Intel lässt Pentium D und neue "Mainstream"-Chipsätze vom Stapel

Mit dem vergleichsweise preiswerten Doppelkern-Prozessor Pentium D und einer neuen PCI-Express-Chipsatz-Familie setzt Intel sein Plattform-Konzept für Desktop-PCs um.

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Mit dem vergleichsweise preiswerten Doppelkern-Prozessor Pentium D und einer neuen PCI-Express-Chipsatz-Familie setzt Intel sein Plattform-Konzept für Desktop-PCs um.

Wichtigstes neues Produkt ist zweifellos der Doppelkern-Prozessor Pentium D, der in drei Geschwindigkeitsklassen kommt: Mit 2,8 GHz als Pentium D 820 für 241 US-Dollar (1000-Stück-OEM-Preis), mit 3 GHz (830) für 316 US-Dollar und für 530 US-Dollar mit 3,2 GHz als Pentium D 840. In diesen Pentium-D-Modellen steckt derselbe Smithfield-Kern mit etwa 206 Quadratmillimetern Die-Fläche und 230 Millionen Transistoren wie im 1000 US-Dollar teuren Pentium Extreme Edition 840, der ebenfalls mit 3,2 GHz arbeitet, aber zusätzlich Hyper-Threading unterstützt. Außerdem lässt sich beim Pentium Extreme Edition der Multiplikator frei verändern, womit dieser Prozessor für Übertakter besonders attraktiv ist.

Alle genannten Doppelkerne enthalten zwei NetBurst-Kerne, die eng mit dem 90-nm-Prescott-Kern des Pentium 4 verwandt sind, sowie pro Kern 1 MByte L2-Cache. Die Schnittstelle zum Chipsatz, der Frontsidebus, arbeitet wie bisher bei Intel üblich als FSB800, also mit 200 MHz Grund-Taktfrequenz und Vierfach-Übertragung (QDR).

Gleichzeitig mit dem Pentium D bringt Intel auch eine schnellere Variante des Prescott-2M-Kerns als Pentium 4 670 mit 3,8 GHz Taktfrequenz und 2 MByte L2-Cache für 851 US-Dollar.

Die neuen Chipsätze Intel 945G Express und 945P Express wurden unter dem Codenamen Lakeport entwickelt. Sie unterscheiden sich nur in wenigen Details vom "Glenwood" 955X Express, den Intel gleichzeitig mit dem Pentium Extreme Edition eingeführt hatte. Alle drei Chipsätze wiederum bringen nur wenige, aber in bestimmten Fällen wesentliche Änderungen im Vergleich zu ihren Vorgängern i915G, i915P, i925X und i925XE, mit denen Intel Mitte vorigen Jahres die PCI-Express-Technik startete. Damit bringt Intel jetzt also die zweite Generation PCIe-Chipsätze.

Alle drei neuen Chipsätze unterstützten sowohl FSB800 als auch FSB1066, eignen sich also für den Pentium 4 Extreme Edition. Sie kooperieren anders als ihre Vorgänger mit den Doppelkern-Prozessoren und mit PC2-5300-Speichermodulen aus DDR2-667-DRAM-Chips (333,3 MHz Taktfrequenz). Der i955X kann als einziger der drei neuen Chipsätze seinen Hauptspeicherinhalt per ECC vor manchen Fehlern schützen und mit mehr als 4 GByte RAM umgehen -- obwohl Intel demnächst fast alle LGA775-Prozessormodelle bis auf den Celeron D mit EM64T/x64-Technik ausliefert, bleibt man also auf etwa 3 bis 3,5 GByte nutzbaren physischen Speicher beschränkt, sofern man nicht den i955X kauft und mindestens zwei 2-GByte-Speichermodule, die aber in der passenden Ausführung erst allmählich (und wohl anfangs noch nicht für 333 MHz) zu haben sein sollen.

Als Southbridges kommen jetzt die ICH7-Typen zum Einsatz, die den schnelleren Serial-ATA-II-Transfermodus mit 3 GBit/s unterstützen. Das Spitzenmodell ICH7R bietet die vom ICH6R bekannte Matrix-RAID-Technik und zusätzlich RAID-5-Funktionen. Er kennt auch -- anders als die "Nicht-R-Typen" -- den Serial-ATA-AHCI-Modus mit Native Command Queuing (NCQ) und bietet mit insgesamt sechs zwei PCIe-x1-Ports mehr als diese.

