Zuckerberg und Musk versprechen Freiheit, doch ihre KI-Deregulierung schadet
Elon Musk und Mark Zuckerberg wollen die KI-Entwicklung von Regeln befreien. Doch das führt nicht zu mehr Freiheit, sondern zu Willkür, warnt Gregor Honsel.
(Bild: J.K2507 / Shutterstock.com / Bearbeitung heise online)
Geht ihnen nicht auf den Leim! Tatsächlich haben "Tech-Bros" nur dann ein Problem mit Regeln, wenn diese nicht von ihnen selbst stammen. Elon Musk beispielsweise schwafelt zwar viel von Meinungsfreiheit, entblödet sich aber nicht, an Algorithmen herumzupfuschen, um sein Ego zu boosten oder Kritiker mundtot zu machen.
Gelingt es den Maga-Mackern, die staatliche Aufsicht kurz und klein zu schlagen, würde das bedeuten: Keine demokratisch gewählte Regierung setzt mehr die Regeln, sondern eine Clique wirrer Milliardäre. Und deren Regiment wird hart, undurchsichtig und gnadenlos.
Code is Law
Das Stichwort dazu lautet "Code is Law": Programme und Algorithmen haben eine quasi gesetzgeberische Macht. Den Gedanken hat der Internet-Aktivist Lawrence Lessig schon vor der Jahrtausendwende populär gemacht. Damals war das Phänomen noch weitgehend auf die Online-Welt begrenzt. Heute greifen Algorithmen in praktisch alle Bereiche unseres Lebens ein – von der Jobsuche über die Kreditvergabe bis zur Auszahlung von Sozialleistungen.
Gleichzeitig werden die maschinellen Entscheidungen immer intransparenter. Nicht einmal ihre Erschaffenden wissen, was sich eine KI bei ihren Entscheidungen gedacht hat. Selbst bei viel gutem Willen ist es deshalb kaum möglich, Algorithmen gegen unfaire Tendenzen zu imprägnieren. Und besonders viel guter Wille lässt sich bei Musk und Konsorten derzeit bei bestem Willen nicht beobachten. So kommt zum impliziten Bias noch das Risiko willkürlicher "Ordres du Mufti" hinzu.
Digitale Diktaturen
Die Demokratie ist ein fein austariertes System aus Kräften und Gegenkräften, Macht und Kontrolle. Man kann sich einmischen, Widerspruch einlegen, Rechenschaft einfordern. Es gibt gute Gründe, warum die EU in ihrem AI Act verlangt, dass die von Algorithmen getroffenen Entscheidungen nachvollziehbar sein müssen. Denn sonst gibt es keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Die Betreiber unregulierter Digitalplattformen sind hingegen Gesetzgeber, Polizist, Staatsanwalt und Richter in einem. Mit anderen Worten: Diktatoren.
Nein, der libertäre Feldzug gegen die staatliche Regulierung wird nicht mehr Freiheit bringen. Sondern eine neue, viel bitterere Form der Unfreiheit.
Dieser Beitrag ist zuerst bei t3n.de erschienen.
(vza)