Im Fahrbericht: Toyota Yaris Cross Hybrid

Toyota bringt ein kleines SUV auf Basis des Yaris auf den Markt, der mit seinem leistungsverzweigten Hybridantrieb geringe Verbrauchswerte im Alltag verspricht.

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Toyota Yaris Cross

Die Klasse der vergleichsweise kleinen SUV bereichert Toyota mit dem sparsamen Yaris Cross Hybrid.

(Bild: Toyota)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Es ist ziemlich ungerecht, dass Plug-in-Hybride vollkommen losgelöst davon, wie sie genutzt werden, mit reichlich Subventionen bedacht werden und gleichzeitig Hybridantriebe, die auf niedrige Alltagsverbräuche ausgelegt sind, sich fernab von solchen Zuschüssen auf dem Markt behaupten müssen. Toyota hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Ruf als Hersteller von hervorragenden Hybridantrieben erarbeitet. Im Yaris Cross, der uns für eine erste Ausfahrt zur Verfügung stand, bestätigt sich, dass Toyota im Prinzip nicht schlecht aufgestellt ist.

Der Yaris Cross ist ein SUV auf Basis eines Kleinwagens, ganz im Stil der Konkurrenz, bestehend beispielsweise auch Seat Arona, Opel Mokka und Hyundai Kona. Ein gefragtes Format, denn mit einer Länge von 4,18 Metern ist einerseits kurz genug, um in vollen Großstädten den ein oder anderen Parkplatz noch nutzen zu können, in den aktuelle Golf-Konkurrenten nicht mehr passen. Andererseits bietet der Yaris Cross insgesamt spürbar mehr Platz als die meisten Kleinwagen der Vier-Meter-Klasse. Vorn ist das Raumangebot mehr als nur genügend, hinten für Kinder allemal ausreichend. Der Kofferraum bietet zwischen 320 und 1097 Liter. Etwas lästig: Um die Lehnen der Rückbank umzulegen, muss man die Kopfstützen entfernen.

Das Armaturenbrett ist frei von gestalterischem Wagemut, was der Funktionalität zugutekommt. Toyota quält die Insassen nicht mit zögerlich ansprechendem Touch-Quatsch, alle wesentlichen Funktionen erschließen sich rasch. Man kann die Einrichtung für ein brandneues Auto etwas bieder finden, funktional ist dem Yaris Cross aber nichts vorzuwerfen. Angesichts der selbstbewussten Preise wirkt allerdings die Auskleidung des Innenraums stellenweise ziemlich schlicht. Die Verarbeitung im Testwagen war dagegen tadellos.

Toyota Yaris Cross Hybrid (14 Bilder)

Der Toyota Yaris Cross ist die SUV-Version des Kleinwagens Yaris.

Auch das Infotainmentsystem bleibt frei von jeglicher Extravaganz. Es bietet nur das, was die meisten Käufer aktuell erwarten. Android Auto und Apple CarPlay lassen sich einbinden, ein Smartphone induktiv laden. Der Klang der Lautsprecher ist akzeptabel, höhere Ansprüche werden nicht befriedigt, was auch daran liegt, dass kaum ein Yaris-Kunde das in den vergangenen Jahren eingefordert hätte. Falls doch: Für die teuersten Ausstattungslinien kann ein Soundsystem von JBL geordert werden.

Das Fahrwerk ist ganz eindeutig auf der komfortablen Seite abgestimmt. Unebenheiten werden angenehm herausgefiltert. Dass dabei die Karosserie etwas nachwippt und sich in Kurven leicht zur Seite neigt, gehört zu dieser Philosophie eben mit dazu. Der Yaris Cross wendet sich schon konzeptbedingt nicht an eine Zielgruppe, die es immer eilig hat.