Mit dem i82573 hat Intel endlich auch einen eigenen PCI-Express-GBit-LAN-Adapter im Angebot; dieser taucht zwar noch nicht mit einem Datenblatt auf Intels Webseite auf, sitzt aber in der Version i82573V auf Intels Mainboard D955XBK "Black Creek", das übrigens auch zwei PCI-Express-Steckplätze für Grafikkarten bietet.

Der grafikfähige Chipsatz i945G dient als "Stable-Platform"-Nachfolger des i915G, der wiederum den i865G beerbt hatte. Damit bedient Intel vor allem PC-Großhersteller wie Dell, HP, IBM/Lenovo oder Fujitsu-Siemens, die Millionenstückzahlen von Bürorechnern für Geschäftskunden herstellen. Diese PC-Marktführer nutzen traditionell Intels Chipsatz-Einführungstermine zur Vorstellung neuer Modellreihen. Fujitsu-Siemens beispielsweise bringt jetzt die Esprimo-Familie, die die bekannten Scenic-Typen ersetzt. Sie werden für das weltweite Fujitsu/Fujitsu-Siemens-Angebot in Augsburg gefertigt, wobei bereits die neuesten Umweltkriterien für Elektronikprodukte (WEEE/RoHS/ElektroG) Berücksichtigung finden sollen, also deutlich weniger gefährliche Substanzen wie Blei und halogenhaltige Flammschutzmittel verarbeitet werden.

Auch die anderen bekannten PC-Markenhersteller dürften heute und in den nächsten Tagen neue Rechnermodelle vorstellen; Dell Deutschland war versehentlich bereits mit dem Heimrechner Dimension XPS Gen5 vorgeprescht.

Der Grafikkern des i945G heißt Graphics Media Accelerator 950 (GMA-950) und soll schneller arbeiten als der GMA-900 des i915G, weil er einerseits mit höherer interner Taktfrequenz läuft und andererseits auf schnelleren Hauptspeicher zugreifen kann. Zwar reichen die 3D-Leistungen wohl -- wie üblich -- bei weitem nicht an die aktueller PCI-Express-Grafikkarten heran, doch im Hinblick auf die neue Benutzeroberfläche von Windows "Longhorn" sind gewisse DirectX-9-3D-Funktionen auch für Bürocomputer sinnvoll.

Neben solchen kleineren Fortschritten und Verbesserungen bringt Intel bei speziellen ICH7-Varianten neue Funktionen, etwa die Fernwartungs-Technik Intel Active Management Technology (IAMT). Das ist vor allem für Großfirmen interessant, denn man benötigt auch spezielle Software, um solche Funktionen nutzen zu können.

Weil Intel die Datenblätter der zwei neuen Chipsätze und der unterschiedlichen ICH7-Varianten (bis auf i955X, ICH7 und ICH7R) noch nicht veröffentlicht hat, ist noch unklar, welche Unterstützung die Virtualisierungs-Technik Vanderpool von Seiten des Chipsatzes benötigt.

In den verschiedenen Chipsatz-Varianten drückt sich letztlich Intels Plattform-Konzept besonders deutlich aus: Es sind offenbar Versionen für "Digital Home", "Digital Office" und "Digital Enterprise" mit unterschiedlichen Funktionskombinationen vorgesehen. Damit will Intel die bei der Centrino-Mobil-"Plattform" erfolgreiche Strategie umsetzen, abgestimmte Komponenten-Pakete mit definiertem Funktionsumfang für bestimmte Anwendungsmodelle zu schnüren. Das soll auch den Abstand zu den Konkurrenten sichern, denn schließlich bietet AMD bald deutlich leistungsfähigere (aber auch wesentlich teurere) Doppelkern-Desktop-Prozessoren an und auch Nvidia hat sehr attraktive Chipsätze mit großem Funktionsumfang im Angebot.

Für Anfang 2006 hat Intel bereits die nächste Doppelkern-Prozessor-Generation angekündigt, den 65-nm-Typ Presler, bei dem zwei (NetBurst-)Dies nebeneinander in einem Gehäuse sitzen. Ob dieser mit den heute vorgestellten Chipsätzen kooperiert, ist nicht zweifelsfrei sicher. Ende nächsten Jahres will Intel sich dann mit völlig neuen Kern-Typen von der leistungshungrigen Pentium-4-Architektur verabschieden. Dann dürfte auch bereits DDR3-RAM als PC-Hauptspeicher verfügbar sein. Im Herbst 2006 soll laut Intel der Anteil der Doppelkerne an allen verkauften Desktop-Prozessoren bei über 70 Prozent liegen. (ciw)