Job: Die Sehnsucht nach Stabilität nimmt zu

Karriere um jeden Preis – das war einmal. Heute zählen andere Werte: ein gutes Betriebsklima und Sicherheit im Job sind den meisten Arbeitnehmern deutlich wichtiger als oberflächliches Prestige. Bei den Arbeitgebern ist die Botschaft aber noch nicht angekommen.

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Von
  • Marzena Sicking

Geld, Macht und Karriere stehen auf der Prioritätenliste der Arbeitnehmer nicht mehr ganz oben. Wichtiger sind ein gutes Betriebsklima und Stabilität im Job. Wie gleich mehrere aktuelle Umfragen zeigen, findet im Büroalltag offenbar ein Wertewandel statt.

IT-Firmen aufgepasst: Wer Nachwuchstalente an sich binden will, sollte in Stellenanzeigen nicht die bekannte Marke oder die Größe seines Unternehmens in den Vordergrund stellen, sondern das gute Betriebsklima und die interessante Tätigkeit. Denn diese Punkte sind für angehende Techniker bei der Wahl des künftigen Arbeitgebers am Wichtigsten, wie eine Umfrage des Engineering-Unternehmens IVM jetzt ergeben hat. Auch bei IT-Fachkräften, die bereits im Job stehen, ist das gute Betriebsklima der größte Wunsch, gefolgt von einer interessanten Aufgabe, mehr Eigenverantwortung, Teamwork und flexiblen Arbeitszeiten. Geld spielt natürlich bei allen Befragten auch eine Rolle, aber eben nicht mehr die wichtigste.

Ähnlich sehen es übrigens die Arbeitnehmer in Österreich: Das hiesige Ergebnis der Allianz-Umfrage unter Arbeitnehmern zeigt: "nette Kollegen" sind der Mehrheit wichtiger als ein hohes Gehalt. Der Wunsch nach einem guten Klima und Stabilität ist mehr denn je vorhanden. Doch wie andere Untersuchungen zeigen, ist die Arbeitswelt von deren Erfüllung noch meilenweit entfernt – zumindest empfinden das die Arbeitnehmer so.

So fühlt sich die Mehrheit trotz Konjunkturaufschwung, sinkenden Arbeitslosenzahlen und steigenden Unternehmensgewinnen keinesfalls sicherer im Job, als noch während der Krise. Das ergab eine Umfrage des Internetportal Jobvoting.de im November. Demnach gaben 35 Prozent der befragten Berufstätigen an, dass sie nicht das Gefühl haben, dass ihr Job in den vergangenen Monaten sicherer geworden wäre. Weitere 23 Prozent vertreten sogar die Ansicht, dass ihr Arbeitsplatz zurzeit unsicherer ist, als noch vor einem Jahr. Sie befürchten, dass eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses jederzeit möglich ist.

Die Mehrheit hat also noch immer Angst, den Job zu verlieren. Das schlägt sich in der Arbeitsmoral nieder. So sind 84 Prozent der Berufstätigen nach eigenen Angaben auch außerhalb der regulären Bürozeiten für Arbeitgeber oder Kunden erreichbar. Die Hälfte davon ist auf "Stand-by", also jederzeit bereit, nicht nur kurze Fragen zu beantworten, sondern auch voll zu arbeiten. Das geht aus einer aktuellen BKK-Umfrage unter mehr als 2.300 Berufstätigen hervor. Mehr als die Hälfte der Befragten hat demnach keine reguläre Fünf-Tage-Woche, sondern arbeitet auch regelmäßig am Wochenende und an Feiertagen und/oder im Schicht-, Nacht- oder Bereitschaftsdienst.

Angst um den Job und ständige Überforderung haben ihren Preis: Die Hälfte der Befragten leidet unter Schlafproblemen, 13 Prozent davon sind jede Nacht betroffen. (Marzena Sicking) / (map)

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(masi)