Alternativen zum DB Navigator: Sechs Mobilitäts-Apps im Vergleich

Seite 2: DB Navigator

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Der DB Navigator bietet mehr Funktionen als der Web-Auftritt der Deutschen Bahn. Das geht teilweise zulasten der Übersichtlichkeit.

In den vergangenen Jahren hat sich der DB Navigator von der reinen Fahrplanauskunft hin zum universellen Werkzeug für Fahrten mit der Deutschen Bahn – und anderen Unternehmen – entwickelt. Die App, die es für Android und iOS gibt, bietet Stand November 2019 sogar einige Funktionen, die in der Browser-Version fehlen.

Verbindungen sucht der DB Navigator nicht nur mit Blick auf Züge der Deutschen Bahn: Auch Schienenpersonennah- und -fernverkehr von Mitbewerbern sowie ÖPNV-Angebote berücksichtigt die App deutschlandweit und mit kleineren Einschränkungen auch europaweit, Fernbus- und Flugverbindungen fehlen hingegen. Ebenso mangelt es an Sharing-Diensten, selbst die DB-eigene Autoflotte Flinkster fehlt.

Bei Start- und Zielort muss es sich nicht um Haltestellen handeln, auch Adressen akzeptiert die App. Points of Interest kennt sie hingegen nicht. Ist das Ziel ein Krankenhaus, findet der DB Navigator es nur, wenn die Haltestelle den gleichen Namen hat. Im Ausland gibt es bezüglich der Datengrundlage große Unterschiede. Während Sie sich in Brüssel in die Avenue Luoise führen lassen können, kann der DB Navigator mit der Adresse Hanover Square in London nichts anfangen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der örtliche ÖPNV berücksichtigt wird. Fehlen die Daten dazu, schlägt die App einfach einen längeren Fußweg vom nächstmöglichen Bahnhof vor. Kennen Sie die nächstgelegene Haltestelle nicht, helfen die Kartenansicht oder die Standortbestimmung weiter.

Die gefundenen Verbindungen listet die App nach Abfahrzeit sortiert mit den wichtigsten Informationen in Kacheln untereinander. Falls verfügbar, wird neben der im Fahrplan hinterlegten Zeit für Abfahrt und Ankunft auch die aktuelle Verspätung angezeigt. Zu den weiteren Informationen in dieser Ansicht gehören die Art der Verkehrsmittel (Bus, Straßenbahn, S-Bahn und so weiter), die Gesamtreisedauer, die Zahl der notwendigen Umstiege sowie die Länge etwaiger Fußwege. Eine Möglichkeit, die Ergebnisse nach anderen Kriterien zu sortieren, gibt es nicht. Verbindungen lassen sich als Favoriten hinterlegen und auf einem iPhone dank erstellbarem Siri-Kurzbefehl auch per Sprachkommando aufrufen.

(Bild: In der Detailansicht nennt der DB Navigator Umsteigezeiten und die entsprechenden Gleise. Ärgerlich: Die Hinweise zur Barrierefreiheit am Bildschirmende nutzt die App nicht bei der Verbindungsberechnung.)

In den Suchoptionen, erreichbar über die Startansicht der App, können Sie die in Frage kommenden Verkehrsmittel und die gewünschte Umsteigezeit auswählen. Darüber hinaus lassen sich die Ergebnisse auf die schnellsten Verbindungen, Direktverbindungen und Verbindungen mit Fahrradmitnahme reduzieren und Routen über bestimmte Haltestellen (Via-Verbindungen) erzwingen. Wer mit Rollstuhl, Kinderwagen oder anderen, die Mobilität einschränkenden Faktoren reist, ist auf sich allein gestellt. Denn eine Beschränkung auf barrierefreie Routen ist nicht möglich, obwohl die Deutsche Bahn in Hinblick auf ihre Bahnhöfe über die notwendigen Informationen verfügt.

Im Fenster "Reisende“ nimmt der DB Navigator Angaben zu den mitfahrenden Personen inklusive gewünschter Klasse und vorhandener BahnCards entgegen. Das kann mitunter zu Irritationen führen. Denn die angezeigten Preise gelten immer für alle hinterlegten Reisenden zusammen. Fahren Sie beim nächsten Mal alleine und entfernen die anderen Personen nicht, könnte Sie der hohe Preis stutzig machen; zumal die App außerhalb der Startansicht an keiner Stelle darauf hinweist.

Haben Sie sich für eine Verbindung entschieden, spielt der DB Navigator seine Stärken gekonnt aus. Die entsprechenden Fahrkarten lassen sich direkt in der App buchen, oftmals selbst dann, wenn es sich um Fahrten innerhalb eines Verkehrsverbunds handelt. Die Fahrkarten sammelt die App im Menü "Meine Tickets“ und sortiert sie chronologisch. Falls vorhanden, werden die Fahrkarten mit bestimmten Zusatzinformationen wie dem reservierten Platz ergänzt. Auf Wunsch überträgt die App die gebuchten Verbindungen in den Kalender des Smartphones.

Ausbaufähig ist die Verknüpfung von DB Navigator und dem Browser-Angebot – erreichbar über bahn.de. Zwar können Sie sich in beiden Angeboten mit dem gleichen Nutzerkonto anmelden, einen Datenaustausch gibt es aber so gut wie nicht. So müssen Sie eine BahnCard in beiden einzeln anlegen und über bahn.de gebuchte Fahrkarten übernimmt der DB Navigator nicht automatisch.

Die Android- und iOS-Version des DB Navigators sehen leicht unterschiedlich aus, die Menüführung ist jedoch identisch und somit auf beiden Plattformen nicht immer intuitiv. Viele Funktionen sind in einzelne Menüpunkte ausgegliedert, was unter anderem zu Dopplungen führt. So können Sie Verbundfahrkarten beispielsweise sowohl über die Verbindungsauskunft als auch über einen entsprechenden Menüpunkt kaufen. Dass sich hinter den Punkten "Ist mein Zug pünktlich?“ und "Verspätungsalarm“ unterschiedliche Funktionen verstecken, ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. iOS-Nutzer profitieren immerhin von einer Erleichterung: Für das Vorzeigen der Fahrkarte und der BahnCard müssen Sie nicht in den Tiefen der App suchen: Beides lässt sich im Wallet hinterlegen.

  • deutschland- und europaweite Auskunft
  • Echtzeitdaten
  • Fahrkartenbuchung in der App
  • übersichtliche Darstellung der relevanten Informationen
  • keine Berechnung barrierefreier Routen
  • kaum Datenaustausch zwischen Webdienst und App

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