Yahoo baut um

Von verbesserter Produkteinführung bis hin zu einer Infrastruktur fürs sogenannte Cloud Computing - eine Reorganisation bei Yahoo soll das Kerngeschäft stärken und den Internet-Dienstleister aus den Turbulenzen herausführen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Mit Begeisterung wurden die Pläne, als erste Gerüchte über sie bekannt wurden, im Management nicht aufgenommen: Yahoo will sich neu strukturieren, um endlich aus den Turbulenzen herauszukommen und als selbstständiges Unternehmen konkurrenzfähig zu Google und Microsoft zu bleiben. Allerdings ist Yahoo nicht nur vonseiten vieler Aktionäre unter Druck, die die Ablehnung einer Übernahme durch Microsoft und das Scheitern der Verhandlungen über eine engere Zusammenarbeit mit dem Softwarekonzern aus Redmond scharf kritisieren. Auch die Führungsebene des Internet-Konzerns scheint von den Plänen der obersten Yahoo-Chefs nicht begeistert: Yahoo hat mit einem Exodus unter den Managern zu kämpfen, der auflösungsartige Züge annahm. Und weitere Turbulenzen durch eine komplette Reorganisation könnten dies noch beschleunigen: In der gegenwärtigen Situation totaler Instabilität sollte man nicht noch Mitarbeiter in Verunsicherung über ihren Job bringen, meinte ein Senior Executive von Yahoo bereits vor einigen Tagen zur New York Times.

Die Führungsspitze von Yahoo will mit einem weiteren Umbau aber vor allem das Kerngeschäft ankurbeln, wie sie in einer Mitteilung zur Reorganisation schreibt. Die Entwicklung der Produkte für Endkunden soll zentralisiert werden, um die weltweiten Produkteinführungen zu verbessern. Diese "Audience Products Division" übernimmt die Verantwortung für die weltweite Produktstrategie und das Management der Yahoo-Angebote. Außerdem soll die Schaffung einer eigenen US-Sparte die Produkteinführung für Endkunden, Werbetreibende und Inhaltsproduzenten ebenfalls beschleunigen. Zusätzlich soll ein "Insights Strategy Team" die interne Datennutzung und -analyse für Yahoo zentralisieren und vereinheitlichen.

Yahoo wolle so besser von den Chancen im Geschäft mit Suche und Werbung im Internet profitieren, sagte Unternehmenschef Jerry Yang. Dazu sollen dann auch Veränderungen in der Infrastruktur der Internet-Plattform und ihrer Verwaltung dienen. So soll eine "Cloud Computing & Data Infrastructure Group" eine Infrastruktur für das so genannte Cloud Computing aufbauen, die Effektivität mit Skalierbarkeit vereint. Beim sogenannten Cloud Computing liegt der Schwerpunkt der Rechenleistung, Anwendungsbereitstellung und Datenspeicherung nicht auf dem Client, sondern bei den Servern, die in Grids und großen Serverfarmen organisiert sind. Cloud Computing bildet damit auch eine der Grundlagen und Erweiterungen für "Software as a Service" als Anwendungsmodell, bei dem Applikationen nicht auf der lokalen Maschine der Anwender installiert werden, sondern als Dienstleistungen je nach Bedarf über Serverfarmen ausgeliefert werden. Dieses Modell hat spätestens mit der massiven Verbreitung von Breitband-Internetzugängen und der Verfügbarkeit von Angeboten wie Google Docs an Popularität gewonnen, nachdem die Anbieter mit früheren Versuchen unter dem Stichwort Application Service Providing (ASP) nicht so recht reüssieren konnten.

Yahoo vollzog zuletzt bereits mehrere Umorganisationen. Weil sich das Wachstum verlangsamt hatte, baute Yahoo zuletzt auch Stellen ab. Nach seinem Nein zu einer Übernahme durch Microsoft ging Yahoo eine enge Suchanzeigen-Kooperation mit Marktführer Google ein.

Siehe dazu auch:

(jk)