Tesla-Chef wird 50: Happy Birthday, Elon Musk!

Unternehmer, Multimilliardär, Finanzakrobat und Gewerkschaftsgegner: Elon Musk wird 50. Zeit für einen ersten Rückblick auf sein Leben.

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Elon Musk

(Bild: Daniel Oberhaus, Creative-Commons-Lizenz)

Lesezeit: 14 Min.
Von
  • Christian Domke Seidel
Inhaltsverzeichnis

Anfang des Jahres 2021 war Elon Musk der reichste Mensch der Welt. Rund 185 Milliarden Dollar betrug sein Vermögen. Eine Kursrallye der Tesla-Aktie hatte ihn an die Spitze gespült. Kein Wunder. In den Monaten davor war der Unternehmer mehr mit Kämpfen mit und gegen Hedgefonds beschäftigt als mit seiner Position als Vorstandsvorsitzender bei Tesla. Die Spitzenposition hielt er nur kurz. Jeff Bezos und Amazon waren schlicht die nachhaltigeren Krisengewinner. Doch wie ist Musk aus der gehobenen südafrikanischen Mittelschicht überhaupt an die Spitze des Silicon Valley gekommen? Eine Spurensuche.

Die vergangenen Monate zeichnen ein Charakterbild von Elon Musk. Ein Portrait im Zeitraffer, wenn man so will. Im Jahr 2020 äußerte er sich über die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Beinahe 600.000 Menschen sind daran in den USA gestorben. Doch die Regelungen seien faschistisch. Die Menschen würden nicht in das Land kommen, um mit einer Ausgangssperre leben zu müssen.

Geht es nach Musk, kommen sie ins Land, um mitten in einer tödlichen Pandemie bei Tesla zu arbeiten. Das müssen sie auch, wenn sie ihren Job behalten wollen, denn Elon Musk torpediert (genau wie Milliardärs-Buddy Jeff Bezos) Gewerkschaftsgründungen. Deswegen gibt es in der Tesla-Fabrik einen Stundenlohn von 19 Dollar, wie die Zeit berichtete. Das ist weit unter dem Branchendurchschnitt. General Motors zahlt 58 Dollar, Ford 57 Dollar, Fiat Chrysler 48 Dollar.

Immerhin dürften viele Stunden zusammenkommen. Denn Musk verkündete: „Es gibt viel einfachere Orte, um zu arbeiten, aber niemand hat jemals die Welt mit 40 Stunden pro Woche verändert.“ Ehemalige Mitarbeiter berichten von 80-Stunden-Wochen und mehr. Auch in der Produktion. Musk selbst gibt an, 120 Stunden die Woche zu arbeiten. Ein Einsatz, den er auch von seinen Mitarbeitern erwarten würde.

Wenn nicht, drohen Sanktionen. Via Twitter verkündete Musk, dass er Mitarbeitern, die sich gewerkschaftlich organisieren wollten, die Aktienoptionen streichen würde. Es wäre ein harter Schlag. Nicht nur wegen der sonst eher sparsamen Bezahlung. Der Börsenkurs war es, der Musk sein Vermögen einbrachte. Auch, weil er seit etwa zwei Jahren (erfolgreich) einen Krieg gegen Hedgefonds führt. Vor allem gegen deren Leerverkäufe - oder Short Selling.

Seit Jahren wetten Hedgefonds darauf, der Tesla-Aktienkurs würde fallen. Sie leihen sich dafür Aktien und verkaufen sie. Zu einem vereinbarten Zeitpunkt kaufen sie die Aktien wieder ein und geben sie zurück. Ist in dieser Zeit der Kurs gefallen, macht der Hedgefonds Gewinn. Ist er gestiegen, macht er Verlust. Es ist eine Prophezeiung, die sich selbst erfüllt. Denn werden viele (geliehene) Aktien verkauft, sinkt ein Kurs automatisch.

Gerüchtehalber sind Jobs in Elon Musks Fabriken (hier in Nevada) begehrt. Sagen die einen. Es ist noch weitgehend unklar, warum eigentlich, sagen die anderen.

