Fahrbericht: E-Transporter Mercedes eVito mit größerer Batterie, mehr Leistung

Zwei Jahre nach dem Start bessert Mercedes den Antrieb im eVito deutlich nach. Die Batterie hat nun 90 kWh, der E-Motor 150 kW.

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Fahrbericht: Mercedes eVito mit größerer Batterie und mehr Leistung
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Seit gut zwei Jahren kann der Mercedes-Transporter Vito auch mit einem elektrischen Antriebsstrang bestellt werden. Dass die Kunden davon kaum Gebrauch machen, wäre ein Euphemismus ohnegleichen: 11.785 Vito wurden im vergangenen Jahr hierzulande verkauft. Davon hatten 137 den batterieelektrischen Antrieb, wobei die Bilanz durch den Dezember mit immerhin 29 eVito sogar noch aufgehübscht wurde. Die Zahlen des ersten Halbjahres sehen besser aus, wobei es „weniger schlecht“ vermutlich eher trifft: 132 eVito wurden zwischen Januar und Juni in Deutschland neu zugelassen.

Nun bessert Mercedes den Antriebsstrang im eVito nach, und das recht nachdrücklich. Die wichtigsten Daten im direkten Vergleich:

bisher neu
Max. Motorleistung in kW 85 150
Dauerleistung in kW 70 70
max Drehmoment 295 362
Batterie
Nutzbarer Energiegehalt in kWh 35 90
Reichweite in km 142 bis 186 Bis 421
Höchstgeschwindigkeit Serie 80 140
Höchstgeschwindigkeit optional 100 oder 120 160
Laden
Wechselstrom in kW 7,4 11
Gleichstrom in kW Serie - 50
Gleichstrom in kW optional - 110

Es dürfte vermutlich weniger die angehobene Spitzenleistung als vielmehr die Kombination aus schnelleren Ladeoptionen und einer sehr viel größere Batterie sein, die Kunden erfreuen werden. Denn das macht den Alltag sehr viel flexibler als bisher. Leider ist für de eVito nur Frontantrieb verfügbar, der sonst nur bei der günstigsten Einstiegsvariante des 102-PS-Diesels zu bekommen ist. Alle anderen Transporter-Versionen haben Hinterrad- und wahlweise Allradantrieb.

Mit dem Elektromotor tritt der eVito kraftvoll an. Dabei kann man über die Schaltpedale am Lenkrad wie beim Verbrenner nicht Gänge, sondern die Rekuperationsstufen wechseln. Entweder der Fahrer lässt den eVito wie bei einer Automatikversion locker rollen oder fährt ihn in der höchsten Stufe mit dem sogenannten One-Pedal-Feeling.

Dann erspart er sich das Bremsen nahezu ganz und steuer das Tempo fast immer nur mit dem Gaspedal. Man gewöhnt sich schnell an den Ein-Pedal-Modus und spendiert dem eVito dabei gleich noch mehr Reichweite. In der neuen Rekuperationsstufe D-Auto werden die Informationen der Sicherheitsassistenten vernetzt und die Stärke der Rekuperation situationsspezifisch in Echtzeit angepasst. Das klappt recht gut. Zusätzlich zu den fünf Rekuperationen bietet der eVito drei Fahrprogramme, die die Leistung zwischen 80 und 150 kW variieren. Gerade in der Stadt ist man schon mit 80 kW ausreichend mit Kraft versehen. Den Verbrauch gibt Mercedes mit 26,2 kWh/100 km an.

Dazu kommt der Geräuschkomfort. Der Dieselmotor OM654, der mehrheitlich von den Kunden im Vito bestellt wird, läuft kultivierter als sein Vorgänger OM651. Spötter meinen, angesichts der Ausgangsbasis sei dieser Fortschritt auch nicht allzu schwer gewesen. Doch natürlich kann auch der aktuelle Diesel in dieser Hinsicht mit dem eVito nicht mithalten. Man stellt schnell fest, dass einem das Diesel-Gerappel wirklich gar nicht fehlt.

Mercedes eVito 2020 (9 Bilder)

Seit zwei Jahren bietet Mercedes den eVito an - bislang mit äußerst ...

Optisch ist der Mercedes eVito von den Modellen mit den Dieselmotoren abseits der Ladeklappe vorne links im Stoßfänger nicht zu unterscheiden. Am Steuer sieht es abgesehen von dem fehlenden Wählhebel und dem ersetzten Drehzahlmesser nicht anders aus. Alle profitieren von einer aktualisierten Unterhaltungselektronik, die allerdings Lichtjahre hinter dem zurückbleibt, was Mercedes mit MBUX anderswo im Sortiment hat. Immerhin sind Android Auto und Apple CarPlay erhältlich.

Ob das alles reichen wird, den E-Anteil im Vito-Verkauf eklatant anzuheben, darf bezweifelt werden. Die wenigen Kunden bekommen ein technisch deutlich verbessertes Angebot, dürfen sich aber darauf einstellen, dass Mercedes die von 41 auf 100 kWh gestiegene Bruttokapazität einpreisen wird. Bisher kostete ein eVito ab 52.188 Euro inklusive 16 Prozent Mehrwertsteuer, die neuen Preise sollen demnächst vorgestellt werden.

(mfz)