Was einen idealen Chef ausmacht

Mitarbeiter haben konkrete Vorstellungen davon, wie ein Vorgesetzer sein sollte. Die Mehrheit würde wegen einem „schlechten Chef“ sogar kündigen.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Die Zeiten, in denen Angestellte aus Angst vor Jobverlust kuschten, sind vorbei: Die Mehrheit der Deutschen ist nicht bereit, sich mit einem schlechten Chef abzufinden. 56 Prozent würden sogar "auf jeden Fall" oder "sehr wahrscheinlich" kündigen beziehungsweise ein Jobangebot ausschlagen, wenn der Vorgesetzte sich nicht benehmen kann. Das ist das Ergebnis einer Befragung zum "idealen Chef" (PDF), die das internationale Trainingsunternehmen Beitraining unter Angestellten in mittelständischen Unternehmen durchgeführt hat.

In einer vorangegangenen Befragung wollte man wissen, welche Sozialkompetenzen sich Unternehmer von ihren Mitarbeitern wünschen (Eigeninitiative, Teamfähigkeit und positives Denken). Nun wurde auch die andere Seite beleuchtet. Die Mitarbeiter sollten Auskunft darüber geben, welche Eigenschaften und Fähigkeiten der ideale Chef bzw. die ideale Chefin haben sollte und welche Faktoren bei der Wahl eines Arbeitsplatzes besonders wichtig sind.

Demnach haben Mitarbeiter durchaus hohe Anforderungen an einen "idealen Chef". 87 Prozent sagen, dass ihre eigene Leistung stark vom Führungsstil und Führungsfähigkeiten des Vorgesetzten abhängt – weshalb der Chef bitte ständig an sich arbeiten sollte, um den entsprechenden Anforderungen auch gerecht zu werden.

Wer als guter Chef gelten will, der sollte einerseits genau wissen, was er möchte und zugleich aber auch großes Vertrauen in seine Mitarbeiter an den Tag legen. So wünschen sich 64 Prozent klare Zielvorgaben. Genauso viele wollen aber auch, dass der Vorgesetzte ihnen Handlungsspielräume gewährt und Verantwortung überträgt. Eine starke Führungspersönlichkeit zeichnet sich nach Ansicht von 47 Prozent der Befragten außerdem dadurch aus, dass sie mit Lob und Anerkennung für gute Arbeit nicht spart. 39 Prozent erwarten vom idealen Chef zudem fachliche Kompetenz. 33 Prozent legen besonderen Wert auf Fairness und darauf, dass kein Mitarbeiter bevorzugt wird. Einfühlungsvermögen oder die Fähigkeit, ein guter Zuhörer zu sein, erwartet hingegen nur ein geringer Teil der Angestellten.

Die Mitarbeiter wissen aber nicht nur, was sie wollen, sondern auch, was gar nicht geht. Absoluter Albtraum ist für die Befragten der "Choleriker, der seine Launen an anderen auslässt" (68 Prozent). An zweiter Stelle folgt der respektlose Vorgesetzte, der Mitarbeiter öffentlich herunterputzt (57 Prozent) und der "Tyrann", der keine Gelegenheit auslässt, um seine Macht zu demonstrieren (52 Prozent). Der Chef, der Ausgewählte bevorzugt, ist für 39 Prozent inakzeptabel. 27 Prozent kämen mit einem Pedant, dem keine Leistung wirklich gut genug ist, nicht zurecht. Einen unnahbaren Vorgesetzten, der niemals menschliche Gefühle zeigt, finden 19 Prozent ganz schlimm.

Bei diesen Punkten sind sich alle Befragten einig, allerdings gibt es bei der Schmerzgrenze durchaus Unterschiede. Männer lassen sich demnach viel weniger gefallen als Frauen. Bei den weiblichen Angestellten würden nur 48 Prozent schnell den Job wechseln, die Mehrheit würde es auf den Versuch ankommen lassen, ob man mit den Macken des Vorgesetzten nicht doch irgendwie klar kommt. Dazu sind nur 21 Prozent der Männer bereit. Sechs Prozent der Frauen würden einen schlechten Chef sogar ausdrücklich hinnehmen, falls das sonstige Arbeitsumfeld in Ordnung ist. So ein Arrangement kommt nur für drei Prozent der Männer in Frage.

Wenig überraschend sind die Antworten auf die Frage, was sich Arbeitnehmer von einem idealen Arbeitsplatz sonst noch wünschen. Am wichtigsten sind demnach eine interessante Tätigkeit, eigenverantwortliches Arbeiten und Mitentscheidungsmöglichkeiten im eigenen Arbeitsbereich. (masi)