Digitaler Behördenfunk: Vergabeverfahren geht in entscheidende Phase
Die per "Schönheitswettbewerb" ausgewählten Unternehmen haben bis Mitte Oktober Zeit, Angebote abzugeben. Die konkurrierenden Konsortien um EADS und Marconi bestätigen, dass sie an Lösungen im Tetra-Standard arbeiten.
Das Bundesinnenministerium (BMI) hat die entscheidende Phase des Vergabeverfahrens für den Aufbau eines Digitalfunknetzes für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) eingeläutet. Gemäß einer Pressemitteilung vom 3. August hat das BMI die so genannten Verdingungsunterlagen zur Beschaffung der Systemtechnik für den BOS-Digitalfunk an die von ihm ausgewählten Unternehmen versandt. Zuvor hatte das BMI einen Teilnahmewettbewerb durchgeführt.
Inzwischen bestätigen zwei konkurrierende Bieter den Eingang der Teilnahmeunterlagen, die nach übereinstimmenden Schilderungen den Umfang von dreizehn Bänden in der Größe von Telefonbüchern haben, außerdem sei eine DVD beigefügt. Der Mischkonzern EADS geht als Generalunternehmer gemeinsam mit Siemens und der ehemaligen TETRA-Sparte von Nokia an den Start. Erst vor wenigen Tagen hatte die EU-Kommission die Übernahme durch EADS gebilligt. EADS-Sprecher Michael Meissner bestätigte gegenüber heise online den Eingang der Verdingungsunterlagen. Nun habe das Konsortium bis Mitte Oktober Zeit, ein Angebot zu erstellen. Dabei werde man auf ein Funknetz im TETRA-Standard setzen, der bei den BOS mehrerer europäischer Länder verbreitet ist.
Ebenfalls auf den ETSI-konformen Funkstandard TETRA, der schon in Finnland und Großbritannien flächendeckend eingesetzt wird, setzt ein Konsortium aus den Firmen OTE/Finmeccanica und Marconi. Eine Sprecherin von Marconi Deutschland bestätigte gleichfalls den Eingang der Verdingungsunterlagen. In dem geplanten gemeinsamen Angebot wäre OTE/Finmeccanica für den Aufbau der TETRA-Infrastruktur zuständig, was die Lieferung von Endgeräten, Vermittlungs- und Sendetechnik beinhaltet. Die deutsche Filiale von Marconi, die auf die 1903 gegründete Firma Telefunken zurückgeht, liefert zum einen Richtfunktechnik zur Anbindung der Sendestandorte. Darüber hinaus soll Marconi den Aufbau, die Inbetriebnahme und die laufende Wartung des BOS-Netzes übernehmen.
Als sicher gilt in der Branche, dass auch die Allianz von Motorola und T-Systems zu den Adressaten der Verdingungsunterlagen zählt. Von den Unternehmen war hierzu bis zur Stunde keine Bestätigung zu erhalten. Motorola kann als Referenz mit dem Netz für die Polizei in Großbritannien eines der größten TETRA-BOS-Netze vorweisen, das unter dem Namen Airwave von O2 betrieben wird.
Rätselraten herrscht hingegen um Vodafone D2. Die ehemalige Mannesmann will anders als die meisten übrigen Bieter den Behördenfunk mittels BOS-GSM über ein bestehendes Mobilfunknetz abwickeln. Bis zur Stunde war keine Stellungnahme von Vodafone D2 zu erhalten. Zudem ist unklar, ob der der Düsseldorfer Mobilfunker gegen eine Entscheidung des Bundeskartellamts zugunsten der Bundesregierung vorgeht. Vodafone D2 hatte nicht offiziell bestätigt, Urheber eines Nachprüfungsverfahrens gewesen zu sein, das sich gegen die Entscheidung von Innenminister Schily richtete, die bundeseigene DB Telematik mit dem Betrieb eines BOS-Rumpfnetzes zu betrauen. Nach einer Meldung der Zeitschrift Behördenspiegel ist derzeit unklar, ob Vodafone gegen die Entscheidung des Bundeskartellamts Widerspruch einlegt -- die Einspruchsfrist laufe in Kürze ab, meldet die Zeitschrift.
Zur Ausstattung der Sicherheitsbehörden mit Digitalfunktechnik siehe auch: (ssu)
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