Porträt: Die Part Time Scientists

Seite 6: Endspurt Marke Neuanfang

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Es ist ja schon verrückt, was das alles kostet. Auch mit 750.000 US-Dollarn kommt man da nicht weit. Doch Robert Böhme ist sich sicher: "Geld-Optionen gibt es oft. Wir müssen sie nur passend nutzen." Hinter den Part Time Scientists steht zu diesem Zweck eine GmbH, die schon sehr früh bei Projektstart gegründet wurde. Alle Team-Mitglieder schließen mit dieser Firma einen Volontärsvertrag, der dem Projekt Nutzungsrechte an ihren Entwicklungen sichert, sie auf gegebenenfalls anfallende Geheimhaltungsklauseln verpflichtet und der ihnen im Gegenzug einen Teil des Preisgeldes zuspricht. Aber Böhme führt viele Sponsorengespräche, um das Projekt vom Preisgeld unabhängig zumachen. "Wir versuchen gerade, uns als Technologieunternehmen zu platzieren", sagt er. Ihm ist das sehr wichtig. Denn: "Denn nur so ist das Ganze nachhaltig."

Die Radhalterungen sind 3D-gedruckt aus Aluminium. Sie haben eine Kabelführung integriert.

(Bild: Anika Kehrer, rtfinem.de)

Professionalisierung steht auf dem Programm. Karsten Becker sagt es so: "Wir sind vom Herzen zwar Bastler. Aber wir professionalisieren uns immer weiter. Denn nur so können wir es schaffen, Sponsoren zu größeren Geldbeträgen zu überreden." Und Robert Böhme greift auf seine Gründungsvision zurück. "Wir wollen anderen zeigen, dass es machbar ist. Und wir wollen mit dieser Dienstleistung Leuten helfen, das auch zu tun."

Mit dem Meilenstein-Gewinn gehen die Part Time Scientists jetzt zwei entscheidende Schritte. Erstens: Leute werden angestellt. Zu den ersten beiden gehört Karsten Becker (der sein Chaos an der TU Hamburg daher gerade in Kisten verpackt und hofft, seine Dissertation trotzdem noch irgendwie fertig schreiben zu können). Zweitens: Das Projekt erhält eine Niederlassung. Der Berliner Robert Böhme tut sich in der Hauptstadt dafür gerade händeringend nach Lab-Räumen um, und schlägt dabei die Hände über dem Kopf zusammen, weil ihm irgendwelche Startups ständig alles wegschnappen.

Der Quickhack aus Holz soll zukünftig auch durch Alu ersetzt werden: Er hindert die Räder daran, sich komplett im Kreis zu drehen, damit sich die weiterführenden Kabel im Fall eines Firmware-Versagens nicht aufwickeln und im Inneren des Rovers vom Bord abreißen.

(Bild: Anika Kehrer, rtfinem.de)

Seit der Projektgründung hat sich an der Gruppe aus Freizeit-Ingenieuren eines geändert: Sie wollen ihr bisher Erreichtes auf eine geschäftliche Grundlage stellen, um anderen zu zeigen, dass private Raumfahrt geht. Im Kontrast zur Tragweite ihres Vorhabens – sowohl technisch als auch wirtschaftlich – steht vor allem ihr ungezwungenes Auftreten. Hoffentlich werden sie es nie ablegen. (esk)