Vorstellung VW ID.7: Elektroauto im Markenlook

VW bringt den ID.7 an den Start. Die Limousine ist konventionell in Technik und Design, was ihr auf vielen Märkten den Weg ebnen könnte.

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VW ID.7

(Bild: VW)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Spektakulär im Antriebsbereich, forsch im Design, überraschend bei Assistenz und Infotainment: All das ist der VW ID.7 nicht. Vielmehr hat sich VW darauf konzentriert, die Schwächen der bisherigen ID-Modelle Schritt für Schritt zu vermeiden. Die Limousine markiert damit keinen mutigen Neuanfang, sondern ist als Weiterentwicklung der bekannten Linie in neuer Verpackung zu verstehen. Dieses Experiment könnte durchaus erfolgreich verlaufen.

Der ID.7 wird oftmals als Elektro-Passat bezeichnet, was ein wenig verschleiert, dass er eine ganze Klasse größer ist. Mit 4,97 m ist er ähnlich lang wie eine Mercedes E-Klasse, den noch aktuellen Passat überragt er um rund 20 cm. Zwischen den Achsen misst der ID.7 fast drei Meter. Die Platzverhältnisse sind demnach nochmal besser als im Passat. Auch vier Erwachsene finden reichlich Platz. Der Kofferraum ist mit 532 Litern nicht ganz so üppig, doch hier wird VW noch nachlegen. Spätestens im kommenden Jahr dürfte der ID.7 auch als Kombi zu haben sein. Immerhin: Über eine riesige Heckklappe lässt sich auch der Kofferraum der Limousine gut beladen.

Unter dem Hashtag "Love brand" will Volkswagen zu einer Marke werden, die – wieder - begehrenswert erscheint. Ein Schritt in diese Richtung soll über das Interieur gemacht werden. Nach reichlich Kritik an der ärmlichen Innenraum-Auskleidung des ID.3 macht es VW im ungleich teureren ID.7 besser: Die Oberflächen wirken feiner, das Design weniger zusammengestückelt. Die Bedienung fast aller Funktionen erfolgt über einen zentralen 15-Zoll-Bildschirm. Wichtige Menüpunkte sind über Kacheln am unteren Rand zu erreichen. Wären sie etwas größer, müsste man unterwegs weniger genau zielen.

VW ID.7 Innenraum (3 Bilder)

Auch der Innenraum überrascht in seiner Gestaltung nicht. Das Kombiinstrument ist hier kein freistehendes Display, sondern integriert.
(Bild: VW)

Vorerst bietet VW im ID.7 einen Antrieb mit 210 kW und 545 Nm. Mehr und weniger dürfte fest eingeplant sein. Der intern APP550 genannte Elektroantrieb soll, so verspricht es VW, mehr Leistung und Effizienz gegenüber den E-Motoren in den anderen ID-Modellen bieten. Die Wicklung des Stators hat mehr Windungen und einen höheren Drahtdurchmesser. Auf der Außenseite des Stators ist ein Wasserkühlmantel untergebracht. Neu ist auch die Getriebekühlung ohne Pumpe. Das Öl im Getriebe werde durch Zahnräder und entsprechend geformte Bauteile im Getriebe verteilt, beschreibt VW.

Die Batterie im ID.7 Pro, der im Herbst auf den Markt kommt, hat 77 kWh. Im kommenden Jahr wird es mit dem ID.7 Pro S eine Version mit 85 kWh geben – ein ziemlich überschaubarer Fortschritt also. Erstmals im modularen Elektrobaukasten wird die Batterie vorkonditioniert. Das mindert unter Umständen den Verschleiß und hebt die Ladeleistung. Es bleibt bei einer Spannungsebene von 400 Volt, die Ladeleistung steigt indes leicht an. Bis zu 170 kW soll es in Verbindung mit der kleinen Batterie sein, 200 kW in der Spitze mit dem 85-kWh-Speicher. Unter anderem der guten Aerodynamik ist es zu verdanken, dass die Limousine im Zyklus bis zu 700 km Reichweite schaffen soll.

VW ID.7 (6 Bilder)

Weniger mutiger Neuanfang als vielmehr Weiterentwicklung der bekannten Linie.

Fortschritte muss VW im Bereich der Elektronik machen, denn einen Fehlstart wie beim ID.3 kann sich selbst diese Marke kaum ein zweites Mal leisten. Die Software hat inzwischen die Versionsnummer 4.0 erreicht. Die Kunden sollen das unter anderem an einem intelligenten Spurhalteassistenten spüren. Er funktioniert, so verspricht es VW, selbst auf Straßen ohne Begrenzungsmarkierung – sofern zuvor mindestens 10 Autos diese Strecke abgefahren sind und ihre Daten anonymisiert auf dem Server bei VW abgelegt sind.

Ausgeliefert wird der ID.7 ab dem Spätsommer, wobei VW sich noch immer nicht in die Karten schauen lässt, was die Limousine denn kosten wird. Fest zu rechnen ist mit einem Basispreis von rund 60.000 Euro. Mit einem Volkswagen im ursprünglichen Sinne hat das nichts mehr zu tun. Dennoch dürfte der ID.7 seine Chance haben, schließlich ist die Marke mit einem konservativen Design global erfolgreich. Stimmt die Verarbeitungsqualität und die Software tut zumindest das, was sie können soll, fehlerarm, könnte die Limousine trotz verhaltenem Fortschritt im Antriebsbereich reüssieren. Das gilt bezogen auf Europa erst recht für den Kombi, der 2023 debütieren soll.

(mfz)