Handysparte reißt Motorola tief in die Verlustzone

Mit der schwer kriselnden Handysparte als Ballast befindet sich Motorola weiter auf Talfahrt. Die geplante Trennung vom Handygeschäft soll nun dennoch verschoben werden.

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Der angeschlagene Mobilfunkkonzern Motorola hat im abgelaufenen dritten Quartal des Geschäftsjahres schwere Verluste hinnehmen müssen. Nach einem Gewinn von 60 Millionen US-Dollar im Vorjahr wies der um Sanierung bemühte Konzern einen Nettoverlust von 397 Millionen US-Dollar (über 300 Millionen Euro) aus. Der Umsatz ging im Jahresvergleich um 15 Prozent von 8,81 Milliarden US-Dollar auf 7,48 Milliarden US-Dollar zurück. Motorola leidet schwer unter der verlustreichen Handysparte, will die geplante Abspaltung des Handygeschäfts angesichts der Wirtschaftslage aber verschieben. Für das Geschäftsjahr rechnet Motorola weiterhin mit einem schmalen Gewinn, senkte aber die Gewinnprognose um 1 US-Cent auf 0,05 bis 0,07 US-Dollar pro Aktie.

Während Motorola für die Sparten Netzwerk und Enterprise Mobility solide Zahlen vorlegte, ist die kriselnde Handysparte weiter auf Talfahrt. Der Umsatz der Sparte schrumpfte um 31 Prozent auf 3,12 Milliarden US-Dollar, operativ landet das Handygeschäft mit minus 840 Millionen US-Dollar tief in der Verlustzone. Die Netzwerksparte wies einen stagnierenden Umsatz von 2,37 Milliarden US-Dollar und einen operativen Gewinn von 263 Millionen US-Dollar (plus 65 Prozent) aus. Im Bereich Enterprise Mobility legte Motorola beim Umsatz leicht auf 2,03 Milliarden US-Dollar zu und verzeichnete ein operatives Plus in Höhe von 403 Millionen US-Dollar (plus 23 Prozent).

Das Unternehmen, das seit Einführung des RAZR im Jahre 2004 auf dem Handymarkt keinen Hit mehr landen konnte, verkaufte im Quartal noch 25,4 Millionen Mobiltelefone, das ist ein knappes Drittel weniger als im Vorjahr. Motorolas Marktanteil schwindet zusehends. Zwar ist das Unternehmen noch US-Marktführer, international aber deutlich hinter Nokia (117 Millionen Handys im Quartal) und Samsung (51 Millionen) zurückgefallen.

Sanjay Jha heißt der neue Kronprinz bei Motorola, der die Handysparte wieder auf Kurs bringen soll. Der ehemalige Qualcomm-Manager setzt weiter den Rotstift an und will mit neuen Sparmaßnahmen im kommenden Jahr rund 800 Millionen US-Dollar einsparen. Das dürfte weitere Entlassungen bedeuten. Bereits jetzt haben die Sanierungsmaßnahmen tausende Arbeitsplätze gekostet und auch das Ergebnis des abgelaufenen Quartals erheblich belastet.

Jha will bei der Handysparte gründlich ausmisten. "Wir haben ein zu komplexes Produktportfolio", sagte er am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Wie am Mittwoch bereits berichtet, will Jha künftig nur noch drei Betriebssysteme für Handys einsetzen: das eigene P2K, Android und Windows Mobile. Bei der geplanten Abspaltung der Handysparte in ein eigenes Unternehmen tritt er jedoch auf die Bremse. Zwar hält Motorola grundsätzlich an den Plänen fest, will die für das dritte Quartal 2009 geplante Teilung aber verschieben. Als Gründe gibt Jha das "makro-ökonomische Umfeld, die angespannten Finanzmärkte und die Veränderungen der Sparte" an.

Umsatz- und Gewinnentwicklung
bei Motorola in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/00 8.450 Mio. 514 Mio.
2/00 8.800 Mio. 449 Mio.
3/00 9.493 Mio. 598 Mio.
4/00 10.060 Mio. 335 Mio.
1/01 7.752 Mio. -533 Mio.
2/01 7.500 Mio. -759 Mio.
3/01 7.410 Mio. -1.400 Mio.
4/01 7.320 Mio. -1.240 Mio.
1/02 6.181 Mio. -184 Mio.
2/02 6.700 Mio. -2.300 Mio.
3/02 6.370 Mio. 111 Mio.
4/02 7.546 Mio. 174 Mio.
1/03 6.043 Mio. 169 Mio.
2/03 6.163 Mio. 119 Mio.
3/03 6.830 Mio. 116 Mio.
4/03 8.023 Mio. 489 Mio.
1/04 8.561 Mio. 609 Mio.
2/04 8.700 Mio. -203 Mio.
3/04 8.624 Mio. 479 Mio.
4/04 8.840 Mio. 654 Mio.
1/05 8.160 Mio. (*) 692 Mio.
2/05 8.825 Mio. 933 Mio.
3/05 9.420 Mio. 1.750 Mio.
4/05 10.430 Mio. 1.202 Mio.
1/06 10.013 Mio. 686 Mio.
2/06 10.880 Mio. 1.380 Mio.
3/06 10.603 Mio. 968 Mio.
4/06 11.792 Mio. 624 Mio.
1/07 9.433 Mio. -181 Mio.
2/07 8.732 Mio. -28 Mio.
3/07 8.811 Mio. 60 Mio.
4/07 9.650 Mio. 100 Mio.
1/08 7.448 Mio. -194 Mio.
2/08 8.082 Mio. 4 Mio.
3/08 7.480 Mio. -397 Mio.
(*) Nach Abspaltung der Halbleiter-Sparte

(vbr)