Wer das verinnerlicht, wird auch mit dem gebotenen Temperament gut leben können. 11,8 Sekunden im Standardsprint und 170 km/h Höchstgeschwindigkeit sprechen für ein eher zurückhaltendes Temperament. Dem entspricht auch der Fahreindruck: Menschen, die immer als Erste an der nächsten Ampel auf den Rest warten mögen, beschreiben den Antrieb vermutlich als zäh. Wer eher mitschwimmt, erfreut sich an einem sehr niedrigen Geräuschniveau. Die drei Motoren sortieren dann im Hintergrund ihre möglichst effiziente, leistungsverzweigte Zusammenarbeit, und dieses harmonische Miteinander hat Toyota über die Jahre hinweg perfektioniert.

Eingebaut sind ein 1,5-Liter-Benziner mit drei Zylindern und im Allradmodell zwei E-Motoren. Den Verbrenner steuert 68 kW und 120 Nm bei, der vordere E-Motor 59 kW und 141 Nm. Bei der Allradvariante kommt noch ein E-Motor an der Hinterachse hinzu, der mit knapp 4 kW und 52 Nm aber deutlich schwächer ausfällt. Die Systemleistung liegt immer bei 85 kW. Im WLTP nennt Toyota 4,7 bis 5,1 Liter. Auf unserer kurzen Proberunde scheint dieser Wert nicht unrealistisch, sondern durchaus im Alltag erreichbar. Ein Testwagen, um das zu untermauern, ist bereits angefragt, denn für verlässliche Werte war diese Ausfahrt einfach zu kurz.

Die Lithium-Ionen-Batterie hat 48 Zellen, eine Nennspannung von 177,6  Volt und eine Kapazität von 4,3 Ah. Daraus ergibt sich ein Energiegehalt von knapp 764 Wh. Es reicht, um eine Lastpunktverschiebung hinzubekommen. Bei häufig wechselndem Tempo spielt das System so seine Vorteile aus. Liegt die Last leicht unter dem Bereich des besten Wirkungsgrades des Benziners, wird der kleine Speicher gefüllt – natürlich als Ergänzung zur Rekuperation. Liegt die Last leicht darüber, wird ihr Energie entnommen. Zwischen den Sitzen gibt es eine „EV“-Taste für eine rein elektrische Fahrt. Davon sollte man sich nicht blenden lassen, sondern sie vielmehr als einen Modus betrachten, in dem die E-Motoren so oft wie nur möglich allein arbeiten. Trotz der kleinen Batterie klappt das im Stadtverkehr erstaunlich häufig. Ziel des Antriebs ist aber nicht die Maximierung des E-Streckenanteils, sondern ein insgesamt niedriger Spritverbrauch.

22.690 Euro kostet das Basismodell, sieben Ausstattungslinien bietet Toyota zum Verkaufsstart im September an. Die Preise liegen insgesamt etwas oberhalb der Konkurrenz, der sparsame Antrieb muss dem Kunden also einen gewissen Zuschlag wert sein. Wie bei den Japaner üblich, gibt es kaum ein Extra einzeln, was Wünsche im Zweifelsfall schon mal teuer macht. Für eine Sitzheizung beispielsweise muss man in der Hierarchie schon zwei Stufen aufsteigen.

Die Preisliste enthält ohnehin ein paar eigenwillige Entscheidungen: Eine Rückfahrkamera ist abgesehen vom Basismodell immer inklusive, Einparksensoren dagegen erst ab der vierten Ausstattungslinie gegen Aufpreis zu haben. Ein adaptiver Tempomat ist stets serienmäßig, ein Warner für Fahrzeuge im toten Winkel erfordert dagegen eine der teuren Versionen. Das gilt auch für den Allradantrieb, der 2670 Euro Aufpreis kostet. Der Yaris Cross AWD wird mit mindestens 29.060 Euro in Rechnung gestellt. Vermutlich werden angesichts dieses üppigen Zuschlags den Allradantrieb nicht viele Yaris-Kunden ordern. Eine gute Idee, denn viel schlechter fährt das kleine SUV mit Frontantrieb sicher nicht.

(mfz)