Herdentrieb

Seite 3: Aus der Smartphone-Welt

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Google hat ebenfalls noch kein Tablet-Betriebssystem veröffentlicht. Samsung, Toshiba, Archos und weitere Hersteller nutzen mangels Alternative das auf Smartphones ausgerichtete Android. Es ist auf Fingerbedienung ausgelegt und unterstützt mittlerweile auch Multitouch-Gesten.

Android krankt allerdings an seiner zwar für Touch, aber nicht für Tablets optimierten Oberfläche. Viele Hersteller laden es von der Webseite der Open Handset Alliance herunter und passen lediglich die Auflösung an. Dann wird der zusätzliche Bildschirmplatz aber nicht gewinnbringend genutzt.

Kleines Tablet mit Smartphone-Innenleben: Samsungs Galaxy Tab passt in keine der gängigen Gerätekategorien, dürfte aber zum schärfsten iPad-Konkurrenten avancieren – wenn es genügend Apps im passenden Format gibt.

Für ein gutes Android-Tablet muss viel umgebaut werden. Dell spendiert seinem 5-Zöller Streak eine virtuelle Tastatur inklusive Ziffernblock und zusätzlichen Widgets. Samsung gibt dem 7-Zöller Galaxy Tab die Wischtastatur Swype sowie eigene Widgets und Menüs mit auf den Weg, die vorinstallierten Programme wie Adressbuch und E-Mail-Client wurden sorgfältig angepasst und aufgehübscht.

Trotzdem merkt man auch Streak und Galaxy an, dass Android kein Tablet-System ist. Zum Beispiel an den Tasten für Home, Menü, Suchen und Zurück: Bei Smartphones liegen sie immer in Reichweite, bei Tablets müssen die Finger von der Bildschirmmitte bis zum Rand einen weiten Weg zurücklegen. Außerdem muss man sich beim Wechsel zwischen Hoch- und Querformat stets neu orientieren: Sind die Tasten jetzt oben, unten, rechts oder links? Das nervt besonders bei Sensortasten, die man nicht fühlen kann. Sinnvoller wäre eine Steuerleiste auf dem Touchscreen, die sich mit dem restlichen Bildschirminhalt dreht. Im Grunde sei „dieses ganze Tastengeraffel“ nur ein Überbleibsel früher Android-Versionen, schrieb ein Leser von heise online nach der Vorstellung des Galaxy Tab.

Google will demnächst Abhilfe leisten und die Oberfläche selbst umbauen. Die nächste Android-Version („Gingerbread“) ist fertig; ob diese allerdings bereits auf Tablets zugeschnitten sein wird ist derzeit noch unbekannt – möglicherweise erscheint die Tablet-Version erst im kommenden Jahr. Auf der IFA sagten viele Hardwarehersteller, die noch kein Tablet zeigten, dass sie das Update abwarten.

Allerdings könnte Google statt Android 3.0 ein anderes Tablet-Betriebssystem aus dem Hut zaubern: Chrome OS, bei dem Anwendungen im Browser laufen und Daten in der Cloud lagern. Es zielt Google zufolge in erster Linie auf Netbooks, aber vor dem iPad-Start veröffentlichte einer der Entwickler Skizzen eines Chrome-OS-Tablets. Unsere Anfrage zu diesem Thema blieb unbeantwortet – mit den Hardwareherstellern sollte Google offener kommunizieren, wenn die iPad-Aufholjagd reibungslos starten soll.