EU-Kommission geht gegen Pornhub, XVideos und Co. vor
BrĂĽssel leitet Digital-Service-Act-Verfahren wegen unzureichender Altersverifikation ein. Stripchat verliert seinen Status als sehr groĂźe Plattform.
(Bild: platinumArt/Shutterstock.com)
Die Europäische Kommission hat Verfahren gegen vier große Pornografie-Plattformen eingeleitet. Pornhub, Stripchat, XNXX und XVideos sollen zu wenig für den Schutz Minderjähriger vor pornografischen Inhalten unternommen haben. Das verstoße gegen den Digital Services Act (DSA), teilte die Kommission mit. Sollte sich der Verdacht erhärten, drohen Anordnungen oder sogar Bußgelder von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.
Nach Angaben der Kommission verfügen die betroffenen Plattformen nicht über "angemessene und verhältnismäßige Maßnahmen", um ein hohes Maß an Privatsphäre, Sicherheit und Schutz für Minderjährige zu gewährleisten. Konkret bemängelt Brüssel das Fehlen wirksamer Altersverifikationstools, die verhindern sollen, dass Kinder und Jugendliche auf Erwachseneninhalte zugreifen können.
Keine ausreichenden Risikobewertungen
Die Plattformen hätten zudem keine ausreichenden Risikobewertungen vorgelegt, um negative Auswirkungen auf Kinderrechte und das geistige sowie körperliche Wohlbefinden der Nutzer zu identifizieren und zu mindern, lautet der Vorwurf.
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Im Zuge der jetzt eingeleiteten Untersuchung sollen weitere Informationen eingeholt werden und Befragungen stattfinden. Die betroffenen Unternehmen können dem allerdings auch zuvorkommen und sich zur Problembehebung verpflichten. Die Verfahren basieren auf der Analyse von Risikobewertungs- und Prüfberichten, die die Plattformen im Juni und Dezember 2024 vorgelegt hatten, sowie auf Antworten auf Informationsanfragen der Kommission.
Stripchat verliert Sonderstatus
Parallel zu den Verfahren kündigte die Kommission an, dass Stripchat seinen Status als "Very Large Online Platform" (VLOP) verliert. Die Plattform hatte selbst einen entsprechenden Antrag gestellt, nachdem ihre durchschnittliche monatliche Nutzerzahl in der EU ein Jahr lang unter dem relevanten Schwellenwert lag. Die besonderen VLOP-Verpflichtungen enden für Stripchat vier Monate nach der Statusänderung. Die Aufsicht übernimmt dann die zypriotische Rundfunk- und Fernsehbehörde.
Die Mitgliedstaaten sollen zusätzlich zum Kommissions-Verfahren durch eine koordinierte Aktion gegen kleinere pornografische Plattformen vorgehen. Diese fallen unter die Aufsicht der jeweiligen nationalen Digital Services Coordinators (DSC) und sollen ebenfalls auf DSA-Konformität geprüft werden.
EU-Altersverifikations-App in Planung
Als technische Lösung entwickelt die Kommission gemeinsam mit den Mitgliedstaaten eine "White Label"-Altersverifikations-App, die bereits im Sommer 2025 verfügbar sein soll. Die Anwendung basiert auf derselben Technologie wie die für Ende 2026 geplante EU Digital Wallet und soll eine datenschutzkonforme Altersverifikation ermöglichen, ohne weitere Identitätsinformationen preiszugeben.
(mki)