Intel verspricht zehnfache Leistung binnen vier Jahren

Der künftige Intel-Chef Otellini zeigt erstmals Doppelkern-Desktop- und Mobilprozessoren. Die 64-Bit-Erweiterung soll ab 2005 Standard sein.

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Von
  • Erich Bonnert

Die Aktienexperten der Wall Street waren die ersten, die auf der Analystenkonferenz des Bankhauses Lehman Brothers Intels geheimnisumwitterten Dual- Core-Pentium mit dem Codenamen Smithfield in Aktion sehen konnten. Der noch amtierende CEO Craig Barrett gab den Investoren einen Überblick über die strategischen Geschäftsfelder des Konzerns. Sein designierter Nachfolger Paul Otellini erläuterte danach technische Produktdetails sowie einige Schlüsseldaten aus der Fertigung.

Höhepunkt in Otellinis Vortrag war die Vorführung eines mit Doppelkern-Pentium-4 (90-Nanometer-Prescott-Kern) arbeitenden PCs, auf dem ein Video bearbeitet wurde. Danach war sogar der Prototyp eines Notebooks mit dem so genannten Yonah-Chip in Aktion zu sehen. Yonah ist Intels erster Mobilprozessor mit zwei Kernen, er soll in 65-Nanometer-Technik hergestellt werden.

Auf dem Entwicklerforum im Oktober hatte Intel erstmals eine Mehrkernarchitektur öffentlich vorgeführt. Dabei handelte es sich jedoch um den (schon lange angekündigten) Montecito-Chip für die Itanium-Familie der 64-Bit-Serverprozessoren (IA64). Die Desktop-Produkte mit Smithfield-Kernen will Intel ab dem dritten Quartal 2005 ausliefern, wohl zeitgleich mit neuen Chipsätzen (Lakeport/-G, Glenwood). Im Jahr darauf steht bereits der Nachfolger Cedar Mills mit 65-Nanometer-Kern(en) an. Yonah soll ebenfalls ab 2006 auf den Markt kommen und zusammen mit dem Chipsatz Calistoga die Napa-Mobilplattform bilden.

Bis zum übernächsten Herbst will Intel den Anteil der Dualcore-Chips im Desktop-Bereich auf 70 Prozent schrauben, dies ist deutlich mehr als die noch im September angepeilten 40 Prozent. Bei den Servern bleibt es bei den geplanten 85 Prozent im gleichen Zeitraum. Mit der aggressiven Mehrkern-Strategie glaubt Intel, die Leistung der Prozessoren drastisch steigern zu können. So stellte Otellini den Finanzexperten eine Verzehnfachung der Rechenleistung bis Ende 2008 in Aussicht. Im Vergleich dazu hat der Chiphersteller in den vergangenen vier Jahren die Spitzenwerte seiner Produkte nach eigenen Angaben nur verdreifachen können. Die Präsentation erläutert allerdings den Umstand nicht näher, dass die Verzehnfachung der Rechenleistung vor allem in den Durchsatz-Messungen (Rate) des anerkannten Server-Benchmarks SPEC CPU2000 auftreten soll -- für Desktop-Software, die meist nicht von Parallelverarbeitung profitiert, sind aber eher die Leistungen der einzelnen Kerne wichtig.

Intel will ab Anfang nächsten Jahres zusätzliche Funktionen in seine Prozessoren einbauen: einen größeren L2-Cache, EIST (Enhanced Intel Speedstep Technology) zur Senkung der Leistungsaufnahme, die AMD-ähnliche EM64T-Befehlssatzerweiterung als serienmäßiges Zubehör in Pentium 4 und Celeron ab erstem Quartal 2005, ebenso IAMT (Intel Active Management Technology), ein Verfahren zur Ferndiagnose und -wartung.

Ab dem zweiten Quartal folgen dann die lange erwartete Sicherheitstechnik LaGrande sowie die in Silizium gegossene Virtualisierungsunterstützung Vanderpool. LaGrande ist im Übrigen nur für Client-Systeme vorgesehen, nicht aber beispielsweise für den Itanium, verriet Marketingleiter Ron Curry bereits kurz vor der Konferenz. Außerdem sind in Vanderpool auch die zuvor getrennten Techniken für Partitionierung (Vanderpool) und Virtualisierung (Silverlake) zusammengefasst. "Die Unterscheidung hat ihren Sinn verloren. Durch zu viele Überschneidungen war das selbst für uns am Ende verwirrend," verriet Curry. (Erich Bonnert) / (jk)