noch angenehm leise ist, lässt es sich auch dann ganz passabel reisen, wenn der Weg nicht Ziel, sondern Last ist. Im Testwagen, dies sei nicht verschwiegen, war allerdings auch das 550 Euro teure „Akustikpaket“ eingebaut. Es enthält Verbundglasscheiben, die Windgeräusche besser dämmen sollen.

VW bietet den Arteon derzeit mit jeweils drei Benzinern und Dieselmotoren an, die teilweise mit drei Ausstattungslinien kombiniert werden können. Allerdings gibt es dabei einige Einschränkungen: Die Basisversion lässt sich nur mit den 150-PS-Motoren ordern. Die teureren Linien „Elegance“ und „R-Line“ gibt es wiederum nicht mit dem 150 PS-Benziner. Dem werden so eine ganze Reihe von Optionen vorenthalten. Dazu zählen beispielsweise Head-up-Display, Schiebedach, Abstandstempomat, adaptives Fahrwerk, das gute Licht, das große Navi, Digitalradio und Soundsystem - all das und noch mehr gibt es für die Basis-Ausstattungslinie nicht. Kein feiner Zug von VW, den Kunden so zu den teuren Linien und Motoren lotsen zu wollen.

Herzhafte Ansage

Mit dem von uns gefahrenen 280-PS-Benziner kostet der Arteon mindestens 50.100 Euro. Der dafür mitgelieferte Ausstattungsumfang ist eher übersichtlich. Für diese Summe selbst für eine Klimaautomatik extra zu kassieren, ist schon eine herzhafte Ansage. Der umfangreich, wenngleich nicht voll ausgestattete Testwagen kam auf einen Listenpreis von mehr als 65.000 Euro.

Andererseits wird der Arteon ohnehin nicht als Modell für besonders kühle Rechner positioniert. Er ist deutlich teurer als ein in etwa vergleichbarer Passat, was natürlich zum Konzept gehört. VW vermarktet ihn als eigenständiges Modell – oberhalb vom Passat. Dass er sich von dem an kaum einer Stelle so recht absetzen kann, macht nachdenklich. Doch andererseits es gibt in dieser Klasse durchaus weniger gut gemachte Ausgangsbasen als den Passat.

Die Kosten für die Überführung wurden von VW übernommen, jene für Kraftstoff vom Autor. (mfz)