US-Unternehmen will erstes kommerzielles Fusionskraftwerk bauen
Im Rennen um das erste Fusionskraftwerk der Welt lehnt sich ein US-Unternehmen weit aus dem Fenster. Es handelt sich um eine AusgrĂĽndung des MIT.
Grafik des geplanten Fusionsreaktors ARC.
(Bild: Commonwealth Fusion Systems)
Die Firma Commonwealth Fusion Systems (CFS) hat große Pläne: Anfang der 2030er-Jahre will sie das erste kommerzielle Fusionskraftwerk weltweit ans Netz bringen. Beobachter reiben sich angesichts solch selbstbewusster Ankündigungen verwundert die Augen. Erst vor einigen Monaten erklärten Experten der Leopoldina und anderer Institute, dass sie frühestens in 20 Jahren mit Fusionskraftwerken rechnen.
Tatsächlich bleibt auch CFS, ein Spin-off des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), den Beweis schuldig, die Technik so weit entwickelt zu haben, dass sie mehr Fusionsenergie liefert, als für den Betrieb benötigt wird. In einem ersten Schritt wolle es deshalb die Demonstrationsanlage SPARC am Firmensitz in Devens, Massachusetts, errichten und die grundlegende Machbarkeit beweisen. SPARC soll 2026 das erste Plasma erzeugen. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen dann in den Bau des kommerziellen ARC-Kraftwerks einfließen.
400-Megawatt-Kraftwerk geplant
Die Anlage mit dem Namen ARC soll in Chesterfield County im US-Bundesstaat Virginia entstehen und Anfang der 2030er-Jahre ans Netz gehen. Das Kraftwerk soll laut Mitteilung etwa 400 Megawatt sauberen, CO₂-freien Strom erzeugen – genug, um rund 150.000 Haushalte zu versorgen.
CFS entwickelt die Anlage in Zusammenarbeit mit dem Energieversorger Dominion Energy Virginia. Während Dominion Energy das Grundstück im James River Industrial Park bei Richmond zur Verfügung stellt und technische Expertise beisteuert, will CFS das Kraftwerk eigenständig finanzieren, bauen und betreiben.
Strombedarf wächst stark
Die Technik basiert auf Forschungsarbeiten am MIT, die im Jahr 2012 in einem Universitätskurs begannen. Dabei kommen neuartige Supraleitungsmagnete zum Einsatz, die ein kompakteres und wirtschaftlicheres Reaktordesign ermöglichen sollen. Das Unternehmen hat bisher mehr als 2 Milliarden US-Dollar an Investitionen eingesammelt.
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Kontrollierte Kernfusion gilt als vielversprechende Technik für künftige Energieversorgung. Anders als bei Kernspaltung entstehen keine langlebigen radioaktiven Abfälle. Zudem wächst der Strombedarf der Menschheit ständig. Besonders in Nordamerika wurde jüngst in einem Zehn-Jahres-Ausblick eines Netzbetreiber-Bündnisses deutlich, dass es zu wenig Erzeugungskapazitäten gibt. Der rasche Aufbau von Rechenzentren für Künstliche Intelligenz, Krypto-Mining, E-Autos, Wärmepumpen und die Energiewende lassen den Strombedarf regelrecht explodieren.
(mki)