iPad vs. Android

Seite 5: Betriebssystem und Apps

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Für ein Touch-System ist iOS zum Beispiel bei der Texteingabe ziemlich flott: Die virtuelle iPad-Tastatur reagiert flüssiger und fügt Umlaute fixer ein als ihr Android-Gegenstück. Dieser Geschwindigkeitsvorteil macht sich selbst bei Texten aus nur drei Sätzen bemerkbar, bei längeren umso deutlicher. Auch das Markieren und Einfügen von Text klappt auf dem iPad schneller.

Bei langen Texten schneller als Tippen: Auf dem iPad 3 und ...

Das iPad 3 und die Android-Tablets bieten eine weitere Eingabemethode: Spracherkennung. Je länger der Text, desto eher lohnt sich das Diktieren samt Korrektur falsch verstandener Wörter. Die Spracherkennungen von Apple und Google haben wir bereits ausführlich verglichen (c’t 5/12, S. 84). Die wichtigsten Unterschiede: Apples Wortschatz ist nicht so aktuell wie der von Google. Modebegriffe wie „Burnout“ oder „Stresstest“ erkennt nur Android. Trotzdem erfordert das Apple-System weniger Nacharbeit – es beherrscht Groß- und Kleinschreibung und setzt Satzzeichen. Das Google-System schreibt alles klein und versteht nur Punkt und Komma.

... den Android-Tablets kann man Textfelder auch durch Diktate füllen.

Apple gibt die Spracherkennung allerdings nur dem iPad 3 mit, konkreter: baut sie in die virtuelle Tastatur ein, sodass man beliebige Textfelder mittels Diktat füllen kann. Softwareseitig ist das der wichtigste Unterschied zwischen dem neuen und den älteren Apple-Tablets. Mit Dragon Dictation bekommen die Nutzer der Vorgängermodelle aber dieselbe Spracherkennungsqualität als separate, kostenlose App. Im Unterschied zum iPhone 4S dient die Spracherkennung auf dem Tablet nur zum Diktieren von Texten. Siri, die sprachgesteuerte und gesprächige Assistentin, bleibt dem iPhone vorbehalten.

iCloud vs. Google-Dienste
iCloud Google-Dienste
Synchronisation Mails, Termine, Kontakte, Notizen, Lesezeichen, Aufgaben, Fotos, Dokumente Mails, Termine, Kontakte, Fotos, Lesezeichen
Sicherheitsfunktionen Gerät aus der Ferne orten, sperren, löschen - (nur gegen Aufpreis)
System-Backup v (Einstellungen, Fotos, Dokumente) unzuverlässig
Speicherplatz auf Apple- / Google-Servern 5 GByte (kostenlos), 15 GByte (16 € / Jahr), 25 GByte (32 € / Jahr), 55 GByte (80 € / Jahr 1 GByte (kostenlos), 20 GByte (5 US-$ / Jahr), 80 GByte (20 US-$ / Jahr), 400 GByte (100 US-$ / Jahr)
v vorhanden - nicht vorhanden

iOS beendet die meisten Apps, wenn man sie verlässt. Deshalb verbinden sich Chat-Programme wie ICQ oder IM+ nach jedem Aufruf neu mit ihrem Server, was einige Sekunden dauert und Chatter auf Dauer nervt. Bei vielen anderen Apps bemerkt man diesen Unterschied zwischen iOS und Android aber nicht. Auf dem iPad springt man durch Streichen mit vier Fingern sogar etwas schneller zwischen Apps hin und her als unter Android.

Auch der subjektiv empfundene Bedienungsfluss spielt eine große Rolle: Wie schnell folgt der Bildausschnitt beim Scrollen dem Finger? Wie flüssig bewegen sich Symbole und Fotos über den Schirm? Hier sammelt iOS mehr Punkte als Android. iOS 5 läuft auf iPad 2 und 3 einwandfrei und ruckelt nur auf dem ersten iPad. Android-3-Tablets ruckeln mal mehr, mal weniger, aber meistens spürbar. Das noch kaum verbreitete Android 4 fühlt sich auf dem schnellsten Android-Tablet, dem Asus Transformer Prime, meistens so flüssig an wie iOS, nicht aber beim Scrollen über komplexe Webseiten.

