iPad vs. Android

Seite 6: App Stores und Inhalte

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Kaum ein Tablet-Nutzer beschränkt sich aufs Surfen und Mailen. Schließlich gibt es in den von Apple und Google verwalteten Shops viele spannende Apps, an die man per Browser nicht herankommt. Außerdem sind diese Läden eine verführerisch bequeme Quelle für Musik und E-Books, für Zeitschriften und Filme sogar meist die einzige.

Die Stores offenbaren den größten Unterschied zwischen der Apple- und der Google-Welt: Apples Angebot ist in fast allen Kategorien viel größer, nur bei Büchern und Musik liegt Google auf dem gleichen Niveau, weil Amazon seine E-Books und MP3s auf beiden Plattformen verkauft.

Platzverschwendung: Viele Android-Apps, hier der DB Navigator, nutzen die großen Tablet-Displays nicht gewinnbringend.

Noch besser als für Bücher taugen die Tablet-Displays allerdings für Filme. Deshalb ist zu hoffen, dass Google seinen Videoladen endlich auch für deutsche Android-Nutzer öffnet. Im Moment haben nur Nutzer von Sony- und HTC-Tablets Zugriff auf (kleine) Shops mit Kinofilmen und Serien – ohne HD. Für das iPad stehen dagegen große Teile des iTunes-Angebots in 720p-, auf dem neuen iPad teilweise sogar in 1080p-Qualität zur Verfügung.

Die Geräte von Samsung, Asus und Co. muss man über Umwege befüllen: Filme am PC herunterladen und dann aufs Tablet schieben. Bei iTunes oder Maxdome steht allerdings auch dann noch DRM im Weg. Die im recht gut gefüllten Media-Markt-Shop gekauften Filme kann man immerhin auf Samsungs DivX-zertifizierten Tablets abspielen.

Zu digitalen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichen Apple und Google keine Zahlen, deswegen haben wir ein paar Stichproben gemacht: Von den zehn größten überregionalen Tageszeitungen bieten neun eine iPad-App, aber nur drei eine für Android (Welt Kompakt, Bild, Frankfurter Rundschau). Bei Zeitschriften sieht das Verhältnis eher noch schlechter für Android aus. Lokalzeitungen hinken hinterher: Nur ungefähr die Hälfte von ihnen hat eine iPad-App, kaum eine gibt es für Android.

Apps und Inhalte
iPad Android-Tablets
Apps über 200.000 iPad-Apps im App Store über 360.000 Apps im Google Play Store (davon viele für Smartphone-Displays ausgelegt)
Musik mehr als 20 Millionen Songs im iTunes Store Shops über Google Play, z. B. Amazon MP3 mit über 17 Millionen Songs
Filme über 15.000 Filme und über 90.000 TV-Folgen im iTunes Store Sony-Tablets und HTC Flyer: Shop mit einigen Tausend Filmen und TV-Folgen; Samsung-Tablets: DivX-Filme aus Media-Markt-Shop (über PC)
Bücher über 700.000 Bücher im iBookstore (keine Angaben zu deutschen Titeln); Amazon Kindle und weitere Apps im Store diverse Shops im Play Store, z. B. Amazon Kindle mit 1 Million Büchern, davon 45.000 in dt. Sprache; Shop von Libri.de mit 500.000 Büchern, 125.000 deutsch

Beim App-Angebot lohnt ein Blick hinter die nackten Zahlen: Die meisten für das iPad entwickelten Apps nutzen die Bildschirmfläche sinnvoll aus. Für Android gibt es zwar insgesamt mehr Apps, aber viele davon zeigen auf Tablet-Displays nicht mehr Informationen als auf einem Smartphone-Schirm – die zusätzliche Fläche füllen sie einfach mit Weißraum.

Ob Android diesen Rückstand aufholt, ist schwer abzuschätzen. Selbst wenn in Zukunft mehr Android-Tablets als iPads verkauft werden, heißt das nicht, dass Entwickler, Labels und Verlage sich auf die Plattform stürzen. Android erfordert im Vergleich zu Apples iOS einen höheren Entwicklungsaufwand, weil es zig Hardware-Varianten gibt. Gleichzeitig haben nur wenige Android-Nutzer ihre Kreditkartendaten bei Google hinterlegt. Hoher Entwicklungsaufwand bei geringer Zahlungsbereitschaft der Kundschaft – das schreckt ab. An der fragmentierten Hardware-Landschaft wird Google nichts ändern, aber vielleicht kann man in Zukunft im Play Store auch mit Gutscheinen oder per Click&Buy bezahlen – wie bei Apple. (cwo)