Der nächste VW Passat im Fahrbericht: The last Edition

Der Passat geht in seine letzte Runde. Die neunte Auflage bekommt unter anderem einen verbesserten Plug-in-Hybrid. Probefahrt mit einem Vorserienmodell.

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VW Passat 2024

Der neunte VW Passat wird der Letzte seiner Art. Falls es einen weiteren Passat geben sollte, wird der keinen Verbrennungsmotor mehr haben.

(Bild: VW)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Joaquim Oliveira
Inhaltsverzeichnis

Spötter bezeichnen ihn häufig als spröden Vertreterkombi, doch Volkswagen macht mit dem Passat im Flottengeschäft ordentlich Umsatz. Trotzdem zeichnet sich ein Ende ab: Die neunte Auflage des Passats, die im September offiziell vorgestellt werden soll, wird in dieser Form die letzte sein. Einen Nachfolger mit Verbrennungsmotor soll es nicht geben. Der Passat dürfte auch einer der letzten VW-Modelle sein, die mit Verbrennungsmotoren verkauft werden. Eine erste Ausfahrt mit einem Vorserienmodell zeigt, dass man den Verkaufsschlager nicht vorzeitig abschreiben sollte.

Denn das liegt auf den ersten Blick in das Antriebssortiment natürlich nahe. Der neue Passat hat grundsätzlich einen Verbrennungsmotor eingebaut, ein batterieelektrischer Antrieb ist nicht vorgesehen. Kunden, die das bevorzugen, will VW mit dem ID.7 abholen. Geplant sind zunächst folgende Antriebe:

Plug-in-Hybride Leistung in kW
eHybrid 150
eHybrid 200
Mild-Hybride
1.5 eTSI 96
1.5 eTSI 110
Benziner
2.0 TSI 140
2.0 TSI 195
Diesel
2.0 TDI 90
2.0 TDI 110
2.0 TDI 143

Sie alle sind auf die Abgasnorm Euro 7 zumindest vorbereitet, wann auch immer diese final verpflichtend für Neuwagen werden sollte. Den größten Sprung macht der Plug-in-Hybrid. Bisher war dessen elektrische Nutzung etwas mühsam, die Kombination aus kleiner Batterie und langsamem Ladegerät war wenig attraktiv. In beiden Bereichen legt VW endlich kräftig nach. Die Batterie hat einen Energiegehalt von 18,7 kWh. Laden lässt sie sich an Wechselstrom dreiphasig mit 11 kW, an Gleichstrom sind bis zu 50 kW möglich. Unter den Plug-in-Hybriden gehört der Passat damit zur Spitzenklasse. VW nennt bei der ersten Ausfahrt mit dem Prototypen eine E-Reichweite von rund 100 km. Diese Erweiterung der Reichweite wird unter anderem für den chinesischen Markt wichtig, wo es nennenswerte Anreize für Plug-in-Hybride gibt, die mehr als 100 km elektrisch fahren können. Angeboten wird der PHEV mit 150 und 200 kW Systemleistung.

Der neue VW Passat wird mit 4,94 m etwa so lang wie eine Mercedes E-Klasse. Das Platzangebot wächst vor allem auf den Rücksitzen und im Kofferraum nochmals deutlich.

(Bild: VW)

Unterwegs fallen zwei Dinge schnell auf: Der neue Passat scheint besser gedämmt zu sein als sein Vorgänger. Das trägt ebenso zum gehobenen Komforteindruck bei wie das Fahrwerk. Optional gibt es adaptive Dämpfer, die eine größere Spanne zwischen Komfort und Härte bieten. Variieren lässt sich das in 15 Stufen, wobei man an die Unterschiede zwischen den einzelnen Abstufungen schon ein wenig glauben muss. Die verstellbaren Dämpfer (DCC Pro) haben zwei Ventile: eines für die Druck- und eines für die Zugstufe, um die vertikalen Bewegungen der Karosserie besser zu kontrollieren.

Die Verbesserungen sind sowohl auf abgesperrter Slalomstrecke als auch auf öffentlichen Straßen spürbar. Die Lenkung arbeitet präziser und erfordert weniger Kurbelei, um die Kegel des Slalomkurses zu umfahren, sodass man fast das Gefühl hat, mit einer gelenkten Hinterachse ausgestattet zu sein. Der neue Passat fühlt sich sportlicher an als zuvor. Da der Komfort nicht leidet, wird auch die Zielgruppe, die Komfort auf Langstrecken sucht, damit gut leben können.