Will man nur kurz das Wetter, Mails oder RSS-Feeds abrufen, ist Android trotzdem oft schneller. Man kann den Startbildschirm nämlich mit kleinen, dynamischen Programmfenstern (Widgets) belegen, die die wichtigsten Neuigkeiten auf einen Blick verraten. Generell gilt bei Android: Der Nutzer kann Bedienung und Optik stärker selbst bestimmen.

Mail, YouTube, Maps, Videotelefonie und weitere Apps sind bei iOS und Android inklusive. Im Detail unterscheiden sich die Funktionen zwar (siehe Tabelle), aber die meisten Lücken stopft man im Handumdrehen mit Programmen aus dem App Store beziehungsweise Google Play.

Auch der Abgleich persönlicher Daten ähnelt sich bei iOS und Android. Mit einem iCloud- oder einem Google-Konto sichert man Mails, Kontakte, Termine und Fotos im Netz und gleicht sie mit dem Smartphone oder PC ab (iCloud erfasst sogar Notizen und Aufgaben). Das Google-Konto und Exchange-Server sind von beiden Systemen aus erreichbar, die iCloud nur von iOS aus.

Mitgelieferte Apps – die wichtigsten Unterschiede
iOS Android
Mail eine App für alle Postfächer getrennte Apps für Google Mail und weitere Postfächer
Browser Reader-Modus blendet Werbung aus, Twitter-Integration Leseliste speichert Seiten für späteres Offline-Lesen
Flash v
Videotelefonie Facetime: Videochats mit iOS- und Mac-OS-Nutzern (ab iPhone 4 / Mac OS 10.6.6) Google Talk: Videochats mit anderen Google-Talk-Nutzern (läuft auch im PC-Browser)
Chatten iMessage: Chatten mit iOS-5-Nutzern Google Talk: Chatten mit anderen Google-Talk-Nutzern (läuft auch im Browser beliebiger PCs)
Navigation Google Maps: nur Routenplaner Google Maps: Routenplaner, Navigation und Sprachansagen
Spracherkennung Texte diktieren (iPad 3), keine Sprachsteuerung Texte diktieren, rudimentäre Sprachsteuerung
Internetweitergabe -
(soll beim iPad 3 nachgeliefert werden)
v
v vorhanden - nicht vorhanden

Für die restlichen Daten auf dem Tablet bietet nur Apple eine umfassende Backup-Strategie: Mit Hilfe von iTunes legt man über USB oder WLAN eine Komplettsicherung auf dem heimischen Rechner ab. Eine Art Kompakt-Backup ohne Apps kann man auch in der iCloud ablegen. Beides erleichtert den Umstieg auf ein neues iPad. Unter Windows benimmt iTunes sich manchmal allerdings störrisch.

Typisch Android: Ein mit Widgets gepflasterter Startbildschirm liefert viele Infos auf einen Blick. Aber ...

Google bietet zwar ein Cloud-Backup, das funktioniert unseren Erfahrungen nach aber nicht zuverlässig. Auch die Sync-Programme der Android-Tablet-Hersteller machen kein Komplett-Backup, was den Umstieg auf neue Geräte erschwert. Will man nur schnell ein paar Bilder, PDFs oder neue Musik aufs Tablet schieben, macht Android wiederum dem Nutzer das Leben leichter: Die Geräte melden sich am PC als USB-Laufwerk an. Beim iPad muss man hingegen das schwerfällige iTunes starten und Dateien einzeln den passenden Apps zuschieben.

... die starre iOS-Optik hat einen Vorteil, sie ist übersichtlicher.

Unterm Strich ist iOS immer noch schneller und pflegeleichter als Android. Google beseitigt die Schwächen zwar recht schnell – Version 4.0 ist stabiler, flüssiger und übersichtlicher als 3.0 –, doch das nutzt wenig, wenn die Verbesserungen nicht bei den Nutzern ankommen. Android 4.0 läuft immer noch, obwohl seit Monaten fertig, nur auf wenigen Tablets. Auf zukünftige Android-Versionen bezogen heißt das: Wer sich jetzt ein Android-4-Tablet kauft, kann nicht sicher sein, ob das Gerät in einem Jahr noch auf der Höhe der Zeit ist.

Apple versorgt seine iPads zuverlässig mit frischer Software und liefert die wichtigsten Verbesserungen auch für ältere Geräte. Dass die Spracherkennung dem neuen iPad vorbehalten bleibt, wirkt bislang nur wie eine Ausnahme von dieser Regel. (cwo)