2024 erstmals alle Luftschadstoffgrenzwerte in Deutschland eingehalten
Nach vorläufigen Auswertungen hat 2024 keine deutsche Messstation mehr eine Überschreitung der Grenzwerte für Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon gemeldet.
(Bild: Florian Pillau)
Deutschland hat 2024 zum ersten Mal die 2010 eingeführten und bis heute verbindlichen EU-Grenzwerte für die wichtigsten Luftschadstoffe eingehalten. Diesen Schluss erlauben laut Umweltbundesamt die Werte aus rund 600 Messstationen. Nach dem Feinstaub, der bereits das siebte Jahr in Folge den Grenzwert unterschritt, ist nun mit dem durchschnittlichen Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft auch das Stickstoffdioxid (NO2) ganzjährig an allen Stationen unter seiner Schwelle geblieben. Ozon als dritter Hauptschadstoff ist nie so prominent in den Schlagzeilen gewesen. Die Hauptverursacher sind Industrie und Verkehr.
Problemzone München
In der Münchner Innenstadt – lange Zeit eine der ärgsten Problemzonen – lag der Wert mit 39 Mikrogramm im vergangenen Jahr allerdings nur knapp unter der Grenze. Die Stadt hat in einer Folge von Gerichtsurteilen wegen notorischer Überschreitungen und Verzögerungstaktik jahrelang gegen Fahrverbote angekämpft, nachdem 2018 das Bundesverwaltungsgericht nach einer Klage der Deutschen Umwelthilfe die Einführung von Fahrverboten gebilligt hatte. Noch kürzlich hat München sie für einen Teil des Mittleren Rings Tempo 30 verordnet – von ursprünglichem Tempo 60.
Der messbare Erfolg kam freilich nicht allein durch die Verhängung von Geschwindigkeitslimits, sondern vielmehr durch die laufende Erneuerung des Fuhrparks auf den Straßen und einer wachsenden Zahl von Elektroautos. Auch die geförderte Nachrüstung von Partikelfiltern und die Pflicht für Neuwagen spielte eine wichtige Rolle. Je höher der Anteil an Autos mit moderner Abgasnachbehandlung, desto niedriger die Belastung, abgesehen von Autos mit betrügerischer Software. Und nicht nur in München habe auch die Elektrifizierung von Bussen im öffentlichen Personennahverkehr beigetragen, die Belastung zu senken, wie das UBA anmerkt.
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Die Behörde weist darauf hin, dass die aktuellen Grenzwerte längst nicht mehr den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Rechnung tragen. Deutlich niedrigere Grenzen sind daher für 2030 bereits im Vorlauf. Sie sehen einen auf nur mehr 20 Mikrogramm pro Kubikmeter halbierten Jahresmittelwert für NO2 vor, beim Feinstaub mit der Partikelgröße PM2,5 soll er von 25 auf 10 Mikrogramm gesenkt werden. Im Umweltbundesamt glaubt man übrigens, dass diese geplanten Werte dennoch deutlich schneller – nämlich schon 2035 – erreicht werden könnten.
(fpi)