Die letzte Passat-Generation legt auch an anderen Stellen spürbar zu. Der Kombi misst nun 4,92 m und ist damit ähnlich lang wie eine Mercedes E-Klasse. Der Radstand wächst um 5 cm auf 2,84 m, was vor allem im Fond zu merken ist. Dort war schon bisher reichlich Platz, nun ist das Raumangebot ähnlich fürstlich wie im Skoda Superb. Der Kofferraum fasst 690 Liter und damit so viel wie kein anderer Kombi auf dem europäischen Markt. Bei umgeklappter Lehne im Fond sind es 1920 Liter und damit 140 Liter mehr als bisher.

In den vergangenen Jahren hat VW nicht nur von uns reichlich Kritik für seine kostenoptimierten Innenräume bekommen. Im Vorserienmodell ist von der billigen Auskleidung nichts mehr zu sehen: Alles ist mit feinen Materialien bezogen und sorgsam verarbeitet. Der Passat bietet damit wieder jenen Oberflächenglanz, der ein Auto im Erstkontakt hochwertig erscheinen lässt. Das weckt gehobene Erwartungen auch an die Qualität, denen sich VW stellen muss.

VW hat in den vergangenen Jahren reichlich Kritik für eine billige Einrichtung bekommen. Das ist mit dem nächsten Passat vorbei.

(Bild: VW)

Vor allem aber wird die Zielgruppe erwarten, dass VW das Infotainment-Desaster endlich hinter sich lässt. Im Testwagen wirkte die Abarbeitung von Befehlen flüssiger als zuletzt im ID.3 erlebt, hier dürfte sich die leistungsstärkere Hardware bemerkbar machen. Neu sortiert wurde die Oberfläche. Am oberen Bildschirmrand sind immer fünf Schnellwahltasten, die der Nutzer nach eigenem Gusto belegen kann. – in gewissen Grenzen, versteht sich. Damit hat er Zugriff auf häufig genutzte Funktionen, ohne sich durch Untermenüs arbeiten zu müssen. Eine Idee, die hoffentlich endlich viele Nachahmer findet.

Die Wischfurche unterhalb des Bildschirms ist nun endlich beleuchtet. Gehört hat VW wohl auch die Klagen über Wischflächen auf dem Lenkrad. Der Passat hat dort wieder richtige Tasten. Hoffentlich ringen sich die Verantwortlichen bei Mercedes dazu auch bald durch. Die Verlegung des Wählhebels für die Automatik hinter das Lenkrad bringt noch mehr Platz für Ablageflächen in der verlängerten Mittelkonsole. Dorthin hat VW den Startknopf platziert.

VW rückt von Touchflächen auf dem Lenkrad ab.

(Bild: VW)

Die offizielle Vorstellung des Passats dürfte rund um die IAA in München im September erfolgen. Optisch bleiben Überraschungen aus, beim Preis darf mit etwa 40.000 Euro für das Basismodell gerechnet werden. Der Passat war noch nie ein Schnäppchen, und trotzdem als Firmenwagen sehr beliebt. Interne Konkurrenz wird ihm weiterhin der Skoda Superb machen, der ebenfalls im slowakischen Bratislava gebaut wird. Interessant wird, wie Volkswagen die ähnlich großen Autos voneinander abgrenzen will. Der erste Eindruck dieser Ausfahrt zeigt, wohin die Reise in dieser Frage gehen könnte.

Der Passat ist komfortabler und leiser als bisher, dazu fein eingerichtet und optional mit Extras wie einem noch höher auflösenden Matrix-Licht und belüfteten Massagesitzen zu haben. Der Superb wird vermutlich innen etwas schlichter, manch ein Extra dürfte ihm verwehrt bleiben. Wer damit leben kann, spart beim Kaufpreis – wie viel, wird sich zeigen. Beide bekommen zudem interne Konkurrenz durch den ID.7, der ab 2024 auch als Kombi auf den Markt kommen dürfte. Er weist im Antriebsbereich in die Zukunft, die der Passat in dieser Form nicht mehr haben wird.

(mfz)