Hybrid-SUV Lexus RX in fünfter Generation: Mehr Dynamik dank Rückschritt

Die fünfte Generation des 4WD-Modells Lexus RX kommt mit wahlweise aufladbarem leistungsverzweigtem oder dynamischem Hybrid – und das bis zu 100 kg leichter.

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Mit dem RX konnte Toyotas Premium-Marke über viele Jahre langsam immer mehr Boden im schon seit 20 Jahren wachsenden SUV-Segment gutmachen, wenn auch – insbesondere in Deutschland – unter hohem Druck von BMW X3 oder Audi Q5. Immerhin ist es das meistverkaufte Modell der Marke. In fünfter Generation soll das Allradmodell ab dem Jahreswechsel sparsamer werden. Mit zwei neuen Motorisierungen soll es eine größere Vielfalt bieten, aber auch besser konkurrenzfähig werden.

Der V6 mit 3,5 Litern Hubraum wird aus dem Programm genommen, ohne die Fahrleistungen zu schmälern. Die verbleibende Kombination aus einem 2,5-Liter-Saugmotor und drei E-Maschinen für Plug-in- und Einstiegsmodell ist im Prinzip aus dem Toyota RAV4 bekannt. Perfekt im Sinne besserer Effizienz und Dynamik erscheint das Versprechen, den Wagen um bis zu 100 kg leichter zu bauen. Darüber hinaus wird erstmals eine fahrdynamische Variante ins Programm genommen.

Bisher haben sich die genial aufgebauten leistungsverzweigten Hybride zwar einen Ruf als sparsame, komfortable und zuverlässige Antriebe erarbeitet. Neu aber ist, dass Lexus im Spitzenmodell offenbar zum ersten Mal darüber hinausgehen möchte: Einem dynamischen Anspruch stand grundsätzlich das Gefühl entgegen, dass der Verbrenner entkoppelt (re)agiert. Systemimmanent ist das unvermeidbar und vermittelt selbst so manchem Autotester den falschen Eindruck mangelnder Spritzigkeit. Denn der hochdrehende Motor "rutscht" ja nicht etwa "durch", sondern liefert gerade mit dem Hochdrehen die bestmögliche Beschleunigung. Dennoch dürfte gerade aufgrund dieser Charakteristik Lexus einige Interessenten nicht restlos überzeugt haben.

Im neuen, sportlich positionierten RX500 macht Toyota um eines besseren Gefühlseindrucks willen alles ganz anders. In einem Rückschritt zur komplizierten Technik der Konkurrenten von BMW oder Audi montiert Lexus ein Automatikgetriebe und stattet den 2,4-Liter-Motor mit einer Aufladung aus. Keine Kritik an den Nicht-Käufern übrigens – ganz persönlich finde ich, dass deutlich ältere Konzepte noch viel mehr Fahrfreude bieten.

Lexus RX in fünfter Generation (8 Bilder)

Deutlich dezenter fällt der Grill nun aus, was sicher kein Schaden ist.

Um die Effizienznachteile dieses Antriebs möglichst kleinzuhalten, sitzt statt einer hydraulischen Wandlerkupplung eine E-Maschine zwischen Verbrenner und Getriebe mit je einer Kupplung zu jeder Seite. Damit kann die E-Maschine sich situationsgerecht nur dem Verbrenner, nur dem Getriebe oder beiden gleichzeitig zuwenden und gleichzeitig als Anfahrelement dienen. Die Systemleistung beträgt 273 kW, den Verbrauch beziffert Lexus vorläufig auf 8,2 bis 8,5 l/100 km.

Mit der neuen Generation bekommt der RX erstmals einen Plug-in-Hybridantrieb, als RX450h+ hat er 225 kW Systemleistung. Sein Akku soll mit 18,1 kWh Kapazität nach vorläufigen Angaben rund 65 Kilometer elektrisches Fahren mit bis zu 135 km/h ermöglichen. Den Verbrauch gibt Lexus mit 1,2 Liter/100 km an, alles im WLTP gemessen, aber noch nicht homologiert. Bei leerem Speicher dürfte ein Minimalverbrauch von 7 Litern/100 km kaum zu unterbieten sein. Von einer sehr sinnvollen Schnellladefunktion, wie sie Mercedes und Land Rover für ihre PHEV bieten, lasen wir jedoch nichts.

Die Einstiegsmotorisierung im RX350h bietet 180 kW und soll nach vorläufiger Herstellerangabe zwischen 6,5 bis 6,7 Liter auf 100 km verbrauchen. Grundsätzlich sind alle Versionen mit Allradantrieb ausgestattet, dazu setzt Lexus eine elektrifizierte Hinterachse ein, was im Gegensatz zu einer mechanischen Kraftübertragung Gewicht einspart und das Torque Vectoring vereinfacht.

Genau gleich wie beim Vorgänger bleibt die Länge des RX, was angesichts des allgemeinen Trends fast überrascht, das Dach wurde um 10 mm gesenkt. Der Radstand wächst um 60 mm, das SUV wird 25 mm breiter und die Spur wächst vorn um 15, hinten um 40 mm. Mit einem einen Zentimeter größerem Abstand sollte die Rückbank minimal mehr Raum bieten, Lexus spricht zudem von zierlicheren vorderen Lehnen für mehr Kniefreiheit. Zumindest für den Kofferraum des RX500h verspricht Lexus ebenfalls mehr Platz dank eines fünf Zentimeter längeren Ladebodens. Alle Modelle bieten zudem eine drei Zentimeter niedrigere Ladekante.

Lexus RX in fünfter Generation (4 Bilder)

Statt meterbreiter Bretter wie Opel oder Mercedes bietet der Lexus eine fast schon konservativ anmutende Lösung mit einem einzelnen Bedien-Tablet in der Mitte.

Wie schon bisher bietet Lexus alle möglichen bei Toyota entwickelten Assistenzsysteme an, die wir hier nicht alle aufzählen, aber eines als besonders rücksichtsvoll hervorheben möchten: Die Verknüpfung des elektrischen Türschließmechanismus (E-Latch) mit dem Totwinkel-Assistenten. Wer beim Aussteigen Verkehr von hinten übersieht, wird am Öffnen der Tür gehindert und optisch wie akustisch verwarnt. Besonders Radfahrer werden das zu schätzen wissen, Dooring ist ja kein Kavaliersdelikt und nicht alle Fahrer oder Passagiere kennen den Holländer-Griff. "Safe Exit Assist" ist der Name der neuen Funktion, den man sich merken sollte. Er passt perfekt zum Klischee vom SUV als "Stadtgeländewagen".

Der Verkaufsbeginn ist auf "voraussichtlich Ende 2022" terminiert in einer Wolkigkeit, die angesichts der angespannten Lieferketten verständlich ist. Das Einstiegsmodell RX350h dürfte deutlich über 60.000 Euro kosten, das in Europa wohl interessantere Plug-in-Modell RX450+ wohl gegen 80.000.

(fpi)