Huawei MatePad 11,5 mit HarmonyOS im Test

Mit dem MatePad 11,5 macht Huawei bei Größe, Akku und Preis vieles richtig gut. HarmonyOS erfordert nach wie vor ein dickes Fell, kommt aber ohne Google-Zwang.

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Ein knappes Pfund schwer ist es, Huaweis aktuelles Tablet, und hervorragend verarbeitet. Aluminium kleidet die Technik ein, die flache Silhouette wird nur von der deutlich hervorstehenden Kamera an der Rückseite unterbrochen. Für ein Modell aus der Mittelklasse wirkt das Tablet hochwertig, man würde ihm auch mehr als den tatsächlichen Preis von knapp 300 Euro zubilligen.

Außer von den vier Lautsprechern, die einen ordentlichen Sound abgeben, und zwei winzigen Mikrofonlöchern wird der Rahmen nur noch durch den USB-C-Anschluss unterbrochen. Eine Klinkenbuchse hat Huawei ebenso wenig eingebaut wie einen Schacht für eine SIM- oder Speicherkarte. Das MatePad ist nicht mit Mobilfunkunterstützung erhältlich, auch nicht gegen Aufpreis. Über einen IP-Stempel und damit zugesicherten Schutz gegen Staub und Wasser verfügt es ebenfalls nicht.

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Mit einer Diagonale von 11,5 Zoll liegt das Display des MatePad im derzeit für Tablets gängigen Bereich und ist weder besonders groß noch klein. Das LCD-Panel erreicht nicht die tiefen Schwarzwerte und Kontraste eines OLED-Bildschirms, zudem ist es recht blickwinkelabhängig: Spätestens ab einem Winkel von 45 Grad erscheinen die Farben blasser und ein Grauschleier legt sich über das Bild. Die Helligkeit des Displays von knapp unter 400 cd/m2 reicht für normale Bedingungen aus, in besonders heller Umgebung dürfte es mehr sein, damit man noch alles bequem erkennen kann.

In der Voreinstellung läuft der Bildschirm mit einer Wiederholrate von bis zu 120 Hertz, abhängig von den angezeigten Inhalten. Sie lässt sich in den Einstellungen auf 60 oder 120 Hertz fixieren. Die Farbtemperatur des von Haus aus recht neutral eingepegelten Displays ist frei wählbar. Wer gerne auf dem Tablet liest, dürfte sich über die beiden E-Book-Modi für farbige und schwarz-weiße Bücher freuen.

Der nicht mehr ganz aktuelle Mittelklasse-Chip Qualcomm Snapdragon 7 Gen 1 reicht für das Brot-und-Butter-Geschäft eines Tablets völlig aus. In der Preisklasse des Huawei-Tablets tummeln sich ansonsten eher langsamere Geräte. Auch viele Spiele laufen auf dem Tablet durchaus passabel. Etwas mehr als 6 GByte RAM hätten es durchaus sein dürfen, die größere Version mit 8/128 GByte verkauft Huawei zu einem 70 Euro höheren Preis.

Der Klotz am Bein aller aktuellen Huawei-Tablets und -Smartphones bleibt die Software. Das Betriebssystem HarmonyOS verwendet Android Open Source Project (AOSP) als Unterbau, muss aber wegen des US-Embargos auf Google-Dienste verzichten. Damit ist man auf dem MatePad vom Play Store ebenso abgeschnitten wie von den vielen Cloud-Angeboten von Google – zumindest offiziell.

Risikofreudige können sich mehr Apps und sogar den Zugang zum Google-Reich über Umwege verschaffen. Dienste wie Googlefier oder GBox gaukeln vor, dass es sich bei dem Gerät um ein ganz normales Android-Modell handelt. Was genau dabei im Hintergrund passiert, ist kaum herauszufinden, und im Laufe der Zeit schloss Google häufig die Lücken, die solche Dienste ausnutzen.

Mit GBox, das sich problemlos über Huaweis App Store, die AppGallery, installieren lässt, konnten wir ohne große Probleme Apps wie Google Docs, Maps und YouTube mit unserem Konto verwenden. Direkten Play-Store-Zugang gewährt GBox allerdings nicht, die Auswahl liegt bei rund 50 Apps, mehr lässt sich per APK-Installation ranholen. Offenbar erschien das MatePad bei Google während der Einrichtung als ein Xiaomi Mi 11, so zumindest die Info-Mail über die neue Anmeldung am Google-Konto. Über GBox lassen sich Apps zudem klonen, um sie mit unterschiedlichen Benutzerkonten parallel zu verwenden.