Opel Grandland Hybrid im Fahrbericht: Sparsam mit eingeschränktem Kostenvorteil​

Opel stattet den Grandland mit einem Hybridantrieb aus. Der ist auf dem Papier etwas sparsamer, kostet aber auch deutlich mehr. Ein erster Fahreindruck.​

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Opel Grandland Hybrid

(Bild: Opel)

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Der Opel Grandland steht in dieser Form im Spätherbst seines Lebens. Mit der Vorstellung eines Nachfolgers ist noch in diesem Jahr zu rechnen. Wohin es mit dem Modellwechsel technisch geht, kann man sich anhand des im vergangenen Jahr vorgestellten Peugeot 3008 herleiten. Kurz vor Schluss nimmt Opel noch einen Hybridantrieb in das Sortiment des aktuellen Grandland auf. Der wird auch im Corsa angeboten und dürfte auch im nächsten Grandland zu haben sein. Wir konnten bereits eine kurze Ausfahrt unternehmen.

Opel hat einen neuen Dreizylinder mit 100 kW um einen Synchron-Elektromotor mit 48 Volt, einen riemengetriebenen Startergenerator und eine 890-Wh-Batterie ergänzt. Zunächst zum Benziner: Der 1,2-Liter-Dreizylinder mit Turbolader läuft im Millerzyklus. Dabei wird das Einlassventil früher als normalerweise geschlossen – der thermische Wirkungsgrad steigt. Wie bei anderen Herstellern auch wird das hier kombiniert mit einer variablen Ventilsteuerung, um die Zylinderfüllung bei hohen Drehzahlen nicht zu stark abfallen zu lassen. Mit 100 kW liegt seine Leistung etwas oberhalb des weiterhin angebotenen 1,2-Liter-Benziners, der 96 kW bietet.

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Den elektrischen Part teilt Opel gewissermaßen auf. Es gibt einen Starter-Generator mit 48 Volt, der über einen Riemen mit dem Verbrenner verbunden ist. Opel verspricht, dass er den Verbrenner auch während der Fahrt nahtlos anlassen kann. Den Hauptteil der E-Unterstützung übernimmt ein Synchronmotor, der samt Gleichrichter im Gehäuse des Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebes untergebracht ist. Er kann maximal 21 kW und 55 Nm beisteuern, die vornehmlich im unteren Drehzahlbereich des Verbrenners unterstützend wirken. Die Batterie hat einen Brutto-Energiegehalt von 890 Wh, von denen sich 432 Wh nutzen lassen. Sie ist im Grandland, anders als im Corsa, am Unterboden verbaut. Aufgeladen wird sie vor allem über die Rekuperation, doch auf dem Display mit den Energieströmen lässt sich ablesen, dass sie auch während bestimmter Lastsituationen ge- oder entladen wird.

Das Kombiinstrument im Grandland wirkt wesentlich geschickter eingepasst als im Corsa.

(Bild: Opel)

Das Versprechen dieses Zusatzbausteins ist vorrangig ein geringerer Verbrauch. Im WLTP nennt Opel kombiniert für den Hybrid 5,5 bis 5,7 Liter, im Modell mit 96 kW und Achtgang-Automatik sind es 6,4 bis 6,7 Liter. Ein Blick in die Daten offenbart, dass es aber vor allem darauf ankommt, wo der Grandland im Alltag bewegt wird. Bei hohem Tempo auf der Autobahn sind nur geringe Unterschiede im Zyklus auszumachen. Ganz anders sieht es im WLTP-Modus "Kurzstrecke" aus: Dort werden für den alleinigen Verbrenner 7,9 bis 8,2 Liter genannt, im Hybrid sollen es 4,7 bis 4,8 Liter sein. Während der ersten Proberunde erschien laut Bordcomputer ein Verbrauch von rund 6 Litern ohne größere Einschränkungen machbar.

In der Praxis fühlt sich der Hybrid etwas flotter an als das Modell ohne E-Zusatz. Gerade im unteren Drehzahlbereich ist die Unterstützung spürbar, freilich, ohne dass der Hybrid das minimal schwächere Modell deklassieren würde. Mit rund 100 kW gehören beide im Grandland zu den Einstiegsmotorisierungen. Die beiden Plug-in-Hybride bieten erheblich mehr Temperament, sind allerdings auch deutlich teurer.

Im Vergleich zum Peugeot 3008 rollt der Opel spürbar straffer ab, bisweilen sogar etwas hölzern. Bei höheren Geschwindigkeiten wird der Grandland zudem vergleichsweise laut. Auch das Infotainment spielt nicht vorn mit, wenn es um Funktionsumfang, Darstellung und Arbeitstempo geht. Kleine Details wie diese verdeutlichen, dass der Grandland in dieser Form binnen Jahresfrist eingestellt wird. Wer sich daran nicht stört, bekommt ein SUV mit sehr bequemen Sitzen und routinierter Verarbeitung.

Der Grandland wirkt innen nicht mehr frisch. Funktional allerdings gibt es nur wenig zu beanstanden.

(Bild: Opel)

Interessenten sollten außerdem gute Chancen haben, ein Angebot deutlich unter den Listenpreisen zu bekommen. Der Grandland mit Hybridantrieb kostet offiziell mindestens 36.120 Euro, was einem Aufpreis von 1800 Euro gegenüber dem Modell mit 96 kW und Automatik bedeutet. Es bräuchte also gewissermaßen einen langen Atem, um allein diese Differenz wieder reinzuholen. Das allerdings beschreibt nur die von Opel formulierte Vorstellung. In den großen Autobörsen gibt es Grandland-Neuwagen und -Tageszulassungen für zum Teil deutlich unter 30.000 Euro, was locker 5000 weniger sind als in der Preisliste aufgerufen werden. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass der reale Hybrid-Aufpreis vor Ort im Einzelfall perspektivisch kleiner wird. Sein Wertverlust dürfte ebenfalls minimal geringer ausfallen.

Der Grandland dürfte noch in diesem Jahr einen Nachfolger bekommen. Der wird dann auch mit batterieelektrischem Antrieb zu haben sein.

(Bild: Opel)

Damit zeichnet sich ab, in welchem Szenario der Hybrid im Grandland Vorteile gegenüber dem Verbrenner ausspielen kann. Dazu gehören eine lange Haltedauer, ein Fahrprofil mit überwiegend kurzen Strecken und ein gutes Angebot vor Ort. Bricht einer dieser Faktoren weg, bleibt immerhin das Gefühl, etwas weniger Sprit zu verbrennen. Das ist sicher auch etwas wert, doch wenn es vordergründig darum gehen sollte: Das können andere noch besser. Eine Alternative wäre der Toyota Corolla Cross. Für alle, die die Gesamtkosten im Blick haben, könnte auch der Umstieg auf ein Elektroauto interessant sein, selbst wenn der Anschaffungspreis höher ist.

(mfz)