Die Milliarden-Klage gegen Getty Images: Eine Analyse

Seite 2: 18.755 Urheberrechtsverletzung

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Highsmith hatte allerdings weder Alamy, noch dem Konkurrenten Getty Images gestattet, ihre Bilder kostenpflichtig anzubieten. Noch viel weniger hatte sie den Datenbanken nach eigenen Angaben solche exklusiven Rechte übertragen, die in der Abmahnung behauptet wurden. Sie nahm das Schreiben zum Anlass, die Datenbanken zu überprüfen. Und sie fand erstaunliches: So hatte Getty laut Klageschrift nicht weniger als 18.755 ihrer Bilder im kostenpflichtigen Angebot, Alamy über 500. Zu allem Überfluss war in einigen Fällen die Fotografin nicht einmal korrekt als Urheberin vermerkt.

Nach Angaben in der Klageschrift waren auch andere Bilder der Fotografin bereits Gegenstand von Lizenzforderungen durch die Bildhändler, ohne dass sie davon Kenntnis erlangt hatte oder finanziell beteiligt worden war. Alamy und Getty hätten sich dabei als Inhaber exklusiver Rechte ausgegeben und gegenüber den Empfängern ihrer Abmahnungen mit Copyright-Prozesses gedroht. Nachdem offenbar Verhandlungen fruchtlose geblieben waren, schaltete Highsmith nun ihrerseits die Gerichte ein.

Die am 25. Juli vor dem einem hiesigen Landgericht vergleichbaren District court in New York eingereichten Klage der Fotografin richtet sich gegen insgesamt sechs Unternehmen, darunter die beiden Bilderhändler Getty und Alamy, sowie mit LCS und Picscout zwei Unternehmen, die sich der Durchsetzung von Urheberrechten verschrieben haben. Diesen wird zunächst ein Verstoß gegen die Vorgaben des Digital Millennium Copyright Act (DMCA) vorgeworfen. Insbesondere hätten sie die Praxis der unberechtigten Lizenzierung auch noch dann fortgesetzt, nachdem ihnen bereits bekannt war, dass sie dafür nicht die entsprechenden Rechte aufweisen.

Kern der Klage ist aber der von Highsmith geltend gemachte Zahlungsanspruch. Dieser beziffere sich nach US Copyright-Recht auf eine Zahlung zwischen 2.500 und 25.000 Dollar – pro Verstoß. Bereits hieraus ergebe sich ein Anspruch zwischen rund 47 und 470 Millionen Dollar. Da Getty jedoch bereits in einem vergleichbaren Verfahren zu einer Zahlung verurteilt worden war, sei der Zahlungsanspruch aufgrund des dadurch nachgewiesenen "bad faith business" auf einen Betrag von einer Milliarde Dollar zu erhöhen. Diese Summe dürfte weit über dem liegen, was bisher in vergleichbaren Klagen gefordert worden war.

Ob die Fotografin tatsächlich diesen oder auch nur einen annährend hohen Betrag in dem Verfahren erhalten wird, steht in den Sternen. Allerdings dürfte ihre Chancen auf eine hohe Zahlung in einem Prozess mit einer Jury durchaus gut stehen. In einer Stellungnahme zu der Klage spricht Getty von "Missverständnissen", die mit der Klägerin so schnell wie möglich aufgeklärt werden sollen. Sollte dies nicht möglich sein, werde man sich energisch gegen die Klage zur Wehr setzen.