Drei dubiose Diesel

Inhaltsverzeichnis

Ein Beweis für eine Prüfstandserkennung im juristischen Sinn ist das aber keineswegs – nur ein Hinweis. Das Magazin ZDF frontal 21 ließ darum mehrere Fachleute vor der Kamera sprechen, die keine Erklärung für das starke Ansteigen der NOx-Emissionen außerhalb des Labors hatten. So sagt Professor Kai Borgeest vom Zentrum für Kfz-Elektronik und Verbrennungsmotoren an der Hochschule Aschaffenburg: „Technisch ist denkbar, dass auch die anderen Hersteller [Anm.: also BMW und Mercedes], die getestet wurden, Abschaltvorrichtungen in unterschiedlicher Art und Weise verwendet haben – sprich Funktionen der Software, die den Zyklus erkennen.“

BMW und Mercedes: Wir verwenden keine Manipulationssoftware

Diesen schwerwiegenden Verdacht weisen BMW und Mercedes scharf zurück.

„Eine Defeat Device, […] die die Wirksamkeit der Abgasnachbehandlung einschränkt, kommt bei Mercedes-Benz nicht zum Einsatz“ heißt es da und von BMW: „Bei der BMW Group wird nicht manipuliert. […] Bei unseren Fahrzeugen wird in der Abgasbehandlung nicht zwischen Rollen- und Straßenbetrieb unterschieden.“

Klar ist nach dem 22 Minuten langen Beitrag bei ZDF frontal 21 also lediglich, dass die Realemissionen selbst im NEFZ, einem ausgesprochen laschen Fahrprofil, erheblich von den Prüfstandswerten abweichen können. Diese Beobachtung deckt sich mit Daten des Umweltbundesamts (UBA): Es geht davon aus, dass die tatsächlichen NOx-Emissionen innerorts zwischen Euro 1 (ab Erstzulassungsdatum 1. Januar 1993) und Euro 5 (ab 1. Januar 2011) nur von 720 auf 603 mg/km gesunken sind.

Die Berichterstattung zu den realen Abgasemissionen steht ganz am Anfang. Das gilt nicht nur für die NOx-Emissionen bei Diesel-Pkw. Auch die Partikelzahl von Ottomotoren wird bald in den Fokus geraten – Voraussetzung ist allerdings, dass mehr Institute für unabhängige Messungen offen sind und nicht nur die in der Schweiz, die in letzter Zeit mehrfach ihre wissenschaftliche Kompetenz zur Verfügung gestellt haben.

Zurück zur Sendung des ZDF. Es spielt den Ball am Ende zu der Behörde, die zuständig für den Verdacht einer Prüfstandserkennungs-Software ist: Das Kraftfahrtbundesamt, das wiederum dem Bundesverkehrsministerium mit Alexander Dobrindt zugeordnet ist. Die Redaktion hat dem Ministerium die Messergebnisse vorgelegt und gefragt, welche Konsequenzen daraus gezogen werden.

Eine Antwort gab es nicht. (fpi)