(Bild: Tesla)

Durch Lücken in der Gesetzgebung hat sich außerdem das theoretisch illegale „Naked Short Selling“ etabliert. Die Hedgefonds verkaufen Aktien, die sie vorher nirgends geliehen haben. Sie sind quasi frei erfunden. So sind bei manchen Firmen mehr Aktien im Umlauf, als das Unternehmen überhaupt rausgegeben hat. Gamestop und AMC sind die prominentesten Beispiele der jüngsten Zeit.

Als sich der Aktienkurs von Gamestop aufgrund des organisierten Auftretens von Kleinaktionären (Stichwort: Reddit/Wallstreetbets) verdoppelt hatte, empfahl Musk, der sich längst zum popkulturellen Phänomen aufgeschwungen hat, seinen Fans das Wertpapier via Twitter. Der Aktie stieg um weitere 18.693 Prozent. Ein so genannter Short-Squeeze. Angeheizt von Hedgefonds, die ihre (mitunter inexistenten) Aktien zurückkaufen mussten. Hedgefonds verloren innerhalb weniger Tage sechs Milliarden Dollar. Ein Fachblatt für Kryptowährungen titelte: "Hurra, hurra, die Wall Street brennt".

Bei Tesla ist es ähnlich. Musk versteht es, aus den Fans, die sich keinen Tesla leisten können, Aktienbesitzer zu machen. Die kaufen seine Wertpapiere, verkaufen oder verleihen sie aber nicht. So gehen Hedgefonds oft leer aus und der Kurs steigt künstlich. Ähnlich verhielt es sich bei Kryptowährungen. Erst hypte Musk sie und seine Fans ließen die Kurse explodieren (+ 14.000 Prozent für Dogecoin). Wenige Wochen später, als Hedgefonds auf den Zug aufgesprungen waren, äußerte er sich bei einer Ausgabe der TV-Sendung Saturday Night Live kritisch, was wieder Milliarden vernichtete.

Der enorme Aktienwert von Tesla basiert hauptsächlich auf einem Streit mit Hedgefonds.

(Bild: Tesla)

Kurzum: Nicht Autos, Satelliten oder Online-Bezahlsysteme haben Elon Musk zum (kurzfristig) reichsten Mensch der Welt gemacht, sondern ein fragwürdiger und volatiler Finanzmarkt. Elon Musk fiel der Erfolg nicht in den Schoß. Das Standing, Arbeiter ausbeuten und Hedgefonds bekriegen zu können, musste er sich erarbeiten. Er wurde am 28. Juni 1971 in Pretoria/Südafrika geboren. Sein Vater war Ingenieur, seine Mutter Model. Sie kam aus Kanada. In Summe konnte die Familie ein privilegiertes Leben führen. Musk war ein Nerd, der Science-Fiction liebte und gerüchtehalber am liebsten die Encyclopedia Britannica las. Von seinen Mitschülern wurde er regelmäßig verprügelt. Einmal schubsten ihn die Mobber eine Treppe runter und prügelten ihn bewusstlos, weswegen er die Schule wechselte.

Er war kein Musterschüler. Interessierte ihn ein Fach, lieferte er herausragende Leistungen ab. Das war bei allem der Fall, was mit Naturwissenschaften, Informatik und Technik zu tun hatte. Der Rest langweilte ihn. Als er gerade einmal zwölf Jahre alt war, verkaufte er ein selbst programmiertes Videospiel namens „Blastar“ an ein Gaming-Studio. Immerhin 500 Dollar gab es dafür.

Als Musk 17 Jahre alt wurde, hätte er in der südafrikanischen Armee dienen müssen. Ein Dienst, den er aufgrund des Apartheid-Regimes verweigerte, indem er einfach nach Kanada, die Heimat seiner Mutter, zog. Allerdings ohne Plan. Der Onkel, bei dem er hätte wohnen wollen, lebte mittlerweile in den USA. Also kaufte er sich ein Busticket und fand bei einem Cousin zweiten Grades eine Bleibe. Elon reinigte Heizkessel, verkaufte Gemüse und machte, was ihm so an Gelegenheitsjobs angeboten wurde.