Bericht: Chinesische Firmen bestellen mehr H20-Chips von Nvidia für DeepSeek
Alibaba, ByteDance, Tencent & Co. bestellen wohl deutlich mehr KI-Chips von Nvidia als zuvor. Grund dürfte die Integration der KI-Modelle von DeepSeek sein.
Nicht für China: Nvidias KI-Beschleuniger H100.
(Bild: Nvidia)
Die seit Anfang dieses Jahres deutlich gestiegene Nachfrage nach den vergleichsweise günstigen KI-Modellen des chinesischen Start-ups DeepSeek wirkt sich offenbar positiv auf Nvidia aus. Jetzt wird berichtet, dass der Marktführer für KI-Beschleuniger zuletzt deutlich mehr Bestellungen aus China verzeichnet. Demnach benötigen chinesische Unternehmen für die Integration der DeepSeek-Modelle in ihre Produkte und Dienste neue H20-Chips, die bislang leistungsfähigsten KI-Beschleuniger, die Nvidia nach China exportieren darf.
Schon seit 2022 dürfen Nvidia und Co. nur noch lahme GPU-Beschleuniger nach China verkaufen. Nachdem Nvidia zunächst ein Schlupfloch genutzt hatte, um abgespeckte Versionen seiner KI-Beschleuniger dorthin exportieren zu können, hat die damalige US-Regierung 2023 auch diese A800 und H800 genannten KI-Beschleuniger für China verboten. Der H20-Chip basiert auf derselben Architektur (Hopper), aber ist speziell auf die Exportbeschränkungen der USA angepasst.
H20 nicht nur bei chinesischen Großkonzernen gefragt
Zunächst haben chinesische Unternehmen Nvidias Export-Chips verschmäht, doch seit dem Aufstieg von DeepSeek hat sich das Blatt offenbar gewendet. Jetzt berichtet Reuters unter Berufung auf eingeweihte Kreise, dass chinesische Konzerne wie Tencent, Alibaba und ByteDance ihre Bestellungen für den H20 deutlich hochgefahren haben. Die KI-Chips würden für die eigenen Produkte genutzt, wo DeepSeek integriert wird, aber über Cloud-Dienste werden die KI-Modelle auch anderen Firmen in China zur Verfügung gestellt.
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Gleichzeitig heißt es aber auch seitens einer Quelle bei einem großen Server-Hersteller Chinas, dass selbst kleinere Firmen in Branchen wie Gesundheitswesen und Bildung KI-Server kaufen, die mit Nvidias H20 und DeepSeek-Modellen ausgestattet sind. Zuvor waren es demnach fast ausschließlich größere Finanz- und Telekommunikationsunternehmen, die solche Server für künstliche Intelligenz (KI) angeschafft haben.
H20-Nachfrage auch wegen neuer US-Exportbeschränkungen?
Allerdings schreibt die Nachrichtenagentur weiterhin, dass die neue US-Regierung unter Donald Trump auch den H20-Export nach China beschränken könnte. Strengere Exportbeschränkungen wurden intern bereits diskutiert. Entsprechende Vorüberlegungen hätten bereits während der vorherigen Biden-Administration begonnen. Die Exportbeschränkungen sollen verhindern, dass leistungsfähige KI-Beschleuniger für die Aufrüstung des chinesischen Militärs genutzt werden können. Das könnte neben DeepSeek ein weiterer Grund für die zuletzt erhöhte H20-Nachfrage sein.
Die chinesischen Konzerne Tencent, ByteDance und Alibaba haben sich auf Nachfrage nicht zu dem Bericht geäußert, hatten zuvor aber bereits Pläne verkündet, KI-Modelle von DeepSeek zu integrieren. So plant Tencent, die Technologie in die in China nahezu unverzichtbare WeChat-App einzubauen, die dort nicht nur für den Nachrichtenaustausch, sondern auch für Zahlungsverkehr genutzt wird. Der chinesische Autohersteller Great Wall Motor (GWM) hat DeepSeek-Modelle bereits in sein vernetztes Fahrzeugsystem integriert.
Eine Million H20-Chips für 2024 geschätzt
Marktbeobachter schätzen, dass Nvidia letztes Jahr rund eine Million H20-Chips ausgeliefert hat, was mehr als 12 Milliarden US-Dollar Umsatz generiert hätte. Das wären deutlich mehr, als Ende 2024 berichtet wurde. Demnach kauft Microsoft die meisten Nvidia-Beschleuniger, gefolgt von ByteDance und Tencent. Die chinesischen Konzerne kommen laut der Studie aber zusammen auf weniger als eine halbe Million gekaufter KI-Chips. Alibaba wurde dabei nicht genannt.
Nvidia wollte auf Nachfrage keine Zahlen zu den China-Exporten nennen und erklärte nur, dass sich die eigenen Produkte "aufgrund ihrer Leistung in einem hart umkämpften Umfeld" durchgesetzt hätten. Der Grafikchiphersteller wird heute neue Geschäftszahlen vorlegen. Dann dürften die Auswirkungen auf den Umsatz deutlich werden.
(fds)