GM reduziert Investition in selbstfahrende Autos​

GM steigt bei Cruise auf die Bremse. Die Investition in selbstfahrende Autos wird 2024 um hunderte Millionen Dollar gestutzt.​

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Weißes GM-Auto mit Selbstfahrtechnik stoppt unvorhergesehen in einer Kreuzung in San Francisco

Die "Driverless Revolution" durch Cruise ist zumindest aufgeschoben

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.

General Motors (GM) will seinen Aktienkurs beflügeln. Dafür schüttet der Konzern sein Füllhorn über den Aktionären aus: Die Dividende steigt um ein Drittel und auch beim Aktienrückkauf steigt GM aufs Gas. Deutlicher weniger Geld gibt es hingegen für Cruise. Das Tochterunternehmen entwickelt selbstfahrende Taxis, hat aber seine kalifornische Zulassung verloren. Grund ist angeblich mangelnde Kooperation mit der Verkehrsbehörde nach einem Unfall mit Personenschaden.

Dem sind zahlreiche Probleme vorangegangen: Autonome Cruise-Autos haben wiederholt Einsatzfahrzeuge behindert, und weil kein Fahrer im Auto sitzt, dauert es, bis die Einsatzkräfte die den Weg versperrenden GM-Fahrzeuge wegräumen können. Hinzu kommen ein Zusammenstoß mit einem Feuerwehrfahrzeug und mehrere Auffahrunfälle durch plötzliches Bremsen der autonomen Fahrzeuge. Cruise musste alle öffentlichen Fahrten einstellen. Zudem wurden Chief Executive Officer Kyle Vogt und Chief Operations Officer Dan Kan, beides Cruise-Mitgründer, gegangen.

Für GMs Finanzen ist der Betriebsstopp ein Segen, hat Cruise in den ersten neun Monaten des Jahres doch 1,9 Milliarden US-Dollar Verlust eingefahren. Das ist noch mehr als der Streik in GMs Fabriken, der mit 1,1 Milliarden Dollar zu Buche schlägt und zu einer Reduktion der GM-Produktion von etwa 95.000 Fahrzeugen geführt hat. Die inzwischen erfolgte Einigung auf höhere Löhne verteuert in Nordamerika gebaute GM-Neufahrzeuge des Jahrgangs 2024 um durchschnittlich 500 US-Dollar pro Stück.

GM-Chefin Mary Barra steuert mit einem Sparprogramm gegen – und das trifft nicht zuletzt Cruise. Hunderte Millionen Dollar wird Cruise 2024 weniger bekommen, hat der Konzern am Mittwoch Investoren wissen lassen. Statt wie ursprünglich geplant in vier US-Städten Taxifahrten anzubieten, soll vorerst nur eine Stadt in den umstrittenen Genuss kommen. "Wir müssen das Vertrauen zu den Regulierungsbehörden wieder aufbauen", sagte Barra, "auch mit Einsatzkräften und den Bewohnern (der Städte), wo Cruise tätig sein wird." Der Fokus liege nun auf "Sicherheit, Transparenz und Verantwortlichkeit".

Geldmangel herrscht bei GM aber keiner, was auch die höhere Dividende zeigt. Die Aussicht auf den Jahresnettogewinn 2023 hat der Autokonzern zwar um 1-1,2 Milliarden Dollar auf 9,3 bis 10,7 Milliarden Dollar reduziert. Doch der operative Cashflow des Autogeschäfts wird mit 19,5 bis 21 Milliarden Dollar deutlich höher ausfallen, als bislang vorhergesagt (17,4-20,4 Milliarden Dollar). Noch im laufenden Jahr stutzt GM die Ausgaben für längerfristige Anlagegüter um hunderte Millionen Dollar. Gleichzeitig verzichtet GM auf eine Kreditlinie in Höhe von sechs Milliarden Dollar und borgt sich stattdessen für ein Jahr drei Milliarden Dollar aus.

Seit der Rückkehr an die Börse 2010 hat GM eigene Aktien im Wert von 14,2 Milliarden Dollar zurückgekauft, also durchschnittlich etwas mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr. Jetzt bäckt das Management statt Brötchen eher Brotlaibe: Es überweist zehn Milliarden Dollar an Banken; dafür werden umgehend GM-Aktien im Wert von 6,8 Milliarden Dollar vernichtet; der Rest des Geldes fließt in weitere Stützkäufe der GM-Papiere.

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Sollte der Aktienkurs dennoch nicht ausreichend hoch werden und bleiben, hat das Management weitere 1,4 Milliarden Dollar für weitere Käufe in der Hinterhand. Die Ankündigungen haben den Kurs des Wertpapiers bereits beflügelt: Am Mittwoch stieg er um gut neun Prozent.

Im Oktober hat GM die Produktion von Elektroautos gedrosselt. Die Nachfrage ist lange nicht so groß, wie General Motors erwartet hat. Sind die Fahrzeuge knapp, kann GM die Preise hochhalten, was auch erklärtes Ziel ist.

Eine mit Honda geplante Kooperation im E-Auto-Bereich wurde überhaupt storniert, zudem hat GM den Produktionsbeginn seiner elektrischen Pickups Chevrolet Silverado EV und GMC Sierra EV um ein Jahr von Ende 2024 auf Ende 2025 verschoben. Der beliebte elektrische Chevrolet Bolt läuft dieses Jahr aus.

Am Mittwoch sprach CEO Barra allerdings davon, dass GM 2024 mehr E-Autos herstellen wird. Das Wachstum der Nachfrage sei zwar geringer, sie wachse aber eben doch. Was das in Stückzahlen bedeutet, bleibt abzuwarten.

(ds)