Audi Q6 e-tron Interieur​: Der innere Wandel

Der für Audi so bedeutsame Q6[ ]e-tron wird in Etappen vorgestellt. Auf der IAA wird nur der Innenraum des Elektroautos gezeigt.​

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Audi Q6 e-tron Cockpit

(Bild: Audi)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Eigentlich sollte der Q6 e-tron auf der IAA Mobility vorgestellt werden. Doch Audi entschied sich anders und schafft dem E-SUV in ein paar Wochen eine eigene Bühne. Über die Gründe darf spekuliert werden, die Hoffnung auf ein gesteigertes Maß an Aufmerksamkeit dürfte einer gewesen sein. Denn das Auto an sich ist formal natürlich längst fertig. Da die Ingolstädter auf der Messe vor ihrer Haustür nicht mit leeren Händen stehen wollen, zeigen sie wenigstens das Interieur – allerdings nur in den für die Fachbesucher reservierten Hallen.

Fans der Marke werden sich darüber sicher nicht freuen, dürfen sich aber in gleich doppelter Hinsicht beruhigen. Zum einen bricht mit dem Q6 e-tron in gestalterischer Hinsicht keine Revolution aus. Das SUV bleibt optisch vielmehr in dem Rahmen, der von Audi im Großen und Ganzen seit Jahren gepflegt wird. Das eigentlich Interessante wird mit dem Design auch nicht sichtbar und betrifft die Technik. Denn eine Spannungsebene von 800 Volt gab es bislang bei Audi nur im e-tron GT, der aktuell mindestens 104.000 Euro kostet. Mit dem Q6 e-tron, der sich mit dem nächsten Porsche Macan die Premium Plattform Electric teilt, rückt das wenigstens etwas näher an ein zu erwartendes, finanzielle Gefüge, das sich ein Teil der Neuwagen-Nutzer leisten kann. Audi versteht sich per selbsterklärter Definition nicht als Versorger für die Massen, sondern als Premiummarke.

Dafür muss die Marke allerdings in mehrerlei Hinsicht deutlich mehr liefern als zuletzt. Technologisch dürfte das mit dem Q6 e-tron gelingen, denn eine 800-Volt-Spannungsebene verspricht hohe Ladeleistungen. Schließlich erfolgt mit der Anhebung des Faktors Spannung bei gleicher Amperezahl eine höhere Leistung. Audi muss dann „nur noch“ dafür sorgen, dass die hohe Ladeleistung auch in einem breiten Ladefenster abgerufen werden kann. Mit dem Q8 e-tron haben sie schon vor Jahren gezeigt, dass sie diesbezüglich mehr auf dem Kasten haben, als ihnen landläufig oft zugestanden wird. Der kann zwar nur mit maximal 150 kW laden, bleibt aber lang im Bereich seines Bestwertes.

Nachlegen muss Audi im Bereich Infotainment, denn in den Modellen mit hohen Stückzahlen arbeitet oft der Modulare Infotainmentbaukasten von Volkswagen, der sich aus seinem anfänglichen Tief erst langsam herausarbeitet. Eine derartige Bug-Ansammlung, die der Volkswagen-Konzern seinen Kunden vorgesetzt hatte, soll und darf sich nicht wiederholen. Die Kunden dürfen davon ausgehen, dass der Konzern aus seinen Fehlern gelernt hat. Versprochen werden ein hohes Arbeitstempo und eine viel besser als bisher funktionierende Sprachsteuerung. Vorgesetzt bekommen sie im Q6 e-tron ein Kombiinstrument mit 11,9 Zoll und einen Bildschirm in der Mitte mit 14,5 Zoll. Wie bei einigen Konkurrenten sind die Displays leicht gebogen. So soll der Fahrer leicht auch an Flächen kommen, die ganz rechts eingeblendet werden.

Gegen Aufpreis wird ein Head-up-Display mit Augmented Reality, das virtuell 88 Zoll riesig sein soll und ein zusätzlicher Bildschirm vor dem Beifahrer. Dessen Bild ist vom Fahrersitz aus nicht zu erkennen. Dort ließen sich beispielsweise Filme von einem Streaminganbieter einblenden. Der optionale Bildschirm wirkt allerdings nicht sonderlich harmonisch ins Gesamtbild eingefügt, sondern eher wie eine Idee, die den Technikern nach Abschluss des finalen Designs noch gekommen ist. Rätselhaft sind auch die großen Blindtasten vor den Türöffnern. Was auch immer Audi an dieser Stelle platzieren will: Es sollte besser serienmäßig sein.

Audi Q6 e-tron Innenraum (8 Bilder)

Mit dem Q6 e-tron bringt Audi ein E-SUV auf den Markt, das ähnliche Abmessungen hat wie der Q4 e-tron.
(Bild: Audi)

Ohnehin leistet sich Audi an einigen Stellen im gut verarbeiteten Interieur ein paar Eigenwilligkeiten. Der Drehregler für die Lautstärke sitzt neben dem Knie des Beifahrers. Am Armaturenbrett selbst gibt es so gut wie keine Taste mehr. In der Türverkleidung findet sich dafür verdichtet die Steuerung für Fensterheber, Spiegel und allem, was mit Außenlicht zu tun hat.

Der Q6 e-tron ist nur eine Handbreit länger als der Q4 e-tron. Ein erstes Probesitzen vermittelt allerdings den Eindruck, eine ganze Klasse aufgestiegen zu sein. Die Materialien wirken hochwertiger, das Design fast überall wie aus einem Guss. Die breite Leiste, je nach Ausstattung bezogen mit Stoff oder Leder, fügt sich harmonisch ein. Hinzu kommt, so der erste Eindruck, eine solide Verarbeitung. Audi, so scheint es, hat den Weg zurück gefunden zu einer gediegenen Oberfläche, die der Marke in der Vergangenheit viel Zuspruch eingebracht hat.

Für die Premiere des Außendesigns aufgehoben hat sich Audi, was der Q6 e-tron kosten soll, wenn er 2024 zu den Händlern rollt. Ausgehen darf man aber wohl davon, dass sich Audi die gegenüber dem Q4 e-tron (Test) höhere Spannungsebene und das feinere Interieur ordentlich bezahlen lassen wird. Das Basismodell des Q4 kostet inzwischen 51.900 Euro. Wer für das Einstiegsmodell des Q6 e-tron mit wenigstens rund 60.000 Euro rechnet, kommt der Wahrheit vermutlich recht nahe. Überraschungen in dieser Hinsicht, wie jüngst bei Mini gesehen, sind natürlich immer möglich.

(mfz)