Nationale Wasserstoffstrategie: Tafelwasser oder Champagner der Energiewende?

Seite 6: Die involvierten Ministerien

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Im BMWi-Bereich sind 50 der Skizzen angesiedelt, die den Zuschlag erhielten. Errichtet werden sollen damit Erzeugungsanlagen, die zusammen über 2 GW Elektrolyseleistung für die Produktion von grünen Wasserstoff umfassen. Das entspricht 40 Prozent des Ziels für 2030 aus der NWS. Zudem sollen Wasserstoffleitungen mit einer Länge von rund 1700 km entstehen. Mit ArcelorMittal, Stahl Holding Saar, Salzgitter Stahl und Thyssenkrupp Steel sind alle in Deutschland tätigen Stahlerzeuger beteiligt. Aus der Chemieindustrie will etwa BASF am Standort Ludwigshafen CO₂-frei Wasserstoff herstellen und unter anderem für synthetische Kraftstoffe nutzbar machen.

Das Verkehrsministerium fördert 12 Vorhaben. Sie betreffen die Entwicklung und Herstellung von Brennstoffzellen-Systemen und Fahrzeugen etwa bei Daimler Truck in Wörth. Außerdem soll etwa der Aufbau einer "bundesweiten und grenzüberschreitend vernetzten Wasserstoff-Betankungsinfrastruktur" bezuschusst werden.

Anfang Juni gab es laut dem Verzeichnis h2.live in Deutschland 91 Wasserstoff-Tankstellen, die bereits eröffnet haben. Anfang 2020 waren es mit 90 fast genauso viele. Zwei weitere sind nun bereit für die Inbetriebnahme und befinden sich zurzeit im Probelauf. Sechs sind in der Ausführungs-, fünf in der Genehmigungsphase. Drei weitere sind in Planung.

Die meisten Anlagen werden von H2 Mobility und ihren Gesellschaftern wie Daimler, Air Liquide, Linde sowie Tankstellenbetreibern unterhalten. Adressiert werden mit dem Förderprogramm ferner in einem Hamburger Verbundprojekt die Luftfahrt und der maritime Bereich, das von Brennstoffzellen-Fahrzeugen die Hafenlogistik über H2-Schubboote im Hafen bis zu H2-Fahrzeugen für die Logistik bei Airbus reicht. In der Stadt an der Elbe soll parallel ein H2-Netz mit mindestens 60 Kilometer Länge entstehen. Am Standort des seit Januar abgeschalteten Kohlekraftwerks Moorburg ist eine Elektrolyseanlage mit mindestens 100 MW vorgesehen.

Das Verkehrsressort informierte zudem jüngst über erste Ergebnisse des Wettbewerbs zur Standortwahl eines Technologie- und Innovationszentrums "Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen" (ITZ). Es soll gerade kleineren und mittelständischen Unternehmen "die benötigte Entwicklungsumgebung bieten, um sich auf dem internationalen Markt zu positionieren". Aus 15 Bewerbern haben das Ministerium die Initiativen für ein Technologie-Anwenderzentrum Wasserstoff (WTAZ) im bayerischen Pfeffenhausen mit Schwerpunkt Flüssigwasserstoff, für ein Hydrogen and Mobility Innovation Center (HIC) in Chemnitz sowie für ein Technologie- und Innovationszentrums Wasserstofftechnologien (TIW) in Duisburg am meisten überzeugt. Die Bewerbungen von Bremerhaven, Hamburg und Stade sollen mit Fokus auf die Luftfahrt und Schifffahrt noch einmal genauer untersucht werden.

Das Forschungsministerium und das BMWi gaben Anfang Juni zudem den Startschuss für einen "H2-Kompass". Er soll die Basis für einen Wasserstoff-Fahrplan geben. Ziel ist es, in einem breit angelegten Dialogprozess Daten und Fakten zu strukturieren und zu bündeln, um Fortschritte bei Wasserstoffinnovationen aufzuzeigen. Gleichzeitig soll sichtbar werden, wo noch Handlungsbedarf besteht. Die beiden Ressorts fördern das Projekt, das eine Laufzeit von zwei Jahren hat und von der Akademie der Technikwissenschaften Acatech sowie der Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie Dechema durchgeführt wird, mit 4,2 Millionen Euro.