"Etwas faul im Staate Cupertino": Kritik an Apple nach Siri-KI-Verschiebung

Ein prominenter Apple-Blogger übt starke Kritik an Apples Kommunikationspolitik im Hinblick auf Siri und KI. Dem Konzern fehle es zunehmend an Konsistenz.

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Apple-Intelligence-Icon mit Farbverlauf

(Bild: Apple)

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Fehlt es Apple aktuell an Konsequenz und Konsistenz? Nach der überraschenden Verschiebung wichtiger KI-Funktionen für die Sprachassistentin Siri auf das kommende Jahr bekommt der iPhone-Hersteller einiges an Kritik ab, insbesondere an seiner Kommunikations- und Vorstellungspolitik. Das Unternehmen, das bislang nur selten Produkte vorab ankündigt, um Enttäuschungen zu vermeiden, soll die Apple-Intelligence-Features im vergangenen Sommer annonciert haben, ohne dass sie absehbar fertiggestellt waren. Stattdessen hatte der Konzern nur eine Demonstration präsentiert. Eine dazu passende Fernsehwerbung hat Apple mittlerweile von YouTube getilgt. Nun hat sich auch der prominente Apple-Blogger John Gruber geäußert, dem gegenüber Apple die Information zu den Siri-Problemen in Form einer Stellungnahme am vergangenen Freitag übermittelt hatte. In seinem Text findet er harsche Worte. Ursprünglich wollte Apple Siri mehr Kontext zum Benutzer geben, eine direkte App-Steuerung zulassen sowie Bildschirminformationen auslesen, um mit diesen per Sprache zu interagieren.

Grubers Ansicht nach ist derzeit "etwas faul im Staate Cupertino". Er ärgere sich selbst darüber, die mögliche Verzögerung nicht vorab abgesehen zu haben. "Keynote für Keynote, Produkt für Produkt, Feature für Feature, Jahr für Jahr hat sich Apple von einem Unternehmen, von dem man nicht glauben konnte, dass es überhaupt zahlungsfähig bleiben würde, zum mit Abstand glaubwürdigsten Unternehmen der Tech-Branche entwickelt." Doch genau diese Glaubwürdigkeit sei seit Juni 2024, als die neuen Features gezeigt wurden, beschädigt. Seiner Ansicht nach würden "Karrieren enden", bevor Apple zu dem Niveau zurückkehrt, bei dem man wüsste, dass einer Aussage zu glauben sei.

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Das "Fiasko" bestehe nicht darin, dass Apple mit Apple Intelligence im Verzug ist. Es gehe auch nicht darum, dass das Unternehmen letzte Woche "eine peinliche Verzögerung der versprochenen Funktionen" ankündigen musste. "Das sind Probleme, keine Fiaskos, und Probleme kommen vor. Sie sind unvermeidlich." Führungspersönlichkeiten bewiesen ihr Können dann aber nicht dadurch, "wie sie mit Erfolgen, sondern wie sie mit Problemen umgehen – wie sie sie erkennen, verstehen, anpassen und lösen". Apple habe aber eine Geschichte in die Welt gesetzt – eben die Kontextfähigkeiten von Siri – "die nicht wahr gewesen ist". Es sei eine Geschichte gewesen, "von der einige Leute im Unternehmen mit Sicherheit wussten, dass sie nicht korrekt ist". Auf dieser Grundlage sei aber der künftige Kurs festgelegt worden, so Gruber.

Gruber schreibt weiter, seiner Ansicht nach sei die "personalisierte Siri" zum Zeitpunkt der WWDC "keine Demo" gewesen, sondern ein "Konzeptvideo". Konzeptvideos seien aber "Bullshit und ein Zeichen dafür, dass eine Firma in Unordnung geraten ist, wenn nicht sogar in eine Krise". Gruber forderte Apple-Chef Tim Cook auf, bei einem Unternehmenstreffen das Siri- und Apple-Intelligence-Debakel anzugehen und zu lösen. "Wenn es ein solches Treffen nicht gab und es nicht bald passiert, war es das." Sobald "Mittelmäßigkeit, Rechtfertigungen und Bullshit einmal Wurzeln geschlagen haben, übernehmen sie [den Laden]." Eine Kultur der Exzellenz, Verantwortung und Integrität könne dies nicht akzeptieren.

Die harten Worte des Apple-Bloggers sind auch deshalb ungewöhnlich, weil er für seine gute Beziehung in die höchsten Sphären Cupertinos bekannt ist. So hält er regelmäßig Live-Events zur Entwicklerkonferenz WWDC ab, bei der wichtige Manager Apples auftreten. Dass Apple Produkte verschiebt oder ganz einstellt, gab es in der Vergangenheit allerdings durchaus. Berühmtestes Beispiel ist das Mehrfachladegerät AirPower, das Apple nach Jahren der Entwicklung abkündigen musste. Das sei, so Gruber, aber an der Peripherie gewesen – und kein so wichtiger Bereich wie nun Siri und Apple Intelligence. Auch ein Autoprojekt hatte Apple nach Milliardeninvestitionen beendet, es war jedoch nie offiziell bestätigt worden.

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(bsc)