Ex-Chef: Intel-Vorstand feuern und Pat Gelsinger zurĂĽckholen
Der frühere Intel-Chef Craig Barrett plädiert für eine Entlassung des kompletten Intel-Boards. Eine Zerschlagung helfe Intel nicht.
(Bild: heise online / mma)
Der Ende 2024 entlassene Intel-CEO Pat Gelsinger bekommt Rückendeckung von einem seiner Vorgänger. Craig Barrett – von 1998 bis 2005 Intel-CEO – gibt nicht Gelsinger, sondern dem Firmenvorstand die Schuld an Intels schlechter Lage. Barrett würde den Vorstand feuern und Gelsinger als Chef zurückholen, damit er Intels internen Umbau vollenden kann.
Eine Zerschlagung in zwei Firmen – eine, die weiter Prozessoren entwirft, und einen getrennten Chipauftragsfertiger – sieht Barrett kritisch. Verschiedene solcher Geschäftsmodelle geistern seit Monaten durch die Gerüchteküche. Dazu gehören auch Spekulationen, der weltweit größte Chipauftragsfertiger TSMC könnte in die Fertigungssparte Intel Foundry einsteigen oder deren Halbleiterwerke übernehmen.
In einem MeinungsstĂĽck auf Fortune schreibt Barrett:
"Hört bitte auf, über die Zerschlagung eines Unternehmens und die damit verbundenen Komplikationen und Ablenkungen zu reden. Das Unternehmen hat mehrere CEOs und Vorstände erlebt, die die falschen Dinge getan haben.
[…]
Derzeit wird das Unternehmen von einem Finanzchef und einem Produktmanager geleitet. Die Herausforderung für Intel besteht darin, jemanden zu finden, der das Geschäft der Chipherstellung versteht, und nicht jemanden, der seine Zeit damit verbringt, das Unternehmen in zwei Teile zu spalten. Auf dem Weg dorthin solltet ihr euch auch Gedanken über den Vorstand von Intel machen. Er trägt die endgültige Verantwortung für das, was mit Intel im letzten Jahrzehnt geschehen ist.
[…]
In dem Moment, in dem ihr Intels Aufspaltung ankündigt, verliert ihr das Momentum und die Ressourcen, die ihr für den Erfolg braucht. Meiner Meinung nach wäre es weitaus besser, den Intel-Vorstand zu entlassen und Pat Gelsinger wieder einzustellen, um die Arbeit zu Ende zu bringen, die er in den letzten Jahren mit Bravour erledigt hat."
Intels 18A auf Augenhöhe mit TSMC
Barrett sieht Intels nächste Prozessgeneration 18A mit TSMCs kommender 2-Nanometer-Technik gleichauf. Intel ist laut ihm aus technischer Sicht zurück. "Wenn Intel eine gleichwertige oder bessere Technologie als TSMC hat, ändert sich das Spiel." Dann könnte die Intel Foundry wichtige Kunden gewinnen. Gerüchten zufolge testen derzeit Nvidia und Broadcom Intels 18A-Prozess.
"Intel scheiterte bei seinen früheren Bemühungen im Foundry-Geschäft aus dem einfachen Grund, dass es keine wettbewerbsfähige Technologie hatte. Die beste Technologie setzt sich durch, da man bei der Verwendung einer älteren Version im Nachteil ist. Natürlich muss Intel einen guten Kundenservice, faire Preise, garantierte Kapazitäten und eine klare Trennung zwischen Chipdesignern und ihren Foundry-Kunden bieten, aber es ist unbestritten, dass die beste Technologie gewinnt. Intel war früher bei Technologie und Chipdesign führend. Bei der Entwicklung von Chips hat das Unternehmen immer noch mit dem Übergang zu KI-Anwendungen zu kämpfen, aber in der Fertigungstechnologie sind sie auf jeden Fall zurück.
Hören wir also auf, über die Zerschlagung von Intel als einzige Lösung zu reden. Reden wir stattdessen darüber, dass Intel auf der Grundlage von Intels technologischem Wiederaufschwung in das aktuelle High-End-Foundry-Geschäft von TSMC vordringen sollte."
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Ex-Ingenieure kritisieren Intels Firmenkultur
Zuvor äußerten sich bereits Intels früherer Architekturchef Raja Koduri und Ex-Chefingenieur Jim Keller zu den Schwierigkeiten der Firma. Zu einem möglichen Verkauf schrieb Keller: "Das ist keine Wertschöpfung für die Aktionäre, sondern ein Ausverkauf. Das macht mich traurig."
Koduri verfasste einen ganzen Artikel, in dem er Intels interne Bürokratie und eine schlechte Entscheidungsfindung kritisierte. Intels Ingenieure könnten so nicht mehr innovieren.
(